love sheriffs
Ich habe mehr Quellen ...«
»... als der Nil, ich weiß. Der hat aber nur zwei.«
Werner lacht. »Und ich habe mehr.« Dann wird er unvermittelt ernst und winkt mich zu sich heran. »Weißt du, wie das für mich aussieht?«, sagt er leise, nachdem er sich mit einem Seitenblick davon überzeugt hat, dass niemand in der Nähe ist. »Du und die Teuser zusammen auf Probe -das ist keine Bewährungsfrist für euch beide, das ist ein Auswahlverfahren. Die da oben wissen genau, dass zwei so zerstrittene Frauen nur das Arbeitsklima vergiften würden. Die warten, wer von euch den ersten Fehler macht, und setzen ihn vor die Tür. Dann gibt es einen neutralen Kündigungsgrund, der nichts mit der für die Kortmanns peinlichen Geschichte von neulich zu tun hat. Du musst sehr vorsichtig sein.«
»Ach, komm«, winke ich ab. »Das glaube ich nicht.«
»Aber die Teuser. Die hat ihre Truppen schon in Stellung gebracht. Schnell ist sie ja, das muss man ihr lassen. Gestern hat sie hier wieder angefangen und heute lässt sie schon deinen Computer verminen.«
Ich schaue ihn verständnislos an. »Wie meinst du das?«
»Gerade vor fünf Minuten habe ich Bluhmfeld an deinem Computer sitzen sehen. Komischer Zufall, nicht? Nur einen Tag, nachdem die Teuser wieder im Haus ist. Ich bin sicher, sie hat ihn dazu angestiftet, dir irgendeine kleine Gemeinheit auf deine Festplatte zu installieren. An deiner Stelle würde ich schnell hin und dem Kerl auf die Finger gucken, bevor es zu spät ist.«
»Aber ich kenne mich mit dem Computerquatsch doch überhaupt nicht aus.«
»Egal, Pia. Bluhmfeld weiß das ja nicht. Vielleicht traut er sich nicht, seine Manipulationen durchzuführen, wenn du ihm dabei über die Schulter schaust.«
Mein Schreibtisch steht im hinteren Teil des Büroparks in der Nähe des Konferenzraumes. Dass die Plätze auf der Fensterseite alle vergeben sein würden, war ja klar. Dafür sitze ich unmittelbar am Flur, quasi direkte Anbindung zu den Toiletten. Immerhin steht auf meinem Schreibtisch ebenfalls ein neuer, schicker Flachbildschirm, und da die Rückwand des kompletten Büros mittels Fototapete in einen Wald verwandelt wurde, kann ich ebenfalls einen schönen Ausblick auf die Natur genießen. Solange keiner meiner männlichen Kollegen auf die Idee kommt, gegen einen der Fotobäume zu pinkeln, brauche ich auch kein Fenster, um frische Luft hereinzulassen und den betreffenden Kollegen hinauszubefördern.
Bluhmfeld sitzt tatsächlich an meinem Schreibtisch und macht sich an meinem Computer zu schaffen. Er hat seine Schuhe ausgezogen und sich gemütlich im Schneidersitz auf meinen Stuhl gepflanzt. Als er mich sieht, unterbricht er kurz seine Arbeit und nickt mir knapp zu. Er ist jünger als ich, verdient aber schätzungsweise das Doppelte, also ist er schon mal von vornherein unsympathisch. Sein Gesicht verfügt noch nicht über diese neuartige Applikation -wie heißt sie noch gleich? - ach ja, richtig: Lächeln. Wenn er sich endlich einmal dieses Lächel-Update downloaden würde, wäre er gar nicht so hässlich. Aber wahrscheinlich ist er überhaupt nicht lächelkompatibel.
»Ist der Kasten kaputt?«, frage ich und stelle mich hinter Bluhmfeld, damit ich sehe, was er genau macht.
»Nein, Änderung in der Netzarchitektur, Serververbindung, Konfiguration, neue Zugriffsrechte, dauert nicht lange«, brabbelt er, ohne mich anzusehen, in den Monitor. Seine Finger fliegen dabei nur so über die Tastatur: tiptiptip und klick und klick und Zusatztip und Doppelklick. Mir wird ganz schwindelig beim Zusehen. Konzentriere dich, Pia!, ermahne ich mich. Ich könnte mir zwar ebenso gut das Glücksrad auf Chinesisch ansehen, aber wenn ich mich konzentriere und ein paar Vokale kaufe, kann ich ja vielleicht doch den einen oder anderen Begriff erkennen, sodass ich möglicherweise die Ahnung einer Ahnung eines Verdachts davon bekomme, was dieser Mann hier eigentlich tut.
»Das geht ja fix«, sage ich mit gespielter Bewunderung. »Haben Sie den anderen Computern eigentlich auch diese Konfiguren ins Netz serviert? Oder machen Sie das nur bei mir?«
»Hören Sie, warum trinken Sie nicht einfach einen Kaffee, bis ich hier fertig bin«, fragt er mich genervt bis zu den gegelten Haarspitzen. »Sie können mir gleich einen mitbringen. Schwarz, bitte, ohne Zucker.«
Ich bleibe stehen wie einbetoniert. »Tut mir leid«, sage ich. »Fürs Kaffeeholen habe ich keine Zugriffsrechte.«
Jetzt schaut er doch einmal kurz vom Monitor auf und wirft mir
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