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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
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und wußte nur dies eine: Ich hatte ihr schrecklich unrecht getan.
    «Jenny, bitte verzeih!»
    «Sei still.» Sie schnitt meine Entschuldigung ab und sagte dann ganz leise: «Lieben heißt, daß man nie um Verzeihung bitten muß!»
    Ich stieg die Treppe hinauf bis dorthin, wo sie saß.
    «Ich möchte gern schlafen gehen. Okay?» sagte sie.
    «Okay.»
    Wir stiegen zu unserer Wohnung hinauf. Während wir uns auszogen, sah sie mich nochmals ermutigend an.
    «Ich hab das ernst gemeint, was ich gesagt habe, Oliver.»
    Das war alles.

14
    Es war Juli, als der Brief kam.
    Da er von Cambridge nach Dennis Port umadressiert war, erfuhr ich die Neuigkeit mit etwa einem Tag Verspätung. Ich stürmte dorthin, wo Jenny ihre Kinder bei irgendeinem Ballspiel beaufsichtigte, und sagte in meiner besten Humphrey-Bogart-Tonart: «Also los, gehen wir.»
    «Was?»
    «Gehen wir», wiederholte ich. Diese Worte brachte ich offenbar mit soviel Autorität vor, daß sie mir ohne weiteres folgte, als ich zum Strand hinunterging.
    «Was ist denn los, Oliver? Bitte sag es mir doch, um Gottes willen!»
    Ich fuhr fort, mit ausgreifenden Schritten aufs Dock hinauszustreben.
    «Aufs Schiff, Jennifer», befahl ich und zeigte mit eben der Hand darauf, in der ich den Brief hielt, den sie nicht einmal bemerkt hatte.
    «Oliver, ich muß doch auf die Kinder aufpassen», protestierte sie, wenn sie auch folgsam mit an Bord ging.
    «Verdammt noch mal, Oliver, wirst du mir jetzt endlich erklären, was los ist?»
    Wir waren mittlerweile ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt.
    «Ich habe dir etwas zu sagen», sagte ich.
    «Hättest du mir das nicht auf dem Trockenen sagen können?» schrie sie.
    «Nein, zum Teufel», schrie ich zurück. (Keiner von uns war böse, aber es ging ein frischer Wind, und wir mußten brüllen, um uns zu verständigen.)
    «Ich wollte mit dir allein sein. Schau mal, was ich hier habe.»
    Ich wedelte mit dem Umschlag. Sie erkannte den Briefkopf sofort.
    «Was? Juristische Fakultät Harvard! Du bist rausgeflogen?»
    «Dreimal darfst du raten, du optimistischer Meckerpott!» schrie ich.
    «Du hast als Bester bestanden?» riet sie.
    Ich genierte mich jetzt fast, es ihr zu erzählen.
    «Nicht ganz. Als Dritter.»
    «Oh?» sagte sie. «Bloß Dritter?»
    «Hör mal – das bedeutet trotzdem, daß ich an die verdammte Law Review komme», schrie ich.
    Sie saß einfach bloß da, ohne Ausdruck im Gesicht.
    «Menschenskind, Jenny» – ich wimmerte beinahe – «so sag doch irgendwas!»
    «Erst wenn ich Nummer Eins und Nummer Zwei kennengelernt habe», sagte sie.
    Ich schaute sie an und wartete auf das Lächeln, das sie, wie ich wußte, zurückhielt.
    «Komm, Jenny», bettelte ich.
    «Ich komme nicht, ich gehe. Adieu!» sagte sie und sprang unverzüglich ins Wasser. Ich hechtete unverzüglich hinterher, und als wir wieder zu uns kamen, hingen wir beide an der Bordwand und kicherten.
    «Na», sagte ich in einem meiner seltenen Geistesblitze, «du gehst ja meinetwegen direkt über Bord!»
    «Sei bloß nicht zu eingebildet, du», erwiderte sie.
    «Dritter ist immer noch bloß Dritter.»
    «Hör mal, du altes Ekel», sagte ich.
    «Was, du Schuft?» fragte sie.
    «Ich verdanke dir verdammt viel», sagte ich aufrichtig.
    «Ist nicht wahr, du Schuft, ist nicht wahr», antwortete sie.
    «Nicht wahr?» fragte ich leicht überrascht.
    «Du verdankst mir alles», sagte sie.
    An diesem Abend hauten wir in einem schicken Restaurant in Yarmouth 23 Dollar für ein Hummeressen auf den Kopf. Jenny hielt mit ihrem Urteil noch immer zurück, bis sie die beiden anderen Herren besichtigt hatte, die mich, wie sie es ausdrückte, «besiegt hatten».
    So dumm es klingt, ich war derart verliebt in sie, daß ich, sobald wir nach Cambridge zurückgekehrt waren, losstürmte, um herauszufinden, wer die ersten zwei waren. Zu meiner Erleichterung stellte ich fest, daß der erste Erwin Blassband, City College, 1964, ein Bücherwurm, Brillenträger, unsportlich und nicht ihr Typ war und der zweite Bella Landau, Bryn Mawr, 1964 – ein Mädchen. Das traf sich alles sehr gut, besonders weil Bella Landau (wenigstens für eine Jurastudentin) ein ausgesprochen «steiler Zahn» war und ich Jenny ein bißchen damit aufziehen konnte, was sich alles an «Dollem» im Gannett House, dem Redaktionsgebäude der juristischen Zeitschrift Law Review abspielte, wenn es abends später wurde. Und es wurde, weiß der Himmel, später. Es war nichts Außergewöhnliches mehr, erst um zwei, drei

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