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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aber als ich dann weg bin, konnte ich sie wieder deutlich hören. Und aus dem Grund will ich nicht zurück. Zumindest ist das einer der Gründe. Ich hab einfach Angst, dass ich den Funkkontakt verliere, sozusagen.«
    »Kannst du sie in diesem Moment hören?«
    Sie hält kurz inne, lauscht, dann nickt sie.
    »Und, was sagen sie?«
    »Sie sagen, wie schön es ist, dich zu sehen, Adam.«
    Ich weiß, dass sie einen Witz macht, aber der Gedanke, sie können mich vielleicht sehen, mich beobachten, wissen, was ich die vergangenen drei Jahre so gemacht habe, das jagt mir trotz der warmen Nacht einen kalten Schauer über den Rücken.
    Mia bemerkt das, senkt den Blick. »Ich weiß, dass das verrückt klingt. Deswegen hab ich ja nie mit jemandem darüber gesprochen. Nicht mit Ernesto. Und noch nicht mal mit Kim.«
    Nein, will ich protestieren. Du verstehst das falsch. Ich denke an all die Stimmen, die durch meinen Kopf schwirren, Stimmen, die meiner Meinung nach nur zu älteren beziehungsweise jüngeren oder besseren Versionen meiner selbst gehören können. Es gab Zeiten – Zeiten, in denen alles ziemlich düster aussah –, da habe ich tatsächlich versucht, sie heraufzubeschwören, sie um eine Antwort gebeten, aber immer vergebens. Ich habe nur mich gehört. Wenn ich ihre Stimme hören will, muss ich mich auf meine Erinnerungen verlassen. Wenigstens habe ich von denen reichlich.
    Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn sie mir in meinem Kopf die ganze Zeit Gesellschaft leisten würde – wäre gewiss beruhigend gewesen. Und dass sie die ganze Zeit mit ihnen in Kontakt war, macht mich glücklich. Außerdem verstehe ich jetzt, weshalb sie die Vernünftigere von uns beiden zu sein scheint.

15
    Ich bin überzeugt, dass, wenn in Oregon ein Baby zur Welt kommt, es das Krankenhaus mit einer Geburtsurkunde und mit einem winzigen kleinen Schlafsack verlässt. Denn jeder, der in diesem Staat lebt, steht total auf Camping. Die linken Hippies wie die konservativen Rednecks gleichermaßen. Jäger wie Tierschützer. Reiche Leute. Arme Leute. Sogar Rockmusiker. Ja, gerade Rockmusiker. Unsere Band hat die Kunst des hohen Punkrock-Campings tatsächlich bis zur Perfektion getrieben, indem wir einfach irgendwelchen Müll in den Van schmissen und losdüsten, irgendwo in die Berge, wo wir dann Bier tranken, unser Essen verkohlen ließen, um ein Lagerfeuer herumsaßen und ein bisschen auf unseren Instrumenten herumklimperten und dann unter freiem Himmel pennten. Manchmal, wenn wir auf Tour waren, in der frühen, schwierigen Anfangsphase, da haben wir sogar gecampt, wenn wir nicht schon wieder in irgendeiner Rock-’n’-Roll-Absteige übernachten wollten, die voller Leute und voller Kakerlaken war.
    Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass, egal wo man wohnt, die Wildnis nie besonders weit ist, aber in Oregon scheint jedenfalls so gut wie jeder auf Campen zu stehen.
    Das heißt, jeder außer Mia Hall.
    »Ich schlafe nur in Betten«, hatte Mia erwidert, als ich sie das erste Mal auf ein Campingwochenende einlud. Woraufhin ich vorschlug, dass wir ja eine Luftmatratze für sie mitnehmen könnten. Sie hatte sich trotzdem geweigert. Kat hatte zufällig mitbekommen, wie ich versuchte, Mia zu überreden, und hatte angefangen zu lachen.
    »Na, dann viel Glück, Adam«, meinte sie. »Denny und ich sind mit Mia mal campen gegangen, als sie noch ein Baby war. Wir hatten geplant, eine ganze Woche an der Küste zu verbringen, doch sie hat zwei Tage lang nur gebrüllt, bis wir aufgaben und nach Hause fuhren. Sie reagiert allergisch aufs Campen.«
    »Das stimmt«, bestätigte Mia.
    »Ich komm mit«, schlug Teddy vor. »Ich darf immer nur hinten im Garten zelten.«
    »Gramps zeltet doch jeden Monat mit dir«, erwiderte Denny. »Und ich auch. Du hast bloß noch nie mit deiner ganzen Familie gecampt.« Er warf Mia einen vorwurfsvollen Blick zu. Doch sie verdrehte nur die Augen.
    Deshalb war ich auch verblüfft, als Mia sich einverstanden erklärte, mit mir campen zu gehen. Es war im Sommer vor ihrem letzten Jahr an der Highschool und vor meinem ersten Jahr am College. Wir hatten uns in der Zeit davor kaum gesehen. Die Sache mit der Band begann langsam abzugehen, deswegen war ich den Großteil des Sommers auf Tour, und Mia hatte erst an diesem Musik-Camp teilgenommen und dann noch Verwandte besucht. Sie muss mich echt vermisst haben. Das war die einzige Erklärung, die ich dafür fand, dass sie nachgab.
    Aber natürlich konnte ich ihr nicht die

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