love sheriffs
Seitdem Daniel Brunner mir den Stern angesteckt hat, ist eine Woche vergangen. In der kürzlich erschienenen Ausgabe der XX wurde der neue Service bereits angekündigt. Im nächsten Heft soll dann über unsere ersten Aktionen berichtet werden. Ein paar interessante Fälle haben die Teuser und ich schon herausgesucht und die betreffenden Leserinnen angeschrieben. Sobald sich eine von ihnen meldet und einen Love Sheriff anfordert, geht es richtig los.
Meine Handtasche auf dem Beifahrersitz klingelt. Da ich grundsätzlich beide Hände und meinen Kopf in die Tasche stecken muss, um etwas darin zu finden, fahre ich an die Seite. Zum Glück befinde ich mich gerade in einem Viertel, wo nur wenig Verkehr herrscht. Neben einer Lagerhalle, deren graffitiverschmierten Wände mich an Tanjas Wohnung erinnern, schalte ich in den Leerlauf und krame nach meinem Handy.
Es ist der Verkäufer des Möbelgeschäfts, in dem ich nach einem Ersatz für die Lampe und den Gartentisch meiner Eltern gesucht habe. Ganz stolz berichtet er mir, dass er bei einem seiner Lieferanten eine ähnliche Lampe entdeckt habe. Allerdings sei sie nicht ganz billig. Ob er sie dennoch für mich bestellen solle.
Ich muss zwar schlucken, als er mir den Preis von fast dreihundert Euro nennt, erteile aber dann doch den Auftrag. Bevor ich mir die nächsten Jahre spöttische Bemerkungen meiner Mutter anhören muss, beiße ich lieber in den sauren Apfel.
»Aber die Lampe muss völlig identisch sein«, fordere ich. »Selbst ein CSI-Team dürfte keinen Unterschied bemerken, klar? Und ich brauche sie auf jeden Fall vor Dezember.«
Anfang Dezember wollen meine Eltern nämlich zurückkommen, sodass ich gerade noch zwei Monate habe, um Lampe und Gartentisch zu ersetzen.
Der Verkäufer verspricht mir, nun auch gezielt nach dem Tisch zu suchen. Er werde sein Bestes tun, was immer das heißen mag. Das macht schließlich jeder. Ich habe noch niemanden getroffen, der mir versprochen hat, er gebe sein Zweitbestes oder mache es besonders mittelmäßig. Alle geben immer alles. Aber das ist gelogen. Warum gibt es wohl so viel Murks auf der Welt? Nur beim Vermurksen scheinen sich alle tatsächlich gewaltig ins Zeug zu legen. Mich selbst eingeschlossen.
Während meines Telefonats ist der Motor ausgegangen. Ich drehe den Zündschlüssel, aber das Auto springt nicht an. Ich drehe und drehe und drehe und das Auto springt und springt und springt nicht an. Na toll! Scheinbar hat die Batterie durch das lange Nichtstun doch Schaden genommen. Ich bin aber sicher, sie versucht ihr Bestes.
Immer wenn ich nicht weiß, was ich machen soll, falle ich entweder in Paralyse oder ich rufe jemanden an. Max soll herkommen und seinen Saft mitbringen. Schließlich ist er schuld, dass ich in dieser Lage bin. Ich habe schon ein paar militärische Kommandos auf der Zunge, um ihn zur Eile anzutreiben, aber es nimmt niemand ab, den ich anschreien könnte. Und jetzt? Max geht nicht ran, mein Papa ist in der Toskana, Tanja spielt immer noch die Beleidigte und mit meinen anderen Freunden muss ich mich erst noch anfreunden, bevor sie mir helfen dürfen.
Ich versuche noch ein Mal, den Motor zum Laufen zu bringen, indem ich den Zündschlüssel drehe und gleichzeitig aufs Lenkrad haue. Der Mercedes macht keinen Mucks. Na ja, den Versuch war es wert.
Die paar Gestalten, die ich bei einem hilfesuchenden Rundumblick entdecke, veranlassen mich, die Türverriegelung runterzudrücken. Auf einer Wand der Lagerhalle lese ich in großen Buchstaben: FUCK THE WORLD!
Da hätte ich viel zu tun. Umgekehrt wird wohl eher ein Schuh draus. Die Welt ist gerade dabei, es mir wieder mal richtig zu besorgen. Hey, danke Welt, schon wieder ein Orgasmus!
Bevor ich den ADAC alarmiere, rufe ich in der XX an, um meinen Chefredakteur zu informieren, dass ich später komme. Was für seltsame Dinge man macht, in der Probezeit! Wenn ich Glück habe, ist er noch nicht in der Redaktion, und ich brauche nur seiner Sekretärin Bescheid zu geben. Aber auch die scheint noch nicht im Büro zu sein. Beinahe hätte ich wieder aufgelegt, als doch noch jemand abnimmt.
»Einen wunderschönen guten Morgen. Daniel Brunner hier.«
So viel Fröhlichkeit macht mich ganz sprachlos. »Ja, danke, hallo«, bringe ich schließlich hervor. »Auch einen schönen, äh, wunderschönen, supertollen, grandiosen, genialen, äh, Morgen. Pia Herzog hier. Ich wollte nur sagen, ich bin liegengeblieben. Ich komme später. Ich meine, mein Auto. Mein Auto ist
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