love sheriffs
mit Tränen in den Augen.
Daniel Brunner fährt mich zur Polizei, wo ich den Autodiebstahl melde. Die Sache mit dem Schlüssel behalte ich dabei für mich. Das hat Daniel mir geraten, damit ich keinen Ärger mit der Versicherung bekomme. Allerdings weiß ich nicht, ob meine Mutter überhaupt gegen Diebstahl versichert ist. Der Mercedes ist mindestens fünf Jahre alt, möglicherweise hat sie die Kaskoversicherung bereits gekündigt. Das sähe ihr nämlich ähnlich! Nur um mir noch größere Schuldgefühle zu machen. Damit sie mich für den Rest meines Lebens mit dieser Sache triezen kann.
Die Polizei macht mir keine großen Hoffnungen. Wenn ich Glück habe, ist das Auto von ein paar übermütigen Jugendlichen gestohlen worden, die es für eine Spritztour oder für illegale Autorennen benutzen, und es findet sich irgendwann irgendwo mit ein paar hundert Kilometern mehr auf dem Zähler. Wenn ich kein Glück habe, seien professionelle Autoschieber am Werk, und dann sähe ich das Auto nie wieder. Tolle Aussichten! Gott sei Dank ist es nicht meine Karre!
»Sie werden bestimmt schon vermisst«, sage ich zu Daniel, als er mich anschließend nach Hause fährt. »Den ganzen Vormittag haben Sie mit meinen Problemen vertrödelt.«
»Machen Sie sich keine Gedanken. Ein paar Stunden ohne Chefredakteur wird die XX schon aushalten. Außerdem war das mit dem Café schließlich meine Idee. Wenn ich nicht wäre, hätten Sie Ihr Auto noch.«
»Ja, aber der grandiose Einfall, den Schlüssel dazulassen, der war von mir. Also ist es meine eigene Schuld«, erkläre ich.
»Ich hätte Sie darauf hinweisen müssen, dass das leichtsinnig ist. Aber ich habe es auch nicht als besonders riskant empfunden. Deshalb ist es genauso mein Fehler.«
»Eigentlich ist Crocks, der Bruder von meinem Freund, schuld«, sage ich grimmig. »Wenn der sich nicht einfach mein Auto genommen hätte, stünde der Mercedes meiner Mutter immer noch friedlich in der Garage. Er hat mich nicht einmal um Erlaubnis gefragt. Ist das nicht unverschämt?«
»Ist es«, bestätigt Daniel. »Einigen wir uns also darauf, dass dieser Crocks die Verantwortung für alles trägt. Dann sind wir beide fein raus.«
Ich nicke zustimmend, bezweifle allerdings, dass meine Mutter dies genauso sehen wird, wenn ich ihr (aber nicht heute und morgen auch nicht) die Geschichte beichte (vor nächster Woche auf keinen Fall). Oder soll ich ihr gar nichts davon erzählen? Wenn sie wieder daheim ist, wird sie es früh genug entdecken. Dann könnte ich die Ahnungslose spielen. Dein Mercedes? Keine Ahnung. Steht er denn nicht in der Garage?
Aber jetzt habe ich ihn ja schon als gestohlen gemeldet. Mist, warum bin ich nur immer so voreilig? Die Polizei findet das Auto ja doch nicht. Mein gestohlenes Fahrrad hat sie damals schließlich auch nicht gefunden. Im Gegenteil: Es war sogar ein Polizist, der es mir gestohlen hatte. Vielleicht sollte ich noch einmal zurück und mir von den Beamten ihre Alibis geben lassen.
Daniel fährt mich bis vor die Haustür, will aber nicht mit hineinkommen. So langsam müsse er sich wirklich in der XX blicken lassen, bevor jemand merke, dass es auch ohne ihn gehe. Er gibt mir für den Rest des Tages frei, damit ich den Autodiebstahl mit der Versicherung regeln und mich von dem Schreck erholen kann.
»Und blasen Sie diesem Crocks gehörig den Marsch«, fordert er mich zum Abschied auf.
»Das werde ich«, sage ich. »Und wie ich das werde! So geblasen hat er noch nie einen gekriegt.«
Uups, habe ich das eben wirklich gesagt? Ich hoffe nicht, aber ich denke doch. Wenn Daniel die Zweideutigkeit meiner Worte aufgefallen ist, lässt er es sich jedenfalls, ganz Gentleman, nicht anmerken. Er nickt mir aufmunternd zu, wünscht mir viel Spaß und fährt davon. Was meinte er mit viel Spaß? Wer weiß, was in den Schweineköpfen von Gentlemen so vor sich geht? Die werden beim Anblick einer knienden Frau auch nicht immer nur ans Beten denken.
Bei dem knienden Mann, den ich im Atelier vorfinde, denke ich jedenfalls nicht ans Beten, sondern an eine Guillotine. Aber die werde ich für Crocks reservieren. Bei dessen gutmütigem Komplizen, der dummerweise gleichzeitig mein Freund ist, werde ich noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Ich verschone sein Leben und verurteile ihn dazu, mich auf ewig lieben zu müssen. Sicherheitshalber werde ich ihm da keine Wahlfreiheit gestatten.
Als Max mich sieht, hört er damit auf, am unteren Rand der Leinwand herumzutupfen, und erhebt
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