love sheriffs
Sie mir gerade den Kopf massieren?«
»Theoretisch sogar jeder auf der ganzen Welt«, sagt er und drückt mich wieder sanft in den Stuhl, als ich aufspringen will. »Nicht wieder verspannen, Pia. Bleiben Sie ganz ruhig, wir machen schließlich nichts Verbotenes, oder? An Webcams sollten Sie sich schon einmal gewöhnen. Ich habe auch eine im Konferenzraum installieren lassen. So können Freunde und Angehörige unserer Mitarbeiter oder unsere Leser direkt einen Einblick bei uns bekommen. Das Angebot ist natürlich noch beschränkt. Aber ich plane eine Internet-Ausgabe der XX und ich möchte, dass die Online-Redaktion dann ebenfalls online arbeitet. Natürlich auf freiwilliger Basis, versteht sich. Eine Art reale Doku-Soap im Internet, sodass die Leser den Entstehungsprozess direkt mitverfolgen können. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.«
»Da melde ich mich jetzt schon mal freiwillig, um an diesem Online-Dingsbums nicht mitmachen dürfen zu müssen«, sage ich. »Meine Kopfschmerzen sind übrigens weg. Danke schön.«
Er hört aber nicht auf, sondern trommelt mit seinen Fingern leicht gegen meine Stirn. »Wir müssen ohnehin noch auf Beate warten«, sagt er. »Sie soll schließlich dabei sein, wenn ich erkläre, was ich mit Ihnen beiden vorhabe.«
Und das war‘s dann mit Entspannung für mich.
Kurz darauf erscheint auch schon die Teuser, als unser Chefredakteur gerade an meinen Ohrläppchen reibt. Sie wirkt etwas außer Atem. Mit einem wütenden Seitenblick auf mich sagt sie: »Entschuldigen Sie, Daniel, aber ich wurde in der Bildredaktion aufgehalten.«
Daniel winkt ab und fordert sie auf, sich einen Kaffee zu holen. Während die Teuser sich bedient, beendet Daniel meine Kopfmassage. »Na, habe ich zu viel versprochen?«, fragt er mich fröhlich. »Wie fühlt sich Ihr Kopf jetzt an, Pia?«
In meinem Kopf dröhnen immer noch seine Worte von eben: WAS ICH MIT IHNEN BEIDEN VORHABE.
BUMM! BUMM! BUMM! BUMM! BUMM!
Mein Kopf fühlt sich an, als wäre gerade Riverdance in ihm aufgetreten. In Holzplatinen statt Steppschuhen. Mein Nacken ist wieder so hart, wie ich mir meine nähere Zukunft vorstelle. Meine Zukunft mit Beate. Mir ist schlecht.
»Mein Kopf? Super. Wie frisch ... äh, gestrichen. Wie neu. Null Schmerzen. Sie haben wirklich magische Hände.«
»Ach so, deshalb die Massage«, sagt die Teuser, als sie sich mit einer Tasse heißer Schokolade zu uns setzt. »In der Bildredaktion hatten sich einige Leute schon gewundert. Es sah zeitweise so aus, als würden Sie Pia würgen. Ein paar Kollegen hielten das durchaus für möglich.«
»Tatsächlich? Habe ich schon den Ruf eines Grobians?«
»Nein, im Gegenteil. Von Ihnen, Daniel, hört man nur Gutes«, widerspricht die Teuser und sieht dabei mich grinsend an.
Raaaazongaaa?, schlägt mein Gehirn vor. Aber statt mich auf die Teuser zu stürzen, lächele ich sie nur freundlich an. Glück gehabt, du Kuh. Probezeit. Aber ich stelle mir meinen Kalender. Irgendwann ist die Probezeit vorbei. Ich kann - dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi dämm, dammdi dammdi und so weiter - warten. Ich kann warten wie verrückt.
»Gut, dann will ich Sie beide nicht länger auf die Folter spannen«, beginnt Daniel Brunner uns von der Streckbank zu schnallen. »Beate und Pia, ich mache Sie beide zu unserem neuen Spezialteam.«
Runter von der Streckbank, rein in die Eiserne Jungfrau.
»Spezialteam?«, fragen die Teuser und ich gleichzeitig und doofäugig.
»Ja, und nicht nur hier, sondern auch im Außendienst.«
Raus aus der Eisernen Jungfrau, rauf auf den Scheiterhaufen.
»Außendienst?«, wiederholen die Teuser und ich wieder so lippensynchron, als wären wir bereits ein Idiotenteam und seit dem frühen Mittelalter zusammen unterwegs.
»Ich habe mir Folgendes überlegt«, sagt Brunner, der mir auf einmal richtig unsympathisch ist und sich seine magischen Hände von mir aus gerne in seinen magischen Hintern schieben kann. »Ihre Liebesberatungskolumne, Pia, bekommt einen neuen Stellenwert im Blatt. Pole Position. Wir werden unseren Leserinnen einen Service bieten, wie es ihn noch nirgendwo gegeben hat. Jedenfalls kenne ich nichts Vergleichbares. Beraterrubriken gibt es fast in jedem Blatt und im Prinzip sind es immer die gleichen Ratschläge in variierter Form, die erteilt werden. Wenn man die liest, sagt man sich: klar, logisch, so muss es gemacht werden. Grenzen ziehen, Nein sagen lernen, loslassen können, gemeinsame Aktivitäten, Aussprache, Therapie, Ziele stecken,
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