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Loving

Loving

Titel: Loving Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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noch nicht, was kommt.
    Um halb neun ist Zoe so aufgeregt, dass wir zu Max gehen und ihn fragen, ob er uns nach Potsdam fährt. Er sitzt in seinem Zimmer vor dem Computer und starrt mich gefühlte fünf Minuten an, bis er mich endlich erkennt.
    »Sie hat sich die Augen lasern lassen.«
    »Wow!«
    Ich kenne Max schon so lange wie Zoe, aber er hat mich noch nie so angesehen. Zoe findet das auch völlig unpassend, ihr Bruder ignoriert uns sonst immer.
    »Machst du es?«, fragt sie ungeduldig, da wir andernfalls die nächste S-Bahn nehmen müssen.
    Er steht auf. »Klar! Wo soll ich euch hinfahren?«
    Zoes Eltern haben ein Auto, das mit Biodiesel fährt. Ohne guten Grund darf es Max nicht benutzen, aber seine Schwester abends zu einer Veranstaltung zu fahren, ist genehmigt.
    »Ich hole euch auch gerne wieder ab.«
    »Ich schau mal, wir rufen dich dann an ...«, sagt Zoe und stößt mich in die Seite. Ich muss zugeben, das ist perfekt.
    Das Spartacus ist im Freiland , einem selbstverwalteten Kulturzentrum in Potsdam.
    »Alles ganz locker«, erklärt mir Zoe.
    Max verfährt sich dreimal und Zoe wird immer nervöser. Schließlich beschließt sie, dass wir aussteigen und uns auf dem großen Gelände, auf dem sich das Freiland befindet, selbst den Weg suchen.
    »Haus 3«, sagt Zoe und zieht mich in die Richtung, in die eine Gruppe von Jugendlichen schlendert.
    Ich fühle mich irgendwie fehl am Platz. Eine Party in meinem Haus, okay, aber was habe ich auf einer DJ Lounge verloren? Der Workshop ist gerade zu Ende, als wir den Club betreten. Es ist voll und stickig. Wir ziehen unsere Jacken aus, ohne zu wissen, was wir dann mit ihnen tun sollen und Zoe knüllt sie schließlich auf einen Stuhl am Rand. Sie scannt den Raum nach Sven ab. Ich entdecke nur Melanie. Melanie, die glaubt, dass Zoe noch in Luca verliebt ist, während sie jetzt eigentlich für ihren Bruder schwärmt.
    »Zoe, ich glaube, mir ist nicht gut. Etwas in der Pizza. Im Käse oder den Tomaten, ich gehe besser ...«
    »Nein! Du musst bei mir bleiben.«
    Ich deute auf Melanie, die am anderen Ende des Raumes bei Sven steht. »Melanie ist doch da.«
    Zoe klammert sich an meinem Arm. »Gerade deshalb musst du hier bleiben. Lenk sie ab.«
    »Warum?«
    Zoe verdreht die Augen. »Er ist ihr Bruder!«
    Okay, ich kenne mich mit Geschwistersachen nicht aus, aber ich nehme an, niemand will, dass die beste Freundin mit dem Bruder zusammenkommt. Wie auf Stichwort kommt Max in den Club. Er winkt uns zu und schiebt sich zu uns durch.
    »Was will der hier!«, zischt Zoe.
    »Musik hören?«
    »Hey, ich dachte, ich schau mir die DJs mal an. Und wenn ich euch nachher sowieso zurückfahre ...«, sagt Max und reckt den Kopf, um zu sehen, ob er jemanden kennt.
    Zoe kocht vor Wut. Sicher hat sie keine Lust, unter den Augen ihres großen Bruders mit Sven zu flirten.
    »Hey, da ist Luca«, sagt Max und drängt sich Richtung Eingang zurück. Mein Pulsschlag beschleunigt sich. Ich will das nicht. Wenn Lebewesen Stress haben, haben sie zwei Reflexe: Flucht und Angriff. Zwischen denen müssen sie entscheiden. Ich weiß nicht, was Angriff in dieser Situation bedeuten könnte, also denke ich an Flucht. Aber offenbar blockieren sich beide Reflexe, denn ich stehe wie festgenagelt da und warte.
    Max und Luca kommen zu uns, Luca immer noch an Krücken, mit denen er mittlerweile sehr geschickt ist. Als er bei uns ankommt, tut er so, als ob ich Luft wäre und unterhält sich mit Max.
    »Zoe, ich gehe!«, beschließe ich. Ich stehe in einer durchsichtigen Bluse in einem Club und werde übersehen. Das ist der Zeitpunkt.
    »Aber wie willst du zurückkommen?«
    »Öffentliche Verkehrsmittel? Taxi? Apparieren?«
    »Hey, Ella!«
    Luca hat beschlossen, mich doch noch zu beachten. Ich nicke nur kurz und starre in Richtung Bühne, wo Sven gerade seinen Laptop anschließt.
    »Abgehängt.«
    »Was?«
    Luca stützt sich lässig auf eine Krücke und nimmt die zweite zu der ersten, damit er eine Hand frei hat, mit der er eine einladende Bewegung macht.
    »Das lässt sich ändern.«
    Ich habe keine Ahnung, wovon er spricht.
    »Sweet Sixteen?«
    Langsam dämmert es mir. Da sind alles Buchtitel. Von Birgit Vanderbeke.
    »Muschelessen?«, frage ich.
    Er nickt. »Und wo warst du?«
    Die ganze Zeit habe ich mich gewappnet, aber jetzt erwischt er mich. Ich kann nicht glauben, dass er zu der Lesung gegangen ist. Wegen mir?
    »Du warst da?«
    »Yep.«
    »Ja, sorry. Ich habe es nicht geschafft. Was habe ich denn

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