Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)
Geschenk ihres Gottes an einen Jeden von ihnen.
Das Eine existiert nur durch das Andere.
Dies war Luc t'a pans letzter klarer Gedanke, bevor das Leuchten auch ihn verschlang.
Sedlaczec öffnete die Augen. Ein stechender Schmerz in seinem Trommelfell hatte ihn geweckt.
Was ...?
Der Gedanke erstarb im Anblick des Schauspiels auf dem Plateau unter ihm.
Alle Gedanken erstarben.
Das Licht, das sich dort pulsierend durch die Dunkelheit in den Nachthimmel fraß, lähmte nicht nur sein Denken. Es betäubte auch sein Fühlen. Sein Riechen. Sein Schmecken.
Seine Existenz.
Zurück blieb eine leere Hülle im Schnee. Ein menschlicher Camcorder im Aufnahmemodus. Bild für Bild speicherte Etwas in Sedlaczec das Gesehene ab.
Der gewaltige, dunkle Schatten zeichnete sich unscharf im Schnee ab. Er flimmerte wie eine Fata Morgana und schien in Höhe seiner Mitte in Richtung der Wand aus Licht zu zerfließen.
Das Gegenteil war der Fall.
Das Leuchten trieb die Schwärze vor sich her und drängte sie zu ihrem Ursprung zurück. Je weiter sie zurückgedrängt wurde, desto mehr krümmte sich der Schatten, aus der sie nur noch kümmerlich hervortrat, um schließlich völlig zu versiegen. Die Wand aus Licht schwebte auf den Schatten zu. Sie beugte sich über ihn, bis nichts mehr von ihm zu sehen war. Jetzt wechselte die Farbe des Lichts von gleißendem Gelb zu Blutrot. Und zurück. Die Intensität des Pulsierens verstärkte sich, ebenso seine Geschwindigkeit, begleitet von einem schrillen Pfeifton, der im Rhythmus des Farbspiels ertönte. In das Gelb und Rot mischten sich Schwarz. Blau. Orange. Das Pulsieren erstarb. Das Pfeifen verstummte.
Stille.
Die Farben verschwanden. Das Licht glitt vom Schatten zurück, wie die Wellen des Meeres vom Strand. Es versickerte im Schnee, um in fünfzig Meter Entfernung aus dem Nichts erneut aufzusteigen.
Lebendig aufzusteigen.
Aus dem Licht formte sich eine Kreatur. Größe und Gestalt wie der Schatten, der nun regungslos dalag. Dafür aus durchsichtigem Kristall, dessen Oberfläche Blitze auszusenden schien, die sich scharf gegen den Nachthimmel abzeichneten. Die Kreatur streckte den Arm aus und öffnete die Hand. Etwas Rotes glühte darin. Sie führte die Hand zur Körpermitte, legte die andere darüber. Nach wenigen Sekunden verstärkte sich das Glühen, bis es erlosch. Die Kreatur ließ beide Arme sinken und streckte sich. Sie drehte sich noch einmal zu dem Schatten um, der sich nach wie vor nicht bewegte. Dann setzte sie sich in Bewegung. Sie pflügte durch den Schnee, während in ihrem Leib ein rotes Licht pulsierte, bis sie mitsamt dem Leuchten in der Nacht verschwand.
Geradeso als hätten die Schatten doch noch über sie gesiegt.
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