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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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ja?«
    »Na, ja, irgendwie ja schon...« Lorenzo versuchte ein Lächeln, etwas, was man in letzter Zeit eher selten bei ihm zu sehen bekam.
    »Das Internet ist da ein unerschöpflicher Auskunftsgeber...«
    »...Und ich kannte mal zwei...«
    »Ja, ja, du wieder... «
    »Überhaupt ist es ja genetisch bedingt, ob du`s bist oder nicht. Hat nichts mit Veranlagung zu tun...«  
    »Quatsch...«
    »Doch! Ganz sicher! Die Erbanlage der Mutter entscheidet darüber, wie man später tickt. So oder eben anders ...«  
    »Eine Gottesgabe ...? Na, gute Nacht, Valentina...«  
    Renzo lachte böse über meine Worte - ich lachte mit.
    »Auf jeden Fall ist das mit den Geschwistern keine Seltenheit... und das mit dem Gen ein Riesenblödsinn!«
    »Unser Japaner wieder... Woher willst du das denn wissen?«  
    »Vielleicht, weil ich lese...?«
    »Und ich? Ich guck mir nur die Bilder an oder was?«
    »Möglich...«
    »Hört auf! Ich hab Hunger ...« Sie gingen mir auf die Nerven.
    »Dann koch uns was ...«
    »Ja! Los - ab in die Küche, Lakai! Koch uns was! Pronto!«
    Es war, wie gesagt, schon eigenartig...
     
    Um meinem Bruder das Einleben etwas zu erleichtern, begannen Shiro und ich seine vier Quadratmeter Kammer zu optimieren. Zunächst einmal entfernten wir die eingebauten Regalbretter, weißten dann die Wände und entdeckten zu unserer Überraschung hinter einem kompakten Hängeschrank ein kleines, quadratisches Kippfenster. Nun konnten sogar etwas Licht und Luft in den Raum dringen.
    Wir ließen ihm eine Schaumstoffmatratze auf Maß zuschneiden. Ein weißes Brett über dem Kopfende diente als Ablage, ein Klemm-Spot spendete Licht und das Bild von einem Stück Himmel, welches Shiro aus einer Zeitung ausgeschnitten und gerahmt hatte, sorgte für so etwas wie Gemütlichkeit. Einen gewissen, wenn auch bescheidenen Zauber strahlte der Raum nun aus - das war nicht zu leugnen.
    Die Buchhaltung verlagerten wir in die Küche, wobei der Aufwand, den Renzo damit hatte, sich wirklich in Grenzen hielt. Da weder Personal- noch Gewerberaumkosten anfielen, ließ sich alles Notwendige rasch erfassen. Ein extra dafür angeschafftes Notebook half ihm dabei.
    Es war ein schönes Gefühl, meinen Bruder um mich zu haben. Nun fühlte ich mich nicht mehr so verlassen, so ausgestoßen. Meine Familie war plötzlich gewachsen. Renzo kannte mich mein Leben lang, so wie ich ihn, und dieses Wissen, diese Vertrautheit war es vielleicht, die mich glücklich machte in diesen Tagen. Geborgenheit, das Verstehen ohne Worte. All dies hatte mir gefehlt. Ich war nun mal ein Familienmensch. Das war nie anders gewesen. Sicher, Shiro hatte versucht, mich durch seine Zuneigung zu trösten, für mich da zu sein, und es war auch völlig klar, dass ich mich immer wieder aufs neue für ihn und nicht etwa für meine Eltern entschieden hätte, doch was Familie für mich bedeutete, das hatte er eigentlich nie verstanden. Wie denn auch?
    Renzo jedenfalls freute sich irrsinnig über sein 'neues Zimmer' und wir taten es mit ihm.
    »Was jetzt wohl in Fano los ist?«, fragte ich irgendwann. Wir saßen zusammen in der Küche und tranken Chino.
    »Na, so schwer ist das nicht zu erraten...«, antwortete er erstaunt. »...Tomaso reißt alles an sich, bis er auch Rebecca aus dem Haus getrieben hat. Und wenn er es nicht schafft, dann sicher Giade. Die hält keiner aus...«
    »Wieso hasst du Tomaso eigentlich so?« Das war wieder etwas, das mir früher nicht aufgefallen war.
    »Du meinst, ich hasse ihn...?« Er sah nachdenklich an die Zimmerdecke. »...Stimmt - jetzt wo du's sagst. Da hasse ich ihn wohl. Muss wohl daran liegen, dass er mein großer Bruder war. Das hast du nicht richtig mitbekommen, aber so, wie du für Anna zuständig warst, war er es für mich... Und das war hart, glaub mir!«  
    Nein - das hatte ich in der Tat nicht mitbekommen. Aber interessant für mich war auch, dass es wohl niemanden gegeben hatte, der mal für mich zuständig gewesen wäre. Ich sagte es Renzo, aber der schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf. »Du bist doch nun wirklich der von uns allen, der da das allermeiste Glück gehabt hat.«
    Ich wusste nicht, was er meinte. Weder Tomaso noch Rebecca noch er selbst hatten sich irgendwie um mich geschert, als ich es gebraucht hätte.
    »Na, du hattest doch Matteo...«, antwortete Renzo auf meinen fragenden Blick. »Während ich zusehen musste, den Tritten und Schikanen von Tomaso auszuweichen, hast du auf den Schultern von Matteo gesessen und ihm

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