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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
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an diesen Nachmittagen vom Stadion fernhielten?
    Nein, wenn sie noch an etwas anderes dachte, so wollte ich mich lieber nicht darüber mit ihr unterhalten.

13
    Mr. und Mrs.Oliver Barrett III würden sich freuen, Sie anläßlich der Feier von Mr.Barretts 60. Geburtstag zum Dinner bei sich begrüßen zu dürfen. Samstag, den 6. März, 19 Uhr, Dover House, Ipswich, Mass .
    U.A.w.g.
    «Na?» fragte Jennifer.
    «Daß du überhaupt noch fragst», erwiderte ich. Ich war gerade dabei, mir den Prozeß Staat gegen Percival einzuverleiben, einen entscheidenden Präzedenzfall der Kriminalgeschichte. Jenny wedelte mit der Einladung vor meiner Nase herum, um mich zu ärgern.
    «Ich finde, es wird langsam Zeit, Oliver», sagte sie.
    «Wofür?»
    «Du weißt sehr genau, wofür», erwiderte sie. «Soll er denn auf allen Vieren angekrochen kommen?»
    Ich arbeitete ruhig weiter, während sie mich bearbeitete.
    «Ollie! Er streckt dir doch die Hand zur Versöhnung hin.»
    «Quatsch mit Soße, Jenny. Die Adresse hat meine Mutter geschrieben.»
    «Ach, ich dachte, du hättest gar nicht draufgeschaut!» Sie schrie es beinahe.
    Okay, von mir aus, ich hatte vorher einen Blick darauf geworfen. Es war mir vielleicht entfallen. Schließlich war ich mitten im Fall Percival, und das zweite Examen warf schon seine Schatten voraus. Mit einem Wort, sie hätte mich in Ruhe lassen sollen, statt mir Volksreden zu halten.
    «Ollie, überleg doch mal», sagte sie und jetzt in bittendem Ton. «Schließlich wird er sechzig. Wer weiß, ob es ihn noch gibt, wenn du endlich bereit bist, dich mit ihm auszusöhnen.»
    Ich teilte Jenny in schlichten Worten mit, daß es nie zu einer Aussöhnung kommen würde, und jetzt sollte sie mich bitte weiterstudieren lassen. Sie setzte sich leise, wobei sie sich auf eine Ecke des Kissens quetschte, auf dem ich die Füße hatte. Obwohl sie keinen Ton von sich gab, spürte ich sofort, daß sie mich intensiv ansah. Ich blickte auf.
    «Eines Tages», sagte sie, «wenn dann Oliver V dich ärgert …»
    «Der wird nicht Oliver heißen, darauf kannst du dich verlassen», schnauzte ich. Sie sprach nicht mit erhobener Stimme, obwohl sie das sonst sofort tat, wenn ich es tat.
    «Hör mal zu, Ol, und selbst wenn wir ihm den Clownsnamen Bozo geben, wird der Junge trotzdem Einwände gegen dich haben, weil du nämlich so eine Sportskanone in Harvard warst. Und zu der Zeit, in der er anfängt zu studieren, sitzt du wahrscheinlich im Obersten Bundesgericht.»
    Ich teilte ihr mit, daß unser Sohn bestimmt nichts gegen mich haben würde. Woraufhin sie sich erkundigte, wieso ich das so genau wüßte. Natürlich konnte ich keinen Beweis dafür erbringen. Ich meine, ich wußte es eben, daß unser Sohn nichts gegen mich haben würde, obwohl ich nicht genau angeben konnte, warum nicht. Als absolutes non sequitur ließ Jenny dann die Bemerkung fallen:
    «Auch dein Vater liebt dich, Oliver. Er liebt dich genauso, wie du Bozo lieben wirst. Aber ihr Barretts seid so verdammt stolz und ehrgeizig, daß ihr durchs Leben geht und meint, ihr haßt euch!»
    «Wenn du nicht wärst …», sagte ich scherzhaft.
    «Ja», sagte sie.
    «Der Fall ist abgeschlossen», sagte ich, da ich ja schließlich der Mann und Haushaltsvorstand war. Meine Augen kehrten zurück zum Fall Percival, und Jenny stand auf. Doch dann fiel ihr noch etwas ein.
    «Da steht übrigens: Um Antwort wird gebeten.»
    Ich sagte, ich nähme an, daß jemand, der einen Radcliffe-Abschluß in Musik hätte, doch wohl eine kleine Absage ohne amtliche Beihilfe verfassen könnte.
    «Hör mal zu, Oliver», sagte sie. «Ich habe ja gewiß manchmal in meinem Leben geschwindelt und gelogen. Aber ich habe noch nie jemanden absichtlich gekränkt. Ich glaube nicht, daß ich das kann.»
    In diesem Augenblick kränkte sie wirklich bloß mich, deshalb bat ich höflich, ihre Antwort abzufassen, wie sie wollte, wenn nur der Kernpunkt der Mitteilung war, daß wir erst aufkreuzen würden, wenn der ganze Schnee verbrennt. Dann wandte ich mich wieder dem Fall Percival zu.
    «Wie ist die Nummer?» hörte ich sie leise fragen. Sie war am Telefon.
    «Kannst du nicht einfach eine Briefkarte schreiben?»
    «Jetzt reißt mir aber bald der Nerv! Wie ist die Nummer?»
    Ich sagte sie ihr und versenkte mich sofort wieder in die Berufung Percivals ans Oberste Bundesgericht. Ich hörte gar nicht auf Jenny. Das heißt, ich versuchte es. Schließlich war sie im gleichen Zimmer.
    «Oh, guten Abend, Sir», hörte ich sie sagen.

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