Lovers (German Edition)
Therapie dann auch hilft.”
“Ja.”
“Es hilft also?”
“Ja, das hat es. Sogar sehr. Ich bezweifle, ob ich ohne die Therapie jetzt hier wäre.”
“Dann bin ich froh darüber. Es freut mich, dass du dich damit besser fühlst. Und ich bin glücklich, weil du hier bist.”
Er hebt meine Hand an die Lippen und küsst den Handrücken. Dann lässt er sie auf seine Brust sinken. Und ich liege mit hämmerndem Herzen neben ihm.
Glaubt er jetzt, ich sei verrückt? Verurteilt er mich deswegen? Aber auf mich macht er nicht den Eindruck. Kann ja auch sein, dass er schon halb eingeschlafen ist und mich nicht richtig verstanden hat.
Vielleicht sollte ich ihm auch einfach vertrauen.
Seine Atemzüge verändern sich. Sie werden tiefer. Ich weiß, dass er jetzt in den Schlaf hinübergleitet. Ich bezweifle, dass ich auch schlafen kann, solange Jack neben mir liegt und wir beide nackt sind. Noch dazu, da die Nachmittagssonne durch das Fenster fällt, die Staubkörner tanzen lässt und seine schöne Haut in ein warmes, goldenes Glühen taucht.
Seine Wimpern heben sich so dunkel von seinen Wangen ab. Für einen Mann sind sie erstaunlich lang. Ich möchte sie streicheln und mit den Fingern über die Spitzen fahren. Stattdessen liege ich ganz still neben ihm und beobachte seinen Atem und das sanfte Auf und Ab seiner Brust. Ich verstehe jetzt, wie lebendig er ist. Er ist lebendiger als alle Leute, denen ich bisher begegnet bin. Er ist stärker. Sogar stärker als Audrey.
Irgendwie komme ich in Gedanken immer wieder auf sie zurück. Ich weiß nicht, wie ich damit aufhören kann. Vielleicht hört es ja gar nicht auf, bis ich nicht mehr hier bin. Aber das würde ja heißen, dass ich nicht mehr bei Jack wäre.
Zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen.
Nein, im Moment bin ich noch hier bei ihm. Er liegt direkt neben mir, und alles ist möglich. Das möchte ich jedenfalls gerne glauben. Vielleicht gelingt mir das ja noch eine Weile. Und vielleicht sollte ich einfach versuchen, nicht länger alles zu sezieren und einfach genießen, was passiert.
Ich denke über die Lehren des Tao nach, über die ich bei meiner Suche nach Gelassenheit gelesen habe. Darüber, das Unvermeidbare einfach anzunehmen und nicht dagegen zu kämpfen. Denn wenn man kämpft, bringt das nichts, man fühlt sich nur erschöpft. Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um dieses Prinzip in die Praxis umzusetzen.
Die Wahrheit ist nämlich, dass ich absolut keine Macht darüber habe, was Jack denkt oder tut. Oder was er für mich fühlt. Ich hasse diese Vorstellung, aber das ist die absolute Wahrheit.
Irgendwie beruhigt mich dieser Gedanke, statt mich noch mehr zu frustrieren. Ich hülle mich in diesen Trost und lasse mich auch in den Schlaf gleiten.
Morgen ist noch genug Zeit, über meine Probleme mit dem Kontrollverlust nachzudenken.
Als ich aufwache, versinkt die Sonne in einem Meer aus Pink und Orange. Die Farben strömen wie ein Fluss durch das Fenster. Ich spüre sofort, dass ich allein auf dem Bett liege. Ich setze mich auf.
“Hey.”
Jack ist da und lächelt mich an. Sofort bin ich erleichtert.
Er trägt eine armeegrüne Boardshorts und sonst nichts. Gefällt mir.
“Ich bin zum Haupthaus raufgegangen und habe uns ein Picknick geholt. Ich wollte nicht, dass du dich anziehen musst. Du solltest nicht mal mein Bett verlassen.”
Ich setze mich auf, und er blickt mich finster an, obwohl er nicht wirklich böse zu sein scheint.
“Bleib einfach so”, sagt er.
“Was? Wieso?”
“Beweg dich nicht. Bleib so.”
Er geht zu dem kleinen Schrank auf der anderen Seite des Raums, kramt ein wenig darin und kommt mit einer Kamera in der Hand zurück. Nicht so eine kleine Digitalkamera, wie sie inzwischen jeder hat, sondern ein richtig analoges Schätzchen, eine alte Olympus. Ich sehe den Namen, der vorne eingraviert ist. Die Kamera hat ein großes, schweres Objektiv.
“Oh nein”, widerspreche ich und schnappe mir ein Kissen, um es vor meinen Körper zu halten.
“Warum nicht? Du bist so verdammt schön, Bettina. Und dieses Licht ist einfach makellos. Komm, ich will nur ein paar Schnappschüsse machen.”
“Ich bin nicht schön”, behaupte ich und klammere mich noch mehr an das Kissen.
Jack zieht die Brauen zusammen. “Du weißt wirklich nicht, wie schön du bist, richtig?”
Mit langsamen Schritten kommt er näher und seine nackten Füße streifen über die Holzdielen.
Ich schüttle den Kopf. “Bin ich nicht.”
“Aber natürlich
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