love sheriffs
Geld für eine Kinokarte ausgebe, will ich auch ein Happy End. Sonst ist es Betrug.«
»Vielleicht haben sie in der neuen Fassung den Schluss ja geändert«, versucht Richard weiterhin, mir den Film schmackhaft zu machen.
»Glaube ich nicht. Titanic ist ebenfalls schon oft verfilmt worden. Und jedes Mal lassen sie den Kahn absaufen. Und den Affen machen sie auch wieder platt, da wette ich. Ich meine, da würde ich wetten, wenn ich noch wetten würde.« Nachdenklich fahre ich mir mit Daumen und Zeigefinger über die Unterlippe. »Warum kann ich an dem Abend nicht einfach mit dabei sein? Ich esse auch mit Messer und Gabel, versprochen.«
Richard schaut mich an, als sähe er mich in einer Affenmaske auf dem Empire-State-Building und sich in einem Flugzeug am Maschinengewehr. »Weil es ein schöner Abend werden soll«, sagt er wenig galant.
Daraufhin will Ilona etwas einwenden, vermutlich, um mich zu verteidigen, aber ihr Mann hebt beschwichtigend den Arm und sagt in einem bittenden Tonfall: »Ich will doch nur, dass es keine unangenehmen Überraschungen gibt. Je weniger Beteiligte, desto kontrollierter ist die Situation. Zwei Paare, ein gutes Essen, ein edler Tropfen, eine angeregte Unterhaltung - that‘s it. Keine Störfaktoren, sonst hätten wir auch in ein Restaurant gehen können. Die Eliminierung von Unwägbarkeiten ist das Wesensprinzip der Perfektion. Nichts gegen dich persönlich, Pia. Aber ich möchte es so.« »Mich eliminieren?«
»Dir einen steifen, langweiligen Sonntagabend ersparen.« »Ich dachte, er soll so toll werden«, entgegne ich.
»Diese Leute sind nicht dein ... ihr habt nichts gemeinsam.
Uber was solltet ihr euch wohl unterhalten? Uber Kreolen? Wo man sich am besten Ohrlöcher stechen lassen kann?«
Na, das habe ich ja gern: Wenn ein Arschloch sich über Ohrlöcher lustig macht. »Ich könnte mich mit ihnen über ein zeitgemäßes Rollenverständnis von Mann und Frau in der Partnerschaft unterhalten«, schlage ich vor.
»Genau so habe ich dich eingeschätzt«, sagt Richard verächtlich. »Als so eine giftspritzende Emanzone. Bitte tu mir den Gefallen und verschone mich Sonntagabend mit deiner Anwesenheit, ja? Gerne auch für länger.«
Bevor ich ihn emanzonenhaft mit dem Fleischmesser optimieren kann, verschwindet er ins Wohnzimmer, wo übrigens immer noch das Bügelbrett steht, weil ich Ilona verboten habe, es wegzuräumen.
Die schaut mich vorwurfsvoll an und sagt: »Du musst ihn nicht immer so provozieren, Pia. Er war doch heute richtig lieb. Ich glaube, so langsam bekommt er Respekt vor meiner Arbeit hier im Haus, findest du nicht?«
»Ja, klar.« Ich verdrehe die Augen. »Dein Mann ist nicht einmal in der Lage, das Bügelbrett wieder aus dem Wohnzimmer zu räumen, das er selbst dorthin geschleppt hat, um uns seine Überlegenheit zu demonstrieren. Er macht weiterhin keinen Finger im Haushalt krumm und die Kosten für die Reinigung wird er dir wahrscheinlich vom nächsten Geburtstagsgeschenk abziehen. Er war zwar heute netter als sonst, aber wahrscheinlich nur, weil er will, dass du seinen Gästen am Sonntag ein Sechs-Gänge-Menü zauberst und die perfekte Haus- und Ehefrau gibst. Und so ganz nebenbei wirft er deine Freundin, nämlich mich, aus dem Haus, weil er Angst hat, sich mit ihr zu blamieren. Dein Mann ist ein wahres Goldstück.«
»Aber was soll ich denn machen? Ich kann ihn doch am Sonntag nicht im Stich lassen, wenn es so wichtig ist.«
»Da hast du recht.« Ich zwinkere ihr verschwörerisch zu. »Dann lass uns dafür sorgen, dass es ein unvergesslicher Abend wird.«
Am Morgen des Tages des Abends bereiten Ilona und ich alles vor. Die Gäste werden um neunzehn Uhr erwartet, Richard soll eine Stunde vorher aus der Agentur kommen, wo er sich über seinen potentiellen Neukunden informieren und mit der Kreativabteilung noch ein paar Werbekonzepte andenken will. Falls beim Dinner wider Erwarten doch das Gespräch auf Geschäftliches kommen sollte, möchte er vorbereitet sein.
Während Ilona die Einkäufe erledigt, kümmere ich mich um alles Dekorative. Ich decke den Tisch, entwerfe eine Menükarte, suche die Musik aus, zupfe meine Augenbrauen, mache meine Nägel und amüsiere mich über eine Astrologiesendung im Fernsehen.
Mit Tüten beladen kommt Ilona zwei Stunden später ins Haus gewankt. Da sie sich von ihrer Einkaufstour erholen muss und mir das Nägellackieren auch noch in den Knochen steckt, machen wir erst einmal eine ausgiebige Kaffeepause. Es gibt noch ein paar
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