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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
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Ging der alte Schweinehund neuerdings ans Telefon? War er nicht die Woche über in Washington? Das hatte eine neuere Kurzbiographie in der New York Times behauptet. Auf die verdammten Journalisten ist heutzutage auch kein Verlaß mehr.
    Wie lange dauert denn das, nein zu sagen?
    Jennifer hatte schon länger gesprochen, als nötig war, um diese simple Silbe auszusprechen.
    «Ollie?»
    Sie hatte die Hand über die Sprechmuschel gelegt.
    «Ollie, muß es eine Absage sein?»
    Mein Nicken deutete an, daß es sein mußte, und mein Gewedel mit der Hand deutete an, daß sie sich, zum Kuckuck, damit beeilen sollte.
    «Es tut mir schrecklich leid», sagte sie ins Telefon. «Ich meine, es tut uns schrecklich leid, Sir …»
    Uns! Mußte sie mich da mit hineinziehen? Und warum kam sie nicht zur Sache und hängte ein?
    «Oliver?»
    Sie deckte wieder die Hand auf die Muschel und sprach sehr laut.
    «Er ist verwundet, Oliver. Du kannst doch nicht einfach dasitzen und deinen Vater bluten lassen?»
    Wäre sie nicht in einem so erregten Zustand gewesen, hätte ich ihr wieder einmal erklärt, daß Steine nicht bluten und daß sie ihre italo-mediterranen Fehlvorstellungen von Eltern nicht auf die zerklüfteten Höhen des Mount Rushmore projizieren sollte. Aber sie war aufgeregt. Und das regte mich auch auf.
    «Oliver», bat sie, «kannst du nicht ein einziges Wort sagen?» Zu ihm ? War sie denn verrückt?
    «Vielleicht bloß guten Tag?»
    Sie reichte mir den Hörer. Und sie versuchte, nicht zu weinen.
    «Ich rede nicht mit ihm. Niemals», sagte ich vollkommen ruhig. Und jetzt weinte sie. Nicht hörbar, aber die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Und dann – verlegte sie sich aufs Betteln.
    «Tu’s für mich, Oliver. Ich hab noch nie um was gebeten. Bitte! »
    Alle drei. Alle drei standen wir da (irgendwie stellte ich mir vor, mein Vater wäre auch da) und warteten auf etwas. Auf was? Auf mich?
    Ich brachte es nicht fertig.
    Begriff Jenny denn nicht, daß sie etwas Unmögliches verlangte? Daß ich alles, einfach alles andere getan hätte? Während ich auf den Boden schaute und in eisiger Ablehnung und äußerstem Unbehagen den Kopf schüttelte, sprach Jenny in wütendem Flüsterton zu mir, wie ich es noch nie von ihr gehört hatte:
    «Du bist ein herzloses Biest», sagte sie. Und dann beendete sie das Telefonat mit meinem Vater, indem sie sagte:
    «Mr.Barrett, Oliver würde Ihnen gern sagen, daß er Sie auf seine Art …»
    Sie hielt inne, um zu Atem zu kommen. Sie hatte vorher geschluchzt, und daher war es nicht so einfach. Ich war viel zu verblüfft, um etwas anderes zu tun, als auf das Ende dessen zu warten, was ich angeblich «ausrichten ließ».
    «Oliver hat Sie sehr lieb», sagte sie ruhig und hing schnell ein.
    Es gibt keine logische Erklärung, für das, was ich im nächsten Sekundenbruchteil tat. Ich beantrage mildernde Umstände wegen zeitweiliger Unzurechnungsfähigkeit. Nein, ich verbessere: Ich beantrage keinerlei mildernde Umstände. Was ich tat, muß unverzeihlich bleiben.
    Ich riß ihr den Telefonapparat aus der Hand und dann aus der Wand und schleuderte ihn quer durchs Zimmer.
    «Verdammt noch mal, Jenny. Scher dich zum Teufel, ich will dich nicht mehr sehen!»
    Ich hielt inne und keuchte wie ein Tier, denn das war ich plötzlich geworden. Was, zum Kuckuck, war in mich gefahren? Ich drehte mich zu Jenny um.
    Sie war weg.
    Ich meine, wirklich und wahrhaftig weg, ich hörte nicht einmal mehr Schritte auf der Treppe. Heiliger Strohsack, sie mußte schon in dem Augenblick, als ich nach dem Telefon griff, hinausgelaufen sein. Sogar ihr Mantel und Schal waren noch da. So weh es tat, nicht zu wissen, was ich tun sollte – zu wissen, was ich eben getan hatte, tat noch weher.
    Ich suchte sie überall.
    In der Bibliothek des juristischen Seminars tigerte ich durch die Reihen der büffelnden Studenten und suchte und suchte. Rauf und wieder runter, mindestens ein halbes Dutzend Mal. Obwohl ich keinen Ton von mir gab, wußte ich genau, daß mein bohrender Blick und meine grimmige Miene den ganzen verdammten Stall störte. Na, wenn schon. Jenny war nicht da.
    Dann überall in den Aufenthaltsräumen von Harkness Commons, in der Halle, in der Cafeteria. Dann ein wilder Spurt hinüber, um in der Agassiz Hall in Radcliffe nachzusehen. Auch nichts. Ich rannte jetzt überallhin, meine Beine versuchten das Tempo meines Herzschlags einzuholen.
    Pain Hall? (Die reine Ironie, verdammt noch mal, diese Peinhalle.) Im Parterre sind

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