Lovesong
Punkrock-Version zumuten. Deshalb borgte ich mir ein Zelt. Und eine von diesen Isomatten zum Draufliegen. Und ich hab eine ganze Kühltasche voll mit Essen mitgenommen. Ich wollte, dass alles perfekt ist. Obwohl, wenn ich ehrlich sein soll, war mir nicht so ganz klar, warum Mia überhaupt so eine Abneigung gegen das Campen hatte – sie war ja keins von diesen zimperlichen Mädchen, nicht im Entferntesten –; daher hatte ich keinen blassen Dunst, ob es half, dass für das leibliche Wohl gesorgt war.
Als ich sie abholte, kam die ganze Familie zusammen, um sich von uns zu verabschieden, so als würden wir auf eine längere Reise quer durchs Land gehen und nicht auf einen Kurztrip. Kat winkte mich zu sich.
»Was hast du denn essenstechnisch so eingepackt?«, erkundigte sie sich.
»Sandwiches. Obst. Und für heute Abend Hamburger und Baked Beans und S’mores. Ich will ihr das ultimative, absolut authentische Camp-Feeling vermitteln.«
Kat nickte, vollkommen ernst. »Gut, obwohl du ihr die S’mores vielleicht besser vorher schon gibst, falls sie irgendwie gereizt sein sollte. Ich hab dir auch noch ein paar Vorräte eingepackt.« Sie reichte mir einen Gefrierbeutel mit zwei Litern Fassungsvermögen. »Für den Notfall.«
»Was ist das für Zeug?«
»Ach, Now-and-Later-Kaubonbons. Starburst. Pixie Stix. Wenn sie irgendwie zickig wird, dann füttere sie einfach mit dem ganzen Mist. Solange sie vom Zucker high ist, bist du vor ihr in Sicherheit und die Tiere im Wald auch.«
»Na, dann ganz herzlichen Dank.«
Kat schüttelte den Kopf. »Du bist echt mutig, viel mehr als ich. Alles Gute wünsche ich dir.«
»Ja, Glück kannst du echt brauchen«, setzte Denny hinzu. Dann warfen er und Kat sich einen kurzen Blick zu und brachen in Gelächter aus.
In nur einer Stunde Fahrt konnte man viele ausgezeichnete Flecken zum Campen erreichen, aber ich wollte einen ganz besonderen Ort für uns aussuchen, deshalb fuhr ich bis tief in die Berge eine alte Forststraße hoch, wo ich als Kind oft gewesen war. Als ich von der Straße auf einen dreckigen Feldweg abbog, wollte Mia wissen: »Wo ist denn der Campingplatz?«
»Nur Touristen zelten auf Campingplätzen. Wir zelten wild.«
»Wild?« Ihre Stimme überschlug sich.
»Entspann dich, Mia. Mein Dad hat hier früher immer Holz gemacht. Ich kenne diese Straßen. Und wenn du dir wegen einer Dusche oder so Gedanken machst …«
»Duschen sind mir egal.«
»Gut, denn wir haben nämlich einen eigenen privaten Pool.« Ich stellte den Motor ab und zeigte Mia, wo wir bleiben wollten. Der Fleck lag direkt am Flussufer, dort, wo in einer kleinen Bucht das Wasser ganz still und kristallklar vor uns lag. Nichts verstellte einem den Blick, in keiner der Richtungen, nichts, außer vielleicht ein paar Kiefern und Berge; alles wirkte wie eine riesige Postkartenkulisse, die für den Staat Oregon warb.
»Hübsch«, gab Mia widerwillig zu.
»Warte erst, bis du die Aussicht von dem Hügel dort oben gesehen hast. Lust auf einen kleinen Spaziergang?«
Mia nickte. Ich schnappte mir ein paar Sandwiches, Wasser und zwei Packungen Now-and-Later-Kaubonbons mit Melonengeschmack, und schon trotteten wir den Weg entlang, saßen dann eine Weile herum und lasen unter einem Baum in unseren Büchern. Als wir wieder zurückkamen, dämmerte es bereits.
»Ich bau jetzt besser das Zelt auf«, sagte ich.
»Soll ich dir helfen?«
»Nein. Du bist doch mein Gast. Entspann dich. Lies ein bisschen oder so.«
»Wenn du meinst.«
Ich verteilte die Einzelteile des Zeltes auf dem Boden und fing an, die Stangen zusammenzustecken. Blöd nur, dass das Zelt eins von diesen hypermodernen Teilen war, bei denen das Gestänge ein einziges Puzzle ist, anders als bei den einfachen alten Zweimannzelten, mit denen ich aufgewachsen war. Nach einer halben Stunde kämpfte ich immer noch damit. Die Sonne senkte sich gerade hinter den Gipfeln, und Mia hatte ihr Buch längst zur Seite gelegt. Sie beobachtete mich, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen.
»Gefällt dir das?«, erkundigte ich mich, während ich trotz der kühlen Abendluft schwitzte.
»Und wie. Wenn ich gewusst hätte, dass es so werden würde, dann hätte ich mich schon viel früher bereit erklärt.«
»Schön, dass du dich so amüsierst.«
»Oh ja, das tu ich. Aber bist du dir sicher, dass du keine Hilfe willst? Wenn du noch länger brauchst, muss ich dir nämlich sonst mit der Taschenlampe leuchten.«
Ich seufzte. Und hielt die Hände hoch, als Zeichen, dass
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