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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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reagiert, als Shiro seine Unzufriedenheit nicht mehr verbergen konnte. Früher wäre mir das nicht passiert. Da empfingen meine Antennen auch noch die Feinheiten.
    War ich denn so sehr mit mir beschäftigt? Ich brauchte eine Antwort auf diese Frage.
    » War ? Bist du, Süßer! Aber das ist doch klar. Du hast viel um die Ohren, musst organisieren, vorbereiten, hast Termine, die du einhalten musst, Einkäufe...«  
    »Habe ich mich verändert?«
    »Lass es mich mal so sagen. Früher hast du gestaunt. Heute erstaunst du...«
    Er lächelte über meinen verblüfften Gesichtsausdruck. »...Du bist busy, unter Strom, kontrollierst... Klar hast du dich verändert. Noch vor wenigen Monaten hat du unter Deck mitgearbeitet, jetzt bist du auf der Brücke und hast das Sagen.«
    Das stimmte allerdings. Es war alles so rasant schnell gegangen. Und ich hatte mich einfach angepasst, hatte Glück, beherrschte aber scheinbar auch das Handwerk.
    Wieder Glück...
    »Ist es schlimm, wie ich mich verändert habe...?«, fragte ich unsicher.
    »Solange du noch solche Fragen stellst, ist alles okay, denke ich. Mach dir keine Sorgen« Er sah mich durch unseren Badezimmerspiegel an und grinste, während er geübt Kajal auf seine Augenlider auftrug. »...Guck nicht so zerknirscht.«
    Ein flüchtiger Kuss, bereit zum Abflug. »Besuch mich nach der Arbeit mal im L’amo. Meinetwegen auch mit Lorenzo, aber nur, wenn’s unbedingt sein muss...«
    Ich versprach es ihm, da war die Tür schon im Schloss...
    Er hatte sich auch verändert, fand ich - nicht nur ich...
     
    Während ich immer bodenständiger dachte und handelte, entwickelte Shiro mehr und mehr Leichtigkeit. Ich beneidete ihn darum.
    Wenn ich nüchtern kalkulierend über meinen Wochenplänen brütete, hatte er meist irgendwo eine Verabredung zum Caffè, zum Kino oder in einer Bar.
    Lernte ich mehr und mehr Kunden kennen, so entwickelten sich bei ihm im Laufe der Zeit Freundschaften.
    Einigen davon begegnete ich, einfach, weil sie ihn abholten oder auf einen Schluck vorbei kamen, Anderen, weil ich tatsächlich immer öfter zu einem Absacker nach der Arbeit im L’amo vorbeischaute.
    Dort stand dann Shiro hinter dem Tresen, wunderschön, hellwach und aufgekratzt. Während für mich der Tag eigentlich zu Ende war, schenkte mein Japaner Getränke aus, plauderte vertraut mit seinen Gästen, lachte und füllte den Raum mit seiner Leichtigkeit.
    Wenn er mich schließlich irgendwann wahrnahm, wie ich meist ziemlich verloren in der Gegend rumstand, erledigt und müde, erhellte sich sein Lachen. Er begrüßte mich dann mit einem jener Küsse, die mir angesichts der Situation und der Blicke, die uns begleiteten, auch verdammt gut taten. Dem folgte dann ein doppelter Cointreau auf Eis.
    In der Regel war das für mich der erste Alkohol des Abends, und es war meist auch der letzte. Mehr ging nicht.
    Würde man mir heute einen Cointreau vorsetzen, ich würde ich ihn wohl kaum runterkriegen. Zu grell. Aber seinerzeit passte es einfach. Es war ein Ritual. Er spülte alles Vorherige gekonnt mit einem Schluck ins Nichts. Und es passte perfekt ins L’amo.
    Überhaupt – das L’amo...
    Klein, intim, etwas delikat, nicht düster, doch gedämpft, vom Duft her schwer, von der Optik überladen, akustisch: elektronisch bis symphonisch und auf eine angenehm billige Art exklusiv. Cointreau auf Eis eben...
    Eine Endlostheke in blaugrünem Licht, türkis getünchte Wände, weiße Holzbänke, Werbe-Ascher, dickwandige Gläser, Tafel statt Karte. So eben...
    Und 'L’amo' traf es schon recht gut, denn nur die wenigsten kamen einfach bloß auf einen Drink vorbei. Eigentlich niemand ...
    Im Nachhinein bin ich erstaunt, dass ich mir keine Sorgen machte; um Shiro, um uns, unsere Beziehung. Ich sah ja, wie sie auf ihn reagierten, registrierte die Blicke und Gesten, all die eindeutigen Signale. Und ich erkannte, wie Shiro schillerte, wie er genoss, was er tat, was er bewirkte, er auslösen konnte. Und wenn überhaupt, verblüffte es mich vielleicht ein wenig, wie sehr er es auch ausnutzte, wenn sie an seinen Lippen hingen, ihn mit Blicken verschlangen und er einfach damit spielte, wie ein Jongleur - aber ich machte mir keine Sorgen.
    Warum auch? Ich vertraute ihm ja...
     
    Ein weiterer Beleg dafür, dass es um meine Antennenjustierung bezüglich meines Liebsten nicht eben zum Besten stand, war ein frisch eingetroffener Brief von Ayumi. Da ich von Shiro das Okay hatte, seine Post öffnen zu dürfen, handelte ich

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