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Loving

Loving

Titel: Loving Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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kein Mädchen und noch ist alles so ungeklärt zwischen Luca und mir.
    »Tja, kann ich dir helfen?«, frage ich, als wären wir bei Alex zu Hause.
    »Geh ruhig auch duschen, ich komme hier schon zurecht!«, sagt er und holt Sachen aus dem Kühlschrank. Wenn er hier einzöge, es würden meine Eltern vermutlich gar nicht bemerken, so unauffällig und selbstverständlich fügt er sich in unser Leben ein.
    »Danke!«
    Ich bewege mich auf Autopilot und frage mich, was ich mir dabei gedacht habe, Luca einzuladen. Jetzt bin ich weder eine gute Gastgeberin für Alex, noch werde ich dazu kommen, etwas mit Luca zu klären. Ich öffne geistesabwesend die untere Badezimmertür und Luca steht nackt vor mir.
    »Oh, sorry!«
    Er grinst nur. Das Blut schießt mir ins Gesicht und ich schließe die Tür schnell wieder. Ich hätte anklopfen sollen, er hätte abschließen können und wenn wir allein wären, dann würde mehr passieren. Mit weichen Knien gehe ich nach oben in unser zweites Bad. Das Bild von Luca, nackt und so unverschämt gut aussehend, dass ich an nichts anderes denken kann, steht die ganze Zeit vor mir.
    Ich dusche schnell, husche eigentlich nur unter die Dusche, denn ich will Alex und Luca unten nicht lange allein lassen. Und stehe dann doch unschlüssig vor meinem Kleiderschrank. Irgendwie scheint es zwischen Alex, Luca und mir gerade ein Gespräch zu geben, welches über die Kleidungsstücke geführt wird, die jeder von uns an oder nicht an hat. Ich entscheide mich aus dem Bauch heraus für das andere Kleid, das ich mir in Leipzig gekauft habe. Ich habe keine Lust, mich jetzt in eine Jeans zu zwängen. Oder gibt es einen anderen Grund? Vermutlich, denn ich entscheide mich auch für die neue Unterwäsche. So, als ob ich klar machen wollte, dass ich ein Mädchen bin und begehrenswert, obwohl das gerade niemand in Frage stellt. Ich bleibe barfuß, mir ist heiß, als wäre die Heizung zu weit aufgedreht.
    Als ich nach unten komme, verlässt Luca gerade das Bad. Jogginghose, nackter Oberkörper, auch barfuß.
    »Hast du ein Shirt für mich?«
    Ich springe die Treppe wieder hoch und reiße eines meiner alten überweiten Sport T-Shirts aus dem Schrank. Ich lehne mich an den Schrank und atme tief durch. Es ist weder der Ort, noch der Zeitpunkt, um erregt zu werden, erkläre ich meinem Körper. Alex ist da und überhaupt. Wollte ich nicht vorher etwas mit Luca klären? Ich spurte wieder nach unten. Luca sitzt mit nacktem Oberkörper an der Küchentheke und Alex steht auf der andern Seite. Es ist wie ein lächerlicher Contest, den Luca allerdings eindeutig gewinnt. Aber darauf kommt es gar nicht an, sage ich mir und bemühe mich, beide nicht anzustarren.
    »Hier!«
    Luca schlüpft in das Shirt, das mir zu groß ist, aber ihm über dem Brustkorb spannt.
    »Danke.«
    »Ich zieh mir auch mal was über«, sagt Alex beiläufig und verschwindet unten im Gästezimmer.
    Luca hebt die Augenbrauen nur einen Millimeter, aber ich verstehe auch so, was er mir sagen will und zucke mit den Achseln. Ich weiß . Niemand steht zufällig mit nacktem Oberkörper in der Küche herum und wartet auf mich. Aber ich bin nicht geschmeichelt, sondern überfordert. Ich will nichts von Alex.

»Ich mache mal weiter Frühstück«, murmele ich, gehe hinter die Küchentheke und reiße wahllos Dinge aus dem Kühlschrank, obwohl Alex schon alles gut vorbereitet hat. Konzentriere dich! Alex kommt zurück und geht mir ruhig zur Hand und hält mich davon ab, Tee in den Kaffeefilter zu füllen oder das Brot meterdick zu schneiden.
    »Ich mach schon«, sagt er und ich gehe zurück auf den Barhocker vor der Theke.
    Etwas später hat Alex alles vor uns aufgebaut und Kaffee gekocht und sitzt jetzt Luca und mir gegenüber.
    »Und? Wie läuft es mit eurem Literaturprojekt?«, fragt er und sieht Luca an.
    »Sehr gut«, sagt Luca und ich spüre, dass er eine Verteidigungshaltung einnimmt, als Alex mich prüfend ansieht.
    »Doch, doch, geht gut!«, sage ich schnell.
    Alex wendet sich wieder an Luca. »Und was hast du sonst noch von Jane Austen gelesen?«
    Luca beißt sich auf die Unterlippe und schweigt. Ich kann spüren, wie genervt er ist.
    »Was liest du denn sonst so?«, hakt Alex nach.
    Ich fühle mich unwohl. Es entsteht der Eindruck, dass ich schlecht über Luca geredet habe. Erzählt habe, dass er nicht liest und auch nichts für unsere Projektarbeit tut und mir fällt ein, dass ich genau das getan habe. Aber ganz am Anfang, als ich noch nichts von Luca wusste! Ich

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