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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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auftauchte, wartete sie dort bereits auf mich im Satyricon. Ich bat sie, zu verschwinden, und zwar ganz und gar nicht höflich. Es war eher so was wie: Für so etwas gibt es einen Namen: Man nennt das Stalking. Ich war ein richtiger Arsch, ich weiß, aber ich war hundemüde. Ich hatte sie ja gebeten, nicht zu kommen. Außerdem machte sie mir richtig Angst. Aber nicht nur sie. Vier Mädchen in zwei Wochen, das war zu viel für mich. Ich musste endlich mal wieder allein sein.
    »Verpiss dich, Adam. Du bist ja nicht mal ein richtiger Rockstar, also benimm dich nicht wie ein aufgeblasener Egofucker. Außerdem – so gut warst du nun auch wieder nicht.« Und das schrie sie so laut, dass alle es hören konnten.
    Also ließ ich sie von den Roadies rauswerfen. Auf dem Weg nach draußen rief sie mir noch Beleidigungen zu, über mich, über meine sexuellen Leistungen, über mein Ego.
    »Wilde Man, in der Tat«, sagte Liz und zog eine Augenbraue hoch.
    »Na klar«, erwiderte ich, doch ich fühlte mich wie das genaue Gegenteil und wollte mich am liebsten rausschleichen und irgendwo verstecken. Ich wusste es zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber das sollte der vorherrschende Gemütszustand in den kommenden fünf Monaten werden, in denen uns eine ausverkaufte Tour mit unzähligen Groupies bevorstand. Und wenn man bedenkt, wie gern ich mich vor aller Welt zurückzog, dann würde man wohl erwarten, dass ich die Finger von den ständigen verpflichtungsfreien Angeboten gelassen hätte. Doch nach den Shows war ich ungern allein. Ich hatte ein Verlangen nach nackter Haut, nach dem Geschmack von Schweiß. Wenn es schon nicht sie sein konnte, nun, dann musste es halt eine andere tun … zumindest für ein paar Stunden. Doch eine wichtige Lektion hatte ich gelernt – ich würde niemanden mehr bei mir übernachten lassen.
    In jener Nacht also habe ich mich wahrscheinlich das erste Mal in einen sogenannten Typen verwandelt. Und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein.

14
    Der Schwarze Mann schläft auf deiner Bettseite
Und flüstert mir ins Ohr: »Besser tot.«
Er füllt meine Träume mit Sirenen und Lichtern der Reue,
küsst mich sacht, wenn ich schweißnass erwach.
    »Boo!«, Collateral Damage, Song Nummer 3
    Trotz allem gehe ich also mit Mia zur Fähre. Was soll ich denn sonst tun? Soll ich einen Aufstand machen, weil sie sich nicht Wort für Wort an jedes Gespräch erinnert, das wir je geführt haben? Man nennt so was die Vergangenheit hinter sich lassen.
    Und sie hatte recht: Auf der Fähre ist nichts los. Um halb fünf Uhr morgens wollen nicht viele Leute rüber nach Staten Island. In der Lounge unten hängen vielleicht ein Dutzend Leute rum. Drei Nachtschwärmer haben sich auf einer Bank ausgebreitet und lassen den Abend Revue passieren, doch als wir an ihnen vorbeigehen, hebt eins der Mädchen den Kopf und starrt mir ins Gesicht. Dann fragt sie ihren Freund: »Alter, ist das da nicht Adam Wilde?«
    Ihr Freund lacht. »Klar. Und neben ihm Britney Spears. Warum um Himmels willen sollte Adam Wilde hier auf der Fähre nach Staten Island sein?«
    Tja, das frage ich mich auch.
    Mia hat aber offensichtlich Spaß an der Sache, und schließlich ist das ihre Abschiedstour durch New York, auch wenn sie gar nicht wirklich weggeht. Also folge ich ihr die Treppen hoch und zur Reling vorn am Bug.
    Als wir ablegen und uns von New York entfernen, wird die Skyline hinter uns immer kleiner; der Hudson öffnet sich nach und nach auf der einen Seite und der Hafen auf der anderen. Hier draußen auf dem Wasser ist es friedlich und still, abgesehen von ein paar Möwen, die uns in der Hoffnung, Futter zu bekommen, kreischend verfolgen. Zumindest nehme ich das an, oder aber sie freuen sich einfach über die nächtlichen Besucher. Und unwillkürlich fange ich an, mich zu entspannen.
    Nach ein paar Minuten haben wir die Freiheitsstatue erreicht. Sie ist hell erleuchtet in der Nacht, und auch ihre Fackel strahlt, als wäre wirklich eine richtige Flamme da drinnen, mit der sie die Völkerscharen willkommen heißt. Hey, Lady, hier bin ich.
    Ich bin noch nie bei der Freiheitsstatue gewesen. Zu viele Menschen. Aldous hat mich mal auf eine private Tour mit dem Heli eingeladen, aber ich steige in keinen Hubschrauber. Jetzt aber, da ich sie so sehe, verstehe ich plötzlich, wieso dieser Ort auf Mias Liste steht. Auf Bildern sieht sie immer ein bisschen grimmig und verbissen aus. Doch aus der Nähe wirkt sie viel sanfter. Sie hat einen geheimnisvollen Ausdruck im

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