Love Story: Roman (German Edition)
diesen Wein anschreiben lassen konnten. Und schließlich, wie wir überhaupt genügend Kröten zusammenraffen konnten, um damit unsere Schulden zu bezahlen.
Das Leben änderte sich. Selbst der simpelste Entschluß mußte vom ewig wachsamen Finanzkomitee in unserem Kopf genau geprüft werden.
« Du, Oliver, wollen wir heute abend mal in den Beckett gehen?»
«Hör mal, das kostet drei Dollar.»
«Wie meinst du das?»
«Ich meine, einen Dollar fünfzig für dich und einen Dollar fünfzig für mich.»
«Bedeutet das nun ja oder nein?»
«Keines von beiden. Es bedeutet drei Dollar.»
Unsere Flitterwochen verbrachten wir auf einer Yacht mit 21 Kindern. Das heißt: Ich schipperte ein elf Meter langes Boot von 7 Uhr früh, bis meine Passagiere genug hatten, und Jenny kümmerte sich um die Kinder. Das Ganze im Pequod-Bootsklub in Dennis Port (nicht weit von Hyannis Port), einem Etablissement, das ein großes Hotel, einen Badestrand und mehrere Dutzend zu vermietender Bungalows umfaßte. In einem der kleineren Bungalows hatte ich im Geist eine Gedenktafel anbringen lassen: «Hier schliefen Oliver und Jenny, wenn sie nicht gerade mit der Liebe beschäftigt waren.» Ich finde, es macht uns beiden alle Ehre, daß Jenny und ich nach einem langen Tag, in dessen Verlauf wir zu unseren Kunden nett sein mußten (wir waren bei unseren Einkünften weitgehend auf ihre Trinkgelder angewiesen), trotzdem noch nett zueinander waren. Ich sage schlicht «nett», weil mir die Vokabeln fehlen, um zu schildern, wie es ist, Jennifer Cavilleri zu lieben und von ihr geliebt zu werden. Pardon, Jennifer Barrett meine ich natürlich.
Ehe wir ans Kap fuhren, fanden wir eine billige Wohnung in Nord-Cambridge. Ich nannte es Nord-Cambridge, obwohl die Adresse postalisch im Städtchen Somerville lag und das Haus, wie Jenny sich ausdrückte, «in reparaturbedürftigem Zustand» war. Ursprünglich war es ein Zweifamilienhaus gewesen, das man jetzt in vier Wohnungen unterteilt hatte, viel zu teuer, trotz der «billigen» Miete. Aber was kann ein Studentenehepaar schon machen? Die Nachfrage regiert den Markt.
«He, Ol, warum, meinst du, hat die Baupolizei diese Bruchbude nicht für unbewohnbar erklärt?» fragte Jenny.
«Vermutlich haben die Angst, reinzugehen», sagte ich.
«Ich auch.»
«Im Juni hattest du keine», sagte ich.
(Diese Unterhaltung fand statt, als wir im September dorthin zurückkehrten.)
«Damals war ich nicht verheiratet. Als Ehefrau würde ich meinen, daß dieses Loch bei jeder Geschwindigkeit lebensgefährlich ist.»
«Was gedenkst du zu tun?»
«Ich werde mit meinem Mann darüber sprechen», erwiderte sie. «Er wird sich der Sache annehmen.»
«Hör mal, dein Mann bin ich!» sagte ich.
«Ach ja, wirklich? Beweis das mal.»
«Wie?» fragte ich und dachte innerlich: um Gottes willen, doch nicht auf der Straße!
«Trag mich über die Schwelle», sagte sie.
«Du glaubst doch nicht an solchen Blödsinn, oder?»
«Trag mich erst einmal rüber, dann werde ich darüber nachdenken.»
Okay. Ich schwang sie auf die Arme und trug sie die ersten fünf Stufen auf die Veranda hinauf.
«Wieso bleibst du stehen?» fragte sie.
«Ist das hier nicht die Schwelle?»
«Falsch, falsch!» sagte sie.
«Aber ich seh unseren Namen neben der Klingel.»
«Das ist nicht die offizielle Schwelle, verdammt noch mal. Die Treppe hinauf, du Drückeberger!»
Es waren 24 Stufen bis hinauf zu unserem «offiziellen» Heim, und ich mußte ungefähr auf halbem Weg stehenbleiben, um Atem zu holen.
«Wieso bist du so schwer?» fragte ich sie.
«Hast du nie daran gedacht, daß ich schwanger sein könnte?» antwortete sie.
Das machte es nicht leichter für mich, wieder zu Atem zu kommen.
«Bist du’s etwa?» brachte ich schließlich heraus.
«Hahaha! Jetzt hab ich dir aber einen Schreck eingejagt, was?»
«Nööö.»
«Mach mir bloß nichts vor, Preppie!»
«Na ja, eine Sekunde lang hab ich es mit der Angst gekriegt.»
Ich trug sie den Rest des Weges.
Das gehört zu den kostbaren wenigen Augenblicken, an die ich mich erinnern kann, in denen das Wort «knausern» völlig unerheblich wurde.
Mein illustrer Name machte es uns möglich, ein laufendes Konto in einem Lebensmittelladen zu eröffnen, der sonst Studenten keinen Kredit gab. Und doch gereichte er uns an einem Ort zum Nachteil, wo wir es am wenigsten erwartet hätten: in der Privatschule, in der Jenny unterrichten sollte.
«Natürlich kann unsere Anstalt nicht mit den Gehältern der
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