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Lovecraft, H. P.

Lovecraft, H. P.

Titel: Lovecraft, H. P. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stadt ohne Namen
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Organismus war, miteinander zu verbinden. All diese Forschungsarbeit erforderte einen reichlichen Nachschub frisch hingeschlachteten Menschenfleisches − das war der Grund, warum Herbert West in den großen Krieg eingetreten war.
    Die gespenstische, nicht wiederzugebende Geschichte ereignete sich eines Mitternachts, Ende März 1915, in einem Feldlazarett hinter den Linien bei St.
    Eloi. Ich frage mich heute noch, ob es nicht ein dämonischer Fiebertraum gewesen sein könnte. West hatte in einem östlich gelegenen Zimmer des scheunenartigen Notgebäudes ein Privatlabor, das ihm auf seine Bitte, er wolle sich neue und gründlichere Methoden für die Behandlung bisher hoffnungsloser Verstümmelungsfälle ausdenken, zugeteilt worden war. Er arbeitete dort wie ein Metzger inmitten seiner blutigen Produkte − ich konnte mich nie an den Gleichmut gewöhnen, mit dem er bestimmte Dinge behandelte und einordnete.
    Manchmal vollbrachte er an den Soldaten wirklich chirurgische Wunder; aber sein Hauptvergnügen war nicht von allgemein bekannter und philanthropischer Art und machte viele Erklärungen der Geräusche nötig, die selbst inmitten dieses Babels der Verdammten ungewöhnlich waren. Zu diesen Geräuschen gehörten häufige Revolverschüsse − auf einem Schlachtfeld nichts Ungewöhnliches, aber entschieden ungewöhnlich in einem Lazarett. Wests wiederbelebte Versuchsobjekte waren weder für ein langes Leben, noch ein großes Publikum bestimmt. Neben menschlichem Körpergewebe verwendete West viel das Körpergewebe des Reptilembryos, das er mit einzigartigem Erfolg gezüchtet hatte. Es eignete sich besser, als menschliches Material dazu, Leben in organlosen Überresten zu erhalten, und das war jetzt die Haupttätigkeit meines Freundes. In einem finsteren Winkel des Labors hielt er über einem merkwürdig aussehenden Brutofen einen großen, verdeckten Behälter, angefüllt mit reptilischem Zellmaterial, das sich vermehrte und aufgebläht und schrecklich anwuchs.
    In der Nacht, von der ich spreche, hatten wir ein großartiges neues Versuchsobjekt − einen Mann, der einst körperlich kräftig und von derart hervorragenden Geistesgaben gewesen war, so daß wir eines feinfühligen Nervensystems sicher sein konnten. Es war voller Ironie, denn es war der Offizier, der West zu seinem Posten verholten hatte und der jetzt unser Teilhaber hätte werden sollen. Außerdem hatte er in letzter Zeit bis zu einem gewissen Grad die Theorie der Wiederbelebung unter West studiert. Major Sir Eric Moreland Clapham−Lee DSO (Distinguished Service Order, für Armeeoffiziere) war der beste Militärarzt unserer Division und war eilends nach St. Eloi beordert worden, als Nachrichten über schwere Kämpfe das Hauptquartier erreichten. Er war im Flugzeug angekommen, das von dem unerschrockenen Leutnant Ronald Hill gesteuert wurde, nur um genau über seinem Ziel abgeschossen zu werden. Der Absturz war großartig und schrecklich gewesen, Hill war danach nicht mehr zu erkennen, aber das Wrack gab den großen Chirurgen beinah enthauptet, aber anderweitig in intakter Verfassung frei. West hatte sich begierig des leblosen Körpers bemächtigt, der einst sein Freund und wissenschaftlicher Arbeitskamerad gewesen war, und mir graute, als er mit der Lostrennung des Kopfes fertig war und ihn in seinen Höllenkessel mit dem Reptilgewebe legte, um ihn für spätere Experimente zu konservieren und fuhr fort, den enthaupteten Körper auf dem Operationstisch zu behandeln. Er injizierte frisches Blut, vereinigte bestimmte Venen, Arterien und Nerven des kopflosen Halses und schloß die schreckliche Öffnung, indem er Haut von einem unidentifizierten Versuchsobjekt verpflanzte, das eine Offiziersuniform getragen hatte. Ich wußte, was er wollte − sehen, ob dieser hochentwickelte Körper ohne Kopf Zeichen der Geistestätigkeit, die Sir Eric Moreland Clapham−Lee ausgezeichnet hatte, hervorbringen könne. Einst selbst Student der Wiederbelebung, war sein schweigender Rumpf nun grausam dazu bestimmt, sie zu beweisen.
    Ich kann West noch heute unter dem unheimlichen elektrischen Licht sehen, wie er seine Wiederbelebungslösung in die Armvene des kopflosen Leichnams injizierte. Ich vermag die Szene nicht zu beschreiben − ich würde schwach werden, falls ich es versuchte, denn solch ein Raum voll klassifizierter Friedhofsreste, mit Blut und geringeren menschlichen Überresten, die den rutschigen Boden beinah knöcheltief bedecken, mit furchtbaren Reptilabnormitäten,

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