Lovers (German Edition)
ist schon in Ordnung. Das geht ja schnell.”
Inzwischen ist die Sonne vollständig untergegangen, und draußen höre ich die letzten Möwen rufen, ehe sich die Nacht über den Strand senkt. Ich spüre sogar den Abendnebel, der wie eine Ahnung von Feuchtigkeit an meiner Haut haftet. Ich erbebe. Jack dreht sich um und setzt sich zu mir aufs Bett. Er legt einen Arm um meine Schulter. Seine Haut ist warm und angenehm. Ich atme seinen Duft ein, und seine Haut verströmt das Aroma von Sex. Ich beginne, diesen Geruch zu lieben.
“Komm, lass uns einen Spaziergang machen, Bettina.”
“Jetzt?”
“Ja.”
“Ich muss erst nach nebenan und mir was anziehen.”
“Ich habe hier ein großes Hemd, das sieht an dir wie ein Kleid aus. Warte mal.”
Er steht auf, kramt in seinem Schrank und zieht ein langärmeliges, weißes Hemd aus einem hauchdünnen Stoff hervor. Das bringt er zu mir ans Bett und hilft mir sogar, es über den Kopf zu streifen. Dann zieht er seine Shorts wieder an und dazu ein schwarzes T-Shirt.
“Komm.”
Wir gehen runter zum Strand. Meine Hand liegt in seiner, und die Dunkelheit umschließt uns. Wäre ich allein hier, würde ich mich einsam fühlen, aber mit Jack bin ich alles andere als allein. Nicht, solange er mit mir hier ist. Morgen kann das schon wieder anders sein. Aber in diesem Moment fühlt sich einfach alles gut an.
“Nachts ist es hier wunderschön”, erzähle ich ihm, und wir überqueren die Dünen und erreichen den Strand. Der Mond scheint aufs Wasser, er hängt wie ein flacher Halbkreis auf der samtenen Schwärze des Nachthimmels. Das Licht ist silbrig und geheimnisvoll. Wie ein elementarer Zauber, dem sich Erde, Wasser und Luft nicht entziehen können. “Bevor ich hergekommen bin, war ich nie in der Dunkelheit am Strand. Ich mag es hier. Mir gefällt das Rauschen des Meers, wenn ich es nicht sehen kann. Ich meine, ich weiß ja, dass es da draußen ist. Ich kann es fast sehen. Aber ich kann es vielmehr spüren. Falls das für dich überhaupt Sinn ergibt.”
“Das tut es.”
Jacks Hand schließt sich fester um meine, und er wendet sich mir zu. Im schwachen Licht des Monds bemerke ich, dass er mich prüfend mustert. Und ich habe das Gefühl, dass das etwas bedeutet, aber ich weiß nicht, was genau. Und genauso schnell ziehe ich meine eigenen Gedanken wieder in Zweifel. Ich bin einfach zu romantisch. Mädchenhaft.
Dabei bin ich sonst nie so romantisch oder mädchenhaft.
Aber als er sich zu mir beugt und einen Kuss auf meine Lippen drückt, ehe er sich umdreht und neben mir wieder am Strand entlanggeht, seufze ich leise. Ich bin froh, dass er mich nicht hören kann, weil das laute, weiße Rauschen des Meers meinen schwachen Moment übertönt.
Wir spazieren noch ein Stück weiter, direkt auf das Licht zu, das vom nächstgelegenen Haus bis zum Strand reicht. Charles’ Haus. Kurz überlege ich, ob wir dort einen kurzen Zwischenstopp einlegen sollen, und ich weiß nicht, warum keiner von uns das tatsächlich anspricht. Wir kommen immer näher. Als wir recht nah sind, höre ich Musik spielen. Ein Jazzstück. Jack und ich bleiben schließlich stehen und blicken nach oben zu dem Haus. Es gibt ein riesiges Panoramafenster, das wahrscheinlich einen atemberaubenden Blick über den Strand bietet. Im Gegenlicht erkennen wir die dunklen Silhouetten von Audrey und Charles, die auf der Terrasse sitzen. Sie haben auf beiden Seiten des Tischs Platz genommen. Zwischen ihnen stehen eine Flasche Wein und ein paar Gläser, aber sie haben sich weit zueinander vorgebeugt. Und über die Musik hinweg kann ich ganz schwach Audreys Lachen hören.
Mein Magen verdreht sich schmerzhaft. Ich weiß nicht, warum. Ist das, weil ich quasi dabei zusehen kann, wie Audrey ihren Zauber bei jemand anderem wirken lässt? Oder weil ich spüre, wie Jack sich neben mir anspannt?
“Lass uns zurückgehen”, sagt Jack und packt meine Hand.
“Macht es dir etwas aus?”, frage ich ihn leise. Ich will es wissen.
“Ich …” Er zögert kurz. “Vielleicht ist das eine automatische Reaktion. Denn ich bin mit dir hier. Und ich will mit dir zusammen sein, Bettina.”
Ich nicke. “Okay, schon in Ordnung.” Ich zögere und denke nach. Versuche, irgendwie Ordnung in das Chaos zu bringen. “Es ist in Ordnung, dass du sie immer noch willst, Jack. Ich will sie auch. Ich kann nicht anders. Und du auch nicht. So ist Audrey eben.”
“Ja. Für mich ist es allerdings nicht mehr dasselbe. Ich glaube nicht mehr so sehr daran wie
Weitere Kostenlose Bücher