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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
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konnte, die sich hinter Jennys Vorschlag, mit mir ins Schlafzimmer zu gehen, verbargen, wurden wir unterbrochen.
    «Aaah, guten Tag.»
    Der alte Schweinehund. Es war der alte Schweinehund!
    «Oh, guten Tag, Sir. Das hier ist Jennifer.»
    «Ah. Guten Tag.»
    Er schüttelte ihr die Hand, ehe ich mit dem Vorstellen fertig war. Ich stellte fest, daß er keine seiner Bankiersuniformen trug. Nein, nein, Oliver Barrett III trug ein modisches Kaschmir-Jackett. Und auf seinem sonst so steinernen Gesicht lag ein hinterhältiges Lächeln.
    «Kommen Sie, Mrs.Barrett erwartet Sie schon.»
    Jennifer stand ein weiteres einmaliges Erlebnis bevor: die Begegnung mit Alison Forbes, «Schwipsy» Barrett. (In perversen Augenblicken überlegte ich, wie wohl dieser Internatsspitzname sie beeinflußt hätte, wenn sie nicht zu solch einer ernsthaften, sich immer nützlich machenden Museumsverwalterin herangewachsen wäre.) Es muß der Ordnung halber festgehalten werden, daß Schwipsy Forbes das College nie beendet hatte. Sie verließ das Smith-College (einen gräßlich feinen Stall) schon im zweiten Studienjahr, um mit den uneingeschränkten Segenswünschen ihrer Eltern Oliver Barrett III zu ehelichen.
    «Meine Frau Alison – dies ist Jennifer …»
    Er hatte das Amt, sie vorzustellen, bereits an sich gerissen.
    «Calliveri», sagte ich, weil «Altes Steingesicht» ihren Familiennamen nicht wußte.
    «Cavilleri», verbesserte Jenny höflich, weil ich ihn – das erste und einzige Mal in meinem ganzen verflixten Leben – verkehrt ausgesprochen hatte.
    «So wie in Cavalleria Rusticana?» fragte meine Mutter, wahrscheinlich um zu beweisen, daß sie trotz ihres abgebrochenen Studiums recht gebildet war.
    «Richtig.» Jenny lächelte sie an. «Aber nicht verwandt.»
    «Aha», sagte meine Mutter.
    «Aha», sagte mein Vater.
    Worauf ich – während ich mich dauernd fragte, ob denen überhaupt Jennys Humor aufgegangen war – nichts anderes hinzufügen konnte, als: «Aha.»
    Mutter und Jenny gaben einander die Hand, und nach dem üblichen Austausch von Banalitäten, aus denen bei uns zu Hause die ganze Unterhaltung besteht, setzten wir uns. Alle schwiegen. Ich versuchte zu erspüren, was vor sich ging. Zweifellos unterzog Mutter Jennifer einer Prüfung: ihre Kleidung (an diesem Nachmittag keineswegs salopp), ihre Haltung, ihre Manieren, ihre Sprechweise. Um ehrlich zu sein, der Dialekt von Cranston machte sich auch im höflichsten Augenblick noch bemerkbar. Vielleicht unterzog auch Jenny Mutter einer Prüfung. Mädchen tun so was, heißt es. Sie kriegen dabei einiges über die Knaben heraus, die sie zu heiraten gedenken. Vielleicht unterzog sie auch Oliver III einer Prüfung. Merkte sie, daß er größer war als ich? Gefiel ihr sein Kaschmir-Jackett? Oliver III konzentrierte seinen Beschuß auf mich; das sah ihm wieder mal ähnlich.
    «Wie geht’s denn so, Junge?»
    Dafür, daß er ein Rhodes-Stipendiat gewesen war, macht er überaus miese Konversation.
    «Danke, gut.»
    Als eine Art paritätischer Geste wandte Mutter sich an Jennifer.
    «Haben Sie eine gute Fahrt gehabt?»
    «Ja», erwiderte Jenny, «gut und schnell.»
    «Oliver ist ein schneller Fahrer», warf «Altes Steingesicht» ein.
    «Nicht schneller als du, Vater», gab ich zurück.
    Mal sehen, was er antworten würde.
    «Öh-ja. Ich glaube nicht.»
    (Darauf kannst du deinen Hintern verwetten, Vater.)
    Mutter, die immer zu ihm hält, ganz egal, worum es sich handelt, lenkte das Gespräch auf Gegenstände von allgemeinerem Interesse – Musik oder Kunst, glaube ich. Ich hörte nicht so recht hin. Danach fand ich plötzlich eine Teetasse in meiner Hand.
    «Danke», sagte ich. Und dann fügte ich hinzu: «Wir müssen bald wieder los.»
    «Was?» sagte Jenny. Sie hatten anscheinend über Puccini oder so etwas geprochen, und meine Bemerkung wurde als etwas abwegig empfunden. Mutter schaute mich an (ein seltenes Vorkommnis).
    «Aber ihr seid doch zum Dinner gekommen, nicht wahr?»
    «Äh – wir – äh, können nicht bleiben», sagte ich.
    «Natürlich», sagte Jenny beinahe gleichzeitig.
    «Ich muß zurück», sagte ich ganz ernsthaft zu Jen.
    Jenny warf mir einen Blick Marke «Wovon redest du eigentlich?» zu. Dann verkündete «Altes Steingesicht»:
    «Ihr bleibt zum Dinner. Kein Widerspruch!»
    Das künstliche Lächeln auf seinem Gesicht milderte den Befehl keineswegs. Solche Sachen laß ich mir nicht bieten, auch nicht von einem, der bei der Olympiade in die Schlußrunde

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