love sheriffs
abwehrend beide Hände vor die Brust. »Das war kein Antrag. Ist mir nur so eingefallen. Etwas besonders Feierliches eben. Ich hätte auch Beerdigung -sagen können.«
»Hochzeit oder Beerdigung, das kommt für dich also aufs Gleiche raus? Interessant. Und mein Auto kann man Crocks getrost geben, aber deins lieber nicht, weil das zu riskant wäre. Sehe ich das richtig?«
»Deinem Fiat passiert schon nichts«, sagt mein Freund und besitzt dabei doch tatsächlich die Frechheit, genervt zu klingen.
»Du meinst, Crocks hat bereits alle Dinosaurier ausgerottet?«
»Ja, er hatte nur dieses eine Styropormodell. Deshalb hat er ja so aufs Gas gedrückt, damit es auf dem Video toll aussieht, wenn er dagegendonnert. Er hatte nur diesen einen Versuch. Leider war die Nebelmaschine hinter den Sauriern nicht aus Styropor.«
»So ein Pech. Blöderweise ist der Großteil der Welt nicht aus Styropor. Ich hoffe, du hast das deinem Bruder klargemacht, bevor du ihn in mein Auto gesetzt hast.«
Da mir nichts anderes übrig bleibt, lasse ich mich schließlich von Max zum Haus meiner Eltern fahren. Meine Mutter hat mir bei ihrer Abreise zwar nicht angeboten, dass ich ihren Mercedes benutzen darf. Aber sie hat es mir auch nicht ausdrücklich untersagt. Das heißt, ich darf auf mildernde Umstände hoffen, falls sie mich wegen Autodiebstahls vor Gericht bringen sollte.
Mit einem flüchtigen Eigentlich-bin-ich-sauer-aber-ich-will-mal-nicht-so-sein-Kuss verabschiede ich mich noch im Auto von meinem Freund. Doch Max steigt ebenfalls aus und kommt mit mir ins Haus. Er wolle sich zuerst davon überzeugen, dass der Mercedes auch anspringt. Schließlich stehe er schon seit ein paar Wochen in der Garage. Das sei Gift für die Batterie.
Wir begrüßen Rosina und mein Freund bietet sich sogar an, ihr eine Stunde Gesellschaft zu leisten: Füttern, Bürsten, Spielen, Kloreinigung allinclusive. Ich könne ruhig schon fahren.
»Schlechtes Gewissen steht dir«, sage ich. »Trag es ruhig ein Weilchen.«
»Falls die Batterie keinen Saft mehr hat, komme ich raus und helfe«, meint Max, als ich mich mit einem Das-Leben-ist-zu-kurz-um-ewig-sauer-zu-sein-Kuss verabschiede.
»Ja, klar, du Sexprotz!« Lachend trete ich vor die Haustür und hole dann meinen Mercedes aus der Garage. Er springt problemlos an, Sitz und Rückspiegel sind genau richtig eingestellt, im Radio läuft Robbie Williams, ein perfekter Start. »Du brauchst dich überhaupt nicht bei mir einzuschleimen«, sage ich. »Wenn meine Mutter zurück ist, gehörst du wieder ihr. Gewöhne dich also nicht zu sehr an Geschwindigkeitsübertretungen und den Geruch von Pommes. Das gibt‘s nur heute.«
Mein Freund ist auf die Terrasse gekommen und winkt mir zum Abschied zu. Ich hupe zweimal, dann bin ich auch schon on tbe road. Im Rückspiegel beobachte ich, wie Max immer kleiner und kleiner und kleiner wird, bis er schließlich ganz verschwunden ist.
An das Auto könnte ich mich glatt gewöhnen. Der Motor schnurrt wie Rosina, nur leiser. Der Sitz ist bequemer als meine Wohnzimmersessel und sogar im Handschuhfach ist es aufgeräumter als bei mir, ganz egal wo. Meine Mutter, die Perfektionistin, hat sogar die CDs im CD-Wechsler alphabetisch eingeordnet.
Eigentlich hätte man nur einen Blick in das Wageninnere werfen müssen für die Erkenntnis, dass meine Mutter nie im Leben ihr Richteramt aufgegeben hätte, um in Zukunft nur noch Künstlerin zu sein. Die Möglichkeit hatte sie. Ihre ersten Ausstellungen waren erfolgreich, ihre Bilder kamen bei den Leuten gut an, sie bekam gute Kritiken in verschiedenen Kunstzeitschriften und vor allem besitzt sie genügend finanziellen Rückhalt. Ihr Name galt schon als Geheimtipp unter den Kunstfreunden, als sie sich dazu entschloss, die Malerei nur noch als Hobby zu betreiben und ihre Bilder nicht mehr auszustellen und zu verkaufen. Sie hatte uns allen und sich selbst gezeigt, dass manchmal Jugendträume auch verspätet noch wahr werden können. Den Traum dann in aller Konsequenz auszuleben, das war überhaupt nicht notwendig. Wenn Träume Realität werden, verlieren sie ihr Funkeln und Glänzen und fangen an zu rosten. Träume zu verwirklichen, das ist ein bisschen so, als wenn man seine große Liebe heiratet. Theoretisch klingt alles ganz wunderbar, aber in der Praxis ist dauernd das Badezimmer besetzt und die TV-Fernbedienung in den Händen eines Irren.
Es sind diese unerwarteten Bärenfallen in einer Beziehung, die ich als Love Sheriff entschärfen soll.
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