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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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dementsprechend. In diesem Fall befand sich in besagtem Umschlag eine liebevolle Gratulation zu seinem Geburtstag.
    Irgendwie hatte ich nie daran gedacht, dass der ja irgendwann mal sein musste. Wir kannten uns jetzt schließlich über zwei Jahre.
    »...Das macht doch überhaupt nichts...«, beschwichtigte er mich, aber ich konnte mich nicht beruhigen. Geburtstage hatten bei allen Lauros einen hohen Stellenwert - so etwas vergaß man einfach nicht.
    »Hätte ich gewollt, dass du daran denkst, hätte ich schon dafür gesorgt...«, versuchte er es weiter, aber ich blieb enttäuscht von mir selbst.
    Das viel Entscheidendere an Ayumis Schreiben war aber die Einladung, an uns beide gerichtet, sie in Japan zu besuchen.
    Angeregt durch Shiros Geschäftsidee arbeitete sie mittlerweile in einem Übersetzungsbüro wo sie hauptsächlich Gebrauchsanweisungen vom Japanischen ins Italienische übertrug. Wie sich herausstellte war das ein einträglicher Job, und so war ihre Einladung auch mit der Finanzierung der Flugtickets verbunden.
    Shiro war fassungslos vor Glück.
    »Wir werden nach Japan reisen. Ist das nicht fantastisch...?«
    Ich lächelte nur, sagte aber nichts dazu, um ihm die Freude nicht zu verderben. Für mich war es ganz ausgeschlossen, ihn zu begleiten. Das ließ meine Arbeit gar nicht zu. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Am darauffolgenden Abend teilte ich ihm dann meine Gedanken dazu mit.
    »Aber wir werden uns drei Monate nicht sehen, wenn du nicht mitkommst. Das sind immerhin 12 Wochen...«, gab er zu bedenken.
    Zuvor waren wir noch nie voneinander getrennt.
    »Ist mir klar. Aber zur Zeit geht es eben nicht. Immerhin leben wir von dem, was ich verdiene. Ich kann den Laden hier nicht mal eben so für drei Monate dicht machen, das geht einfach nicht...«
    »Aber du bist nicht traurig, wenn ich gehe...?«
    »Quatsch! Ich freu mich für dich... Sieh mich nicht so an... Sicher werde ich dich total vermissen... Ich vermiss dich jetzt schon, wenn ich nur dran denke... aber es ist alles genau richtig so...«
    »Bist du sicher?«
    »Ich bin sicher!«
    Ich war mir tatsächlich sicher...
     
    Es ist schon so eine Sache mit der Zeit. Sie kriecht endlos dahin, wenn sie vergehen soll, und dann wiederum rast sie, wenn man sich nichts inniger wünscht, als dass sie einfach stehen bliebe.
    Was Japan anging - einem Wimpernschlag gleich, stand unser Abschied bevor.
    Es gab noch ein äußerst intensives Hin und Her zwischen Kumamoto und Genova, welches in zwei halbstündigen Telefonaten gipfelte. Shiro setzte seinen Job im L’amo aus und schließlich, nachdem Ayumis Überweisung auf seinem Konto gutgeschrieben war, buchte er einen Flug von Rom nach Tokio und von dort weiter nach Kumamoto.
    Wir würden uns bis in den Spätsommer hinein nicht sehen, wurde uns plötzlich klar, und das klang mit einem Male weitaus gewaltiger als 12 Wochen - oder 3 Monate.
    »Vielleicht komme ich einfach früher zurück...?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du fliegst jetzt erst mal hin, und dann nutzt du die Zeit für dich. Mann - dein Japan! Dein Traum! Die Zeit wird verfliegen. Und beim nächsten Mal komme ich mit, und du zeigst mir alles...«
    Wir saßen uns auf unserem Bett gegenüber, Rotwein im Glas, irgendeine Filmmusik im Hintergrund, einen Abend vor der Abreise. Shiro war unendlich aufgeregt.
    »Du wirst mir so fehlen...«
    Er strich durch mein Haar und sah mir tief und fest in die Augen, so, als müsse er sich diesen Moment ganz genau einprägen, ihn sich unbedingt merken.
    »Ja, aber du siehst jetzt Ayumi wieder, und du lernst deine Verwandten kennen. Du wirst gar nicht wissen, wo dir der Kopf steht. Und du wirst japanisch kochen lernen, und Blumenbinden lernst du, und wenn dir sehr langweilig ist, noch Judo und Bonsai-Gärtnern, und dieses fisselige Papiergefalte...«
    Er brachte mich lachend mit einem Kuss zum Schweigen.
    Shiro würde mir auch fehlen. Bestimmt.
    Ich wollt` es ihm nur nicht sagen. Warum auch immer...
     
    »Nun sind wir also zu Dritt«, stellte Pius überflüssigerweise fest, während er unsere Rotweingläser nachfüllte. Mir war hundeelend, und ich hatte beschlossen, meinen Abschiedsschmerz im Alkohol zu ertränken.  
    Shiros Abreise war durcheinander geraten, da ich an diesem Tag unheimlich viel zu tun hatte. Also fand das Arrivederci bei uns zu Hause und nicht am Bahnhof statt.
    Und wie Abschiede so sind, lagen wir uns eher hölzern in den Armen satt inbrünstig, und an Stelle eines filmreifen Kusses hievte ich nur seine beiden

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