Loving
ist?«
»Das Kleid ist gut.«
»Nicht zu kalt?«
»Doch, eigentlich schon.«
»Du bist nicht hilfreich, Ella!«
Ich weiß, ich bin zu überhaupt nichts mehr zu gebrauchen. Ich halte mich mühsam an meinem alten Leben, meinen Gewohnheiten fest. Ich sehe auf mein iPhone.
»Wenn du noch länger brauchst, kommen wir zu spät zur Lesung.«
Zoe seufzt. »Sollen wir überhaupt hingehen?«
»Wieso auf einmal nicht mehr?«
»Na ja, eine Lesung ... die kann ganz schön langweilig sein.«
Meine beste Freundin fällt mir in den Rücken. Die Lesung war mein Halt. Aber ich muss zugeben, dass ich selber schon Bedenken bekommen habe. Wenn ich weiter so abgelenkt bin, werde ich der Lesung kaum folgen können.
»Und was machen wir sonst?«
Zoe strahlt. »Wir können uns was kochen. Oder Pizza holen. Und vielleicht fährt uns Max dann ins Spartacus .«
Max ist Zoes großer Bruder und hat gerade seinen Führerschein gemacht. Er würde uns bis nach München und zurück fahren, wenn er dafür das Auto seiner Eltern benutzen dürfte.
Ich nicke. Ich kapituliere. Birgit Vanderbeke, vergib mir!
Stattdessen Pizza.
Zoes Eltern haben einen Bioladen und arbeiten lange. Zoe ist es gewöhnt, dass das Abendessen ausfällt oder nur improvisiert wird, dafür gibt es jeden Tag ein Mittagessen mit der ganzen Familie, wenn Zoe aus der Schule kommt, denn der Laden ist ganz in der Nähe. Manchmal fahre ich mit zu Zoe, weil ich es mag, an einem Tisch mit vielen Leuten zu sitzen, eine echte Familie, obwohl ich dann nur die Beobachterin bin. Weil in Zoes Familie alles Bio ist, jeder Apfel ungespritzt, es nur Bio-Vollkornbrot und Biosäfte gibt, liebt sie es, wenn wir uns Pizza bestellen. Zu jeder Pizza gibt es eine Dose Cola gratis, die Zoe niemals kaufen dürfte, ohne ihre Eltern in eine Krise zu stürzen. Sie schiebt dann gerne alles auf mich, ich bin der Junkfood-Spezialist und ich zahle die Pizza auch, allerdings lasse ich mir das Geld von meinen Eltern zurückgeben.
Der Pizzabote weiß schon Bescheid und kennt die Adresse in der kleinen Biowohnanlage. Ich kann mir ungefähr denken, was Zoes Eltern von unserem Haus halten, allein die großen Glasflächen sind eine enorme Energieverschwendung und die Solarflächen auf dem Dach können das auch nicht richtig ausgleichen.
Ich bin gerne bei Zoe, denn ihr Haus ist sehr gemütlich, ähnlich wie bei Luca, nur dass es nicht so vollgestopft ist. Okay . Ich habe angefangen die Abstände zwischen den Gedanken an Luca zu zählen. Ich bin schon im Minutentakt.
»13 Euro.«
Ich gebe dem Boten 15 Euro und nehme ihm die Pappschachteln und die Cola-Dosen ab.
Zoe hüpft aufgeregt um mich herum. Sie hat sich für ein Kleid und eine Leggings entschieden und ich komme mir nun sehr falsch angezogen vor, da wir nicht mehr zur Lesung gehen.
»Willst du was von mir?«, fragt Zoe, während sie schon Teller heraus stellt. »Ich habe ein ganz süßes Oberteil, das mir zu eng ist.«
Schon klar, Zoes Brüste sind größer als meine. Sie rennt nach oben und bringt mir die Bluse und ein weißes Trägerhemd.
»Das musst du unterziehen, die ist durchsichtig.«
Ich wechsle das Oberteil im Bad, ziehe das Trägerhemd unter die Bluse und betrachte mich im Spiegel. Ich bin selber überrascht wie gut mir die Sachen stehen. Ich sehe anders aus. Verletzlicher.
»Ist die nicht zu dünn?«, frage ich Zoe.
Sie stöhnt. »Mensch, Ella, sei doch nicht immer so praktisch. Du siehst gut aus. Warte, ich habe noch Ohrringe.«
Sie spurtet wieder die Treppe hoch und kommt mit großen Creolen-Ohrringen zurück, für die man Ohrlöcher braucht. Ich habe Ohrlöcher, die vor zwei Jahren zugewachsen sind. Eigentlich direkt nachdem ich sie mir mit Zoe habe stechen lassen.
»Ach, was, du musst sie einfach neu durchstechen. Mach ich auch ständig. Brauchst du eine Nadel?«
»Geht schon.«
Die Sache wird blutig, aber funktioniert.
»Siehst du!«, strahlt Zoe und winkt mich an den Tisch.
Ich grinse schief. »Der Spruch mit dem schön sein und leiden macht ab sofort Sinn.«
»Aber dafür siehst du jetzt super aus. Nachher schminke ich dich noch.«
Doch erst mal setze ich mich. Zoe hat für uns in der Küche gedeckt. Mit Kerzen und Stoffservietten. Ein Candlelight-Dinner mit meiner besten Freundin. Zoe legt eine Kelly Clarkson CD ein und ich fühle mich wie in einem amerikanischen Film. Wir stoßen mit den Cola-Dosen an.
»Auf einen tollen Abend!«
Ich finde, egal was noch kommt, viel besser kann es nicht werden. Doch da weiß ich
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