love sheriffs
Frauenmagazin mit einem männlichen Chefredakteur.«
»Pfui!«, mache ich scherzhaft. »Unterdrückung!«
»Genau. Ich schäme mich ja auch«, sagt er grinsend. »Deshalb brauche ich eine Stellvertreterin, die mir die Meinung sagt, falls ich meine Männlichkeit zu stark heraushängen lasse. - Oh, das hätte ich wohl besser anders ausdrücken sollen, wie?«
»Ich habe es nicht bildlich übersetzt.«
»Danke.«
»Nichts zu danken«, sage ich und füge augenzwinkernd hinzu: »Sexist!«
Er legt den Zeigefinger auf seine Lippen. »Psssst! Das soll noch keiner wissen. Nicht vor der Weihnachtsfeier.« Er lacht kurz über seinen Scherz und wird dann wieder ernst. »Als meine Stellvertreterin suche ich eine Frau, die intelligent, kreativ, auffassungsschnell und durchsetzungsstark ist. Außerdem muss natürlich die Chemie zwischen ihr und mir stimmen.«
»Viel Glück«, wünsche ich.
»Ich habe dabei an Sie gedacht, Pia.«
Da bleibt mir glatt die Spucke weg! »An mich?«, frage ich nach, weil es eigentlich nur ein Hörfehler gewesen sein kann.
»Sie scheinen mir gut geeignet zu sein.«
»Aber ... aber ich bin doch noch gar nicht so lange bei der XX. Außerdem habe ich keine journalistische Erfahrung. Bisher habe ich ja nur Horoskope geschrieben und Leserbriefe beantwortet.«
»Ich weiß.«
»Und ich polarisiere die Leute. Viele mögen mich, aber für manche bin ich auch ein rotes Tuch, mit dem sie sich nicht einmal den ... nicht einmal die Schuhe abwischen würden. Ach ja, und noch etwas. Ich war gewissermaßen schuld daran, dass Beate nicht mehr stellvertretende Chefredakteurin ist. Wenn ich jetzt auch noch ihre Stelle einnehmen würde, gäbe das eine Menge böses Blut.«
Brunner hat bei jedem meiner Punkte zustimmend genickt. »Das habe ich mir dann auch alles überlegt«, sagt er. »Ich kann Ihnen aus den Gründen, die Sie eben aufgezählt haben, den Posten nicht geben. Silvia Hofer wird ihn stattdessen bekommen. Aber für fünf Minuten, Pia, für fünf Minuten waren Sie für mich meine stellvertretende Chefredakteurin. Ich wollte, dass Sie das wissen.«
»Danke«, sage ich und tapse wenig später wie benommen in den Fahrstuhl. Fünf Minuten lang war ich eine Führungskraft - ist das zu glauben? Ich! Dabei habe ich geglaubt, meine Führungsqualitäten reichten gerade einmal aus, um mit einem Hund Gassi zu gehen. Und auch nur dann, wenn es ein kleiner Hund ist.
Ich freue mich jedenfalls, dass Daniel mich ernsthaft in Betracht gezogen hat. Noch mehr freue ich mich aber darüber, dass er wieder davon abgekommen ist. Silvia ist eine fähige Journalistin und allseits geschätzte Kollegin, die den Posten mehr verdient als ich. Immerhin bin ich vor kurzem erst zum Sheriff ernannt worden. Das ist doch auch was.
Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob es eine Beförderung oder eher eine Strafe darstellt.
Ilonas Mann redet nur noch das Nötigste mit uns. Beim Essen herrscht unterkühltes Schweigen, das wie eine Nebelschwade über dem Esstisch wabert und gelegentlich von giftgrünen Blicken durchzuckt wird.
Als Ilona und ich später auf der Couch liegen und einen alten Liebesfilm mit Doris Day und Rock Hudson im Fernsehen gucken, stellt Richard demonstrativ das Bügelbrett ins Wohnzimmer und beginnt damit, seine Hemden zu bügeln.
»Wenn du das Hemd anfeuchtest, geht es besser«, rät ihm seine Frau.
»Ich habe meine eigene Technik«, sagt Richard verächtlich. »Den Pipifax habe ich in zehn Minuten erledigt. Du kannst dir deine unerbetenen Ratschläge sparen.«
Besser hätte es Rock Hudson auch nicht sagen können.
Aus dem Augenwinkel sehe ich ihn fleißig das Eisen schwingen. Wie auf dem Golfplatz, nur ohne Ball und mit Handicap tausend. Schwungvoll bügelt er auf das Hemd ein, dann hält er es sich vor die Augen, stößt einen halblauten Fluch aus und verstärkt seine Bemühungen. Allmählich wird er selbst zum Bügeleisen, erhitzt, zischend und unter Strom. Jeden Moment erwarte ich, dass Dampfwolken aus seinen Ohren herausschießen. Seine immer mitleiderregenderen Unmutsäußerungen sind ganz schön störend beim Fernsehen. Am liebsten hätte ich ihm geholfen und Ilona ans Brett geschickt, aber das geht natürlich nicht. Eine inkonsequente Haltung verwirrt das einfach strukturierte Männerhirn und kann die Erziehungsarbeit einer ganzen Woche zunichte machen.
Nach einer halben Stunde schweißtreibender Bügelexperimente hat Richard die Pipifaxen dicke.
»Das ist mir jetzt aber zu blöd!«, schimpft er und
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