love sheriffs
sich.
»Was machst du denn schon hier?«, fragt er mich überrascht.
Noch bevor ich ihm überhaupt erzählen kann, was passiert ist, fange ich auch schon an zu heulen. Ist das zu glauben? Bin ich wirklich so ein Mädchen? Eine von diesen kajalverschmierten, verflennten Schniefnasen? Scheint so. Und warum auch nicht? Wenn ich das Zeug dazu habe.
Reflexartig schnappen Max‘ Arme nach mir und ziehen mich zu ihm hin. Er riecht nach Farbe und Trost. Aber ich will mich weder trösten noch anmalen lassen. Ich winde mich aus seiner Umarmung, schnäuze mich in ein farbverschmiertes Tuch, das er mir gegeben hat, und frage ihn, ob ich seinen Bruder töten darf. Ich darf nicht, war ja klar.
»Aber es wäre doch Notwehr«, sage ich. »Er oder ich -es kann nur einen geben.«
»Warum erzählst du mir nicht erst einmal, was passiert ist?«
»Der Mercedes wurde gestohlen«, bricht es aus mir heraus. »Meine Mutter wird nie wieder mit mir reden. Aber zuerst bringt sie mich um. Schweigend.«
»Crocks hat den Mercedes geklaut?«, fragt Max ungläubig.
»Vielleicht. Zumindest indirekt. Jedenfalls ist er weg. Zuerst bewegt er sich ums Verrecken nicht, nicht einen Zentimeter, und dann steigt man aus und dreht sich kurz mal um, und er ist über alle Berge.«
»Wieso hast du mich denn nicht angerufen?«, fragt Max.
»Oh, Mist! Mein Handy war ja im Handschuhfach«, fällt mir erst jetzt ein. »Das ist dann wohl auch futsch.
Scheiß Karre! Scheiß Crocks! Scheiß Tag!«
Behutsam nimmt Max mich am Arm und führt mich aus dem Atelier ins Wohnzimmer. Meine Beine sind auf einmal ganz kraftlos und so lasse ich mich auf die Couch sinken. Max setzt sich neben mich und zieht mich sanft an sich. Diesmal lasse ich es mir gefallen. Ausführlich erzähle ich ihm die ganze Geschichte.
»Du hättest den Autoschlüssel nicht...«
»Ja, ja, das weiß ich inzwischen auch«, unterbreche ich ihn, wütend auf mich selbst und den Rest der Welt.
»Hast du deine Mutter schon angerufen?«
Für diese Frage würde ich ihn am liebsten ohrfeigen. »Wie denn?«, fahre ich ihn an. »Mein Handy wurde gestohlen, mitsamt Mercedes. Hörst du mir überhaupt zu?«
»Ja, aber du kannst doch jetzt von hier ...«
»Meine Mutter ist sowieso nicht zu erreichen. Ich habe nur die Telefonnummer eines Nachbarn, den ich in Notfällen anrufen könnte. - Und das hier ist kein Notfall«, füge ich schnell hinzu, bevor mein Freund etwas sagen kann. »Ein Notfall wird es erst, wenn meine Mutter zurückkommt und das Auto steht nicht wieder in der Garage.«
»Pass auf, Froschbacke«, spricht Max mich mit dem Spitznamen an, den er mir aufgrund meines Popotattoos gegeben hat. Was ich sogar einmal witzig fand, obwohl ich im Moment überhaupt nicht darüber lachen kann. »Wenn du willst, rufe ich sie an und sage ihr, dass ich mir ihr Auto ohne dein Wissen geliehen habe und es mir dabei gestohlen wurde. Dann bist du aus der Schusslinie.«
»Das würdest du für mich tun?«, frage ich gerührt.
»Für dich, Froschbacke, tue ich doch alles.«
»Dann hör auf, mich Froschbacke zu nennen. Schließlich hast du selbst so ein Ding auf dem Hintern. Und zweitens könntest du deinen Bruder dazu bringen, sich eine neue Wohnung zu suchen.«
»Tut mir leid. Das ist zu viel verlangt.«
»Was ist zu viel verlangt?«
»Beides. Ich kann meinen Bruder nicht rausschmeißen, Froschbacke. Er ist... mein Bruder.«
Ich stoße einen tiefen Seufzer aus. »Schon gut, ich weiß. Aber wenn er noch ein einziges Mal ungefragt mein Auto nimmt, dann vergesse ich mich.«
»Ich rede mit ihm.«
»Als ob das etwas nützen würde!«
Max lässt sich Wasser für ein Bad ein und schlägt vor, mich anschließend zum Haus meiner Eltern zu fahren, da-. mit ich dort nach den Versicherungsunterlagen suchen kann. Ich bin einverstanden.
Durch die offene Badtür beobachte ich, wie mein Freund in die Wanne steigt. Auf seinem nackigen, knackigen Hintern zeichnet sich deutlich das Tattoo eines grinsenden Frosches ab, das gleiche Motiv, das auch ich mit mir spazieren trage. Ich musste es mir aufgrund einer verlorenen Wette stechen lassen. Aber er hat es aus Liebe zu mir getan. Weil wir zusammengehören wie zwei Pobacken zu einem Hintern, hat er gesagt. Ist das nicht total süß?
Ich beschließe spontan, eine Pobackenvereinigung herbeizuführen, ziehe mich aus und stehe wenig später nackt vor der Wanne und mache mit meinem Daumen das Anhalterzeichen. Max schaut mich mit schaumgeborenem Verlangen an. »Hallo, schöne,
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