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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
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Klavierübungsräume. Ich kenne doch Jenny. Wenn sie aufgebracht ist, haut sie in die vermaledeiten Tasten. Etwa nicht? Aber was tut sie, wenn sie halbtot ist vor Angst?
    Es ist schon irre, durch einen Korridor zu laufen, an dem rechts und links geübt wird. Die Klänge von Mozart und Bartók, Bach und Brahms dringen durch die Türen und mischen sich zu einem gespenstischen Getöse.
    Hier mußte Jenny sein!
    Instinktiv blieb ich vor einer Tür stehen, hinter der ich das Hämmern (klang es nicht böse?) eines Chopinschen Präludiums hörte. Sekundenlang verhielt ich den Schritt. Jemand spielte, ziemlich mau, stockte, fing von vorn an und griff daneben. In einer Pause hörte ich eine Mädchenstimme murmeln: «Mist!» Das mußte Jenny sein! Ich riß die Tür auf.
    Am Klavier saß ein Radcliffe-Mädchen. Sie blickte auf. Eine häßliche, breitschultrige Hippie-Kanaille von Radcliffe, die sich darüber ärgerte, daß ich reinplatzte.
    «Was auf dem Herzen, Mann?» fragte sie.
    «Nur Schlechtes», erwiderte ich und machte die Tür wieder zu.
    Dann versuchte ich es auf dem Harvard Square. Im Café Pamplona, in Tommy’s Arcade, sogar bei Heyes Bock – wo viele Künstler hingingen. Nichts. Wohin konnte Jenny gegangen sein?
    Die Untergrundbahn war inzwischen geschlossen, aber wenn sie sofort zum Square gegangen war, konnte sie noch einen Zug nach Boston erwischt haben. Zum Autobus-Bahnhof.

    Es war schon fast ein Uhr nachts, als ich einen Vierteldollar und weitere Münzen in den Schlitz steckte. Ich befand mich in einem der Telefonhäuschen neben dem Kiosk am Harvard Square.
    «Hallo, Phil?»
    «He», sagte er verschlafen. «Wer ist denn da?»
    «Ich bin’s, Oliver!»
    «Oliver!» Es klang angstvoll. «Ist was mit Jenny?» fragte er rasch. Wenn er mich fragte, so bedeutete das doch wohl, daß sie nicht bei ihm war.
    «Öh – nein, Phil, nein, nein.»
    «Gott sei Dank. Wie geht’s dir denn, Oliver?»
    Sobald er sicher war, daß seiner Tochter nichts passiert war, war er ungezwungen und freundlich. Als hätte ich ihn keineswegs aus tiefstem Schlaf geweckt.
    «Prima, Phil, mir geht’s großartig. Prima. Sag mal, Phil, was hörst du denn von Jenny?»
    «Nicht genug, verflucht noch mal», erwiderte er mit seltsam ruhiger Stimme.
    «Wie meinst du das?»
    «Sie könnte doch öfters mal anrufen, verdammt noch mal. Ich bin schließlich kein Fremder, verstehst du!»
    Wenn man gleichzeitig erleichtert und angstvoll sein kann, dann war ich das.
    «Ist sie bei dir?» fragte er.
    «Wie?»
    «Laß mal Jenny an den Apparat; ich werde sie selbst anpfeifen.»
    «Geht nicht, Phil.»
    «Ach so, sie schläft, was? Na, wenn sie schläft, dann weck sie nicht.»
    «Ja», sagte ich.
    «Hör mal zu, du Knilch», sagte er.
    «Ja, bitte?»
    «So weit ist doch Cranston nicht, verdammt noch mal, daß ihr nicht am Sonntagnachmittag mal runterkommen könnt? Wie? Oder ich komm rauf, Oliver.»
    «Äh – nein, Phil. Wir kommen schon runter.»
    «Wann?»
    «Mal am Sonntag …»
    «Komm mir bloß nicht mit ‹mal›. Ein liebevolles Kind sagt nicht ‹mal›, es sagt ‹nächsten Sonntag›. Nächsten Sonntag, Oliver.»
    «Ja. Nächsten Sonntag.»
    «Um vier. Aber fahrt vorsichtig, ja?»
    «Ja.»
    «Und das nächstemal ruf gefälligst per R-Gespräch an.»
    Er hing auf.
    Ich stand da, verloren auf dieser Insel im Dunkeln des Harvard Square, und wußte nicht, wohin ich gehen und was ich jetzt machen sollte. Ein Farbiger näherte sich und fragte mich, ob ich Kif oder Hasch brauchte. Ganz abwesend antwortete ich: «Nein, vielen Dank.»
    Diesmal rannte ich nicht. Ich meine, wozu die Eile, wenn man in ein leeres Haus heimkam? Es war sehr spät, und ich war ganz erstarrt, mehr vor Angst als vor Kälte (obwohl es nicht warm war, das können Sie mir glauben). Aus einigen Metern Entfernung sah ich jemand oben auf der Treppe sitzen. Es mußte an meinen Augen liegen, die mir einen Streich spielten: Die Gestalt war völlig regungslos.
    Aber es war Jenny.
    Sie saß auf der obersten Stufe.
    Ich war viel zu erschöpft, um einen Schreck zu kriegen, und viel zu erleichtert, um ein Wort herauszubringen. Innerlich hoffte ich, daß sie einen stumpfen Gegenstand bei sich hätte, um ihn mir über den Schädel zu hauen.
    «Jen?»
    «Ollie?»
    Wir sprachen beide so leise, daß es unmöglich war, unsere Gefühle herauszuhören.
    «Ich hab den Schlüssel vergessen», sagte Jenny.
    Ich stand am Fuß der Treppe und hatte Angst zu fragen, wie lange sie schon dort gesessen hatte,

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