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Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition)

Titel: Luc t'a pan - Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Wand
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schrie.
 Sie waren zurückgekehrt. So wie sie immer zurückkehrten.
 Die Stimmen in seinem Kopf.
 Und sie forderten ihren Tribut ein ...

 „... denn alles hat seinen Preis, mein Sohn. Vergiss das niemals.“ Sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter und ging Richtung Zimmertür. Dort blieb er stehen, drehte sich noch einmal um. In seinem Blick lag Strenge, doch dahinter blinzelte Verständnis hervor.
 Er kannte seinen Vater.
 „Ich war auch mal jung und Opas Waffen faszinierten mich genauso. Trotzdem sind sie kein Spielzeug. Deshalb haben sie in deinen Händen nichts zu suchen. Zumindest nicht in meiner Abwesenheit.“ Sein Vater fuhr sich mit der Hand durch den Dreitagesbart und tippte nachdenklich mit einem Finger auf seine Lippen. „Heute Abend fällt das Fernsehen für dich aus. Nach dem Essen geht’s ab in dein Zimmer.“
 „Aber grade heute läuft doch ...“
 „Marshall Jenkins, ich will nichts mehr hören, klar? In fünfzehn Minuten bist du in der Küche und deckst den Tisch. Haben wir uns verstanden?“ Die Ruhe in der Stimme unterstrich den Ernst der Lage.
 „Ja.“
 Sein Vater drückte betont langsam die Klinke nach unten. Knarzend öffnete sich die Tür, durch die er wortlos verschwand.
 „Nach dem Essen geht’s ab in dein Zimmer“, äffte er ihn nach und schickte einen Stinkefinger hinterher. Marshall ließ sich auf sein Bett fallen. Mit ausgebreiteten Armen blieb er darauf liegen und starrte an die Decke. Die Holzvertäfelung verschwamm vor seinen Augen, verwandelte sich in einen undefinierbaren, braunen Sumpf.
 Was wusste sein Vater schon von ihm? Was wollte er wirklich von ihm wissen?
  Nichts!
  Marshall drehte sich zur Seite und tastete unter sein Bett. Er musste sich strecken, damit er mit den Fingern an den Schuhkarton herankam. Vorsichtig fingerte er daran herum, bis er ihn ganz zu fassen bekam, und zog ihn unter dem Bett hervor.
  Du hättest mich verstanden. Hättest mir zugehört. Geglaubt.
  Er hob die Schachtel vom Boden hoch. Der Karton des Deckels glänzte von der Fettschicht, die sich im Laufe der Zeit durch das häufige Öffnen und Schließen darauf gebildet hatte.  Alles war noch gut, als du da warst. So normal.
  Marshall entfernte den Deckel. Er legte ihn beinahe andächtig neben sich auf sein Kopfkissen. Das Licht der Sommersonne strömte golden durch das Zimmerfenster. Es kroch zwischen das Dunkel der Schachtel und deren Geheimnis.
 Zaghaft griff er hinein. Strich mit den Fingerkuppen über die trockene Oberfläche des Inhalts, dessen Textur sich so vertraut anfühlte. Fuhr mit geschlossenen Augen die Linien nach.
  Wieso hast du mich verlassen?
  Marshall schluckte schwer.
 U nd was habe ich dafür bekommen?
  Zwischen seinen Fingern hielt er den Inhalt des Schuhkartons in die Höhe. Er drehte ihn vor seinem Gesicht in alle Richtungen. Betrachtete ihn von allen Seiten. Wog ihn in seiner Hand – wie leicht er doch war!
 In Wahrheit lag er ihm tonnenschwer auf seiner Kinderseele.
 Der junge Jenkins setzte den ausgedörrten Froschkörper in den Karton zurück, verschloss ihn und schob ihn wieder unter das Bett. Du bist gegangen, Mutter. Dafür sind SIE gekommen. Was habe ich nur falsch gemacht?
  Marshall rollte sich auf den Bauch und presste das Gesicht in das Kopfkissen. Sein schlaksiger Körper zitterte. Er wartete auf die Tränen. Wollte sie erzwingen. Aber er wusste es besser.
Er war jetzt zwölf Jahre alt. Mit zehn hatte er sie bereits alle geweint.
 „Marshall!“ Die Stimme seines Vaters hallte von unten zu ihm herauf.  Verdammt. Das Abendessen. Eigentlich habe ich keinen Hunger. Aber ich habe keine andere Wahl. Reiß dich zusammen.
  „Ich komme!“
 Er beruhigte sich wieder und ...

 ... ging ins Schlafzimmer. Alles hat seinen Preis, mein Sohn, vergiss das niemals. Als ob er das jemals vergessen könnte! Wer wüsste das besser als er? Marshall ging auf die Knie und zog einen schwarzen Aktenkoffer unter seinem Bett hervor. Dabei fiel sein Blick auf die Schachtel, die sich ebenfalls dort befand.
  Mein alter Schuhkarton. Wie lange wirst du mich noch begleiten? Solange SIE mich begleiten?
  Er drehte an den Zahlenschlössern seines Samsonite, bis er die richtige Kombination eingestellt hatte. Klickend öffnete sich der Lederdeckel. Marshall nahm einen braunen Umschlag heraus und griff hinein. Er enthielt einen Computerausdruck mit einem Foto, auf dem einige Angaben darauf standen. Er las alles aufmerksam durch, prägte sich

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