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Loving

Loving

Titel: Loving Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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sie. »Er trägt Krücken!« Wahrscheinlich scharren sich deshalb gerade alle Leute in der Mitte des Raumes zusammen und würdigen Lucas Auftritt. Sein rechtes Bein steckt bis zum Knie in einem blauen Plastikgips und Melanie steht neben ihm und gibt nach allen Seiten Auskunft, als wäre sie seine Pressesprecherin.
    Sie halten die Masken in den Händen und ich kann mir nicht vorstellen, dass Melanie sie über ihr perfektes Make-up schiebt. Da der Andrang an der Theke sofort nachgelassen hat, als die beiden gekommen sind, drehe ich mich um und schiebe meine Maske auf die Stirn. Mir ist heiß und ich brauche jetzt selber erst einmal etwas zu trinken. Aus dem Kühlschrank strömt angenehm kühle Luft, ich bleibe eine Weile mit geschlossenen Augen davor stehen und genieße die Abkühlung.
    »Ein Wasser, bitte!«
    Ich schließe den Kühlschrank und drehe mich um. Luca. Ich suche in einer der Kisten nach Getränken und gehe dann wieder zum Kühlschank. Es ist doch nur Wasser!
    »Hier, bitte.«
    Er blinzelt. »Bist du ... Ella?«
    Ich setze meine Maske auf. »Eigentlich bin ich anonym.«
    Er grinst. »Auf deiner eigenen Party?«
    Melanie schiebt sich neben Luca. »Ich gehe tanzen, ist das okay?« Sie sieht ihn mitleidig an und dann zu mir. »Er hat sich das Wadenbein gebrochen!«
    »Ja, hat sich rumgesprochen.«
    Melanie grinst übertrieben und schlendert in die Mitte des Wohnraums, wo schon einige Leute zu Justin Timberlake tanzen.
    Luca beugt sich über die Theke.
    »Hey, das ist ja wie auf dem Ball in dem Buch.«
    »Welcher Ball, welches Buch?«, frage ich und im gleichen Moment fällt es mir ein. » Stolz und Vorurteil? «
    »Ja, da treffen sich doch auch alle auf dem Ball.«
    Ich kann es nicht fassen. »Hast du das Buch gelesen?«
    »Bin bei der Hälfte.«
    Das heißt, er ist weiter als ich, weil ich das Buch vor der OP abgebrochen habe und im Moment nicht lesen kann.
    »Ich dachte, du wolltest nur den Film ansehen?«
    »Na ja, wollte ich auch. Aber ich hatte den Unfall am zweiten Tag, dann war ich im Krankenhaus und hab mich gelangweilt und hab mir das Buch auf mein Handy geladen. War billig.«
    OMG. Er liest auf seinem Handy. Ich könnte einen Vortrag darüber halten, wie wunderbar es ist, ein neues Buch aufzuschlagen, das Papier zu riechen, es in den Händen zu halten, die Seiten umzuschlagen. Ein Buch ist - ein Buch! Und er liest auf seinem Handy?!
    »Und - wie findest du es?«, frage ich und nehme einen Schluck eiskaltes Mineralwasser.
    Luca grinst charmant. »Ist gar nicht so schlecht. Aber dieser Darcy ist ein Idiot.«
    Aha, das sind also seine Erkenntnisse .
    »Wieso?«
    »Er merkt nicht, wie cool Elisabeth ist.«
    Im Prinzip könnte ich ihm zustimmen, aber etwas sträubt sich in mir. Jemand, der das Buch auf seinem Handy liest, aus Langeweile, was weiß der denn von Jane Austen und von diesem Buch?
    »Darcy ist reich und denkt, sie will nur an sein Geld«, sage ich sachlich.
    Luca grinst. »Ich sag doch: Idiot.«
    »Nein, er ...«
    Luca schiebt seine Maske hoch und mustert mich. Wartet auf eine schlaue Antwort, die ich ihm im Moment und so schnell, und wenn er mich so ansieht, schon gar nicht geben kann.
    »Ich finde, du bist Elisabeth ähnlich«, sagt er lässig und nimmt noch einen Schluck von seinem Mineralwasser. Ich versuche, auch lässig zu sein, was mir deutlich schlechter gelingt.
    »Ach, ja? Wieso denn?«
    »Na ja, du hast auch immer einen Spruch und man weiß nie genau, was du so denkst.«
    Ich glühe. Ich schiebe meine Maske hoch und will etwas erwidern, aber ich habe noch nicht genau entschieden, ob das gerade ein Kompliment oder eine Frechheit oder keins von beidem war.
    Ich sehe, wie mir Zoe hinter Lucas Rücken Zeichen gibt, die ich nicht deuten kann, und Melanie sich zu uns heranschiebt. Ich stehe unter Zeitdruck.
    »Also ...«
    »Ey, du siehst übrigens cool aus - ohne Brille«, sagt er ungefähr eine Sekunde, bevor Melanie von hinten ihre Arme über seine Augen legt und ihn küsst.
    »Danke«, sage ich und beschließe, zu Zoe oder tanzen zu gehen, aber auf jeden Fall sehr, sehr weit weg.
    Ich treffe Zoe vor dem Badezimmer, in das ich mich gerade zurückziehen wollte.
    »Wartest du auch?«
    Sie zieht mich bei Seite. »Ella, wir haben ein Problem.«
    »Was denn?«
    »Draußen machen gerade ein paar besoffene Typen eine Schneeballschlacht Richtung Nachbargarten und irgendjemand hat sich seit einer Stunde im Bad eingeschlossen.«
    »Ist das schon kritisch?«
    »Weiß nicht, ich wollte es dir nur

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