Luca's Rezepte
Beispiel...«, dozierte er weiter. »Luis ist ein alter Hase im Geschäft. Und ihr seid befreundet. Sprich mit ihm. Bitte ihn, dir zu helfen. Sieh mit ihm die Verträge durch, die man dir vorlegt, spiel mit ihm durch, was auf dich zukommt...« Er trank einen Schluck, klimperte mit seinen Augen und lächelte charmant. »...Mit ihm und mit mir natürlich...«
Er hatte Recht. Luis mit einzubeziehen war in meiner Situation mit Sicherheit das Beste, was ich tun konnte. Immerhin hatte er mir die ganze Sache eingebrockt, und ob ich dafür dankbar sein sollte, musste sich erst noch herausstellen. Aber Luis kannte sich aus. Und ich vertraute ihm.
»Wenn das überhaupt was wird...«, schränkte ich ein.
Jack sah mich durchdringend an. »Tja Herz, natürlich nur, wenn das was wird. Ist doch so was von logisch. Aber warum sollte es denn nicht...?«
Vielleicht, weil ich immer noch nicht wusste, ob ich es wollte oder nicht. Aber das behielt ich erst einmal für mich...
»...Eine alte Klosteranlage in der Nähe von Montoggio...« Gianni schob mir Fotos über den Tisch. »...Das liegt im Apennin und ist von Genua entspannt mit dem Auto zu erreichen.«
Die Bilder gefielen mir. Ein wunderschönes, altes Gebäude, ein großartiger Garten und eine grandiose Küche mit Steinbackofen, gewaltigem Kamin und einem spektakulären Blick in die Landschaft.
»Nun stell dir vor...« Er zeichnete mit seinen Händen einen Kreis in die Luft. »...Das ist die Kulisse.« Er pausierte, dann sah er eindringlich zu mir. »... Dort wirst du kochen. Das nötige Equipment wird noch organisiert, und da brauchen wir dringend deine Mithilfe. Denn du weiß am besten, welcher Herd, welcher Ofen und welche Geräte sich eignen. Nur eine Bitte: Nicht zu abgehoben. Die Zuschauer sollen das Gefühl haben, in ihrer popeligen Zwei-Zimmer-Klitsche mit ihren Küchengeräten genau dasselbe nachkochen zu können, was du ihnen vormachst. Das ist ganz wichtig. Identifikation heißt das Zauberwort. I-den-ti-fi-ka-tion! Nur so erreichen wir unser Publikum. Und nur darum geht es...«
»...Und warum ich...?«, rutschte es mir raus.
Gianni nickte und sah in die Runde, die aus vier weiteren Personen bestand, zwei Männern, zwei Frauen.
»Dir muss das ganze wie ein Schnellschuss vorkommen. Schon klar. Tatsache ist: Das Format ist zur Zeit absolut angesagt, und wir suchen auch nicht erst seit gestern. Dass es dich getroffen hat, liegt einfach daran, dass du haargenau in unser Anforderungsprofil passt. Mit dir schickt Canale 5 den jüngsten Fernsehkoch an den Start, den es je gegeben hat...«
»...Europaweit«, ergänzte Antonia, eine der Frauen.
»Europaweit, genau! Stell dir das mal vor... Das gab’s bisher noch nie. Und damit sprechen wir natürlich auch eine extrem breite Zielgruppe an...«
»...Bei den Großmüttern greift der 'Enkel-Faktor', bei den Teenagern die Vorbildfunktion, wenn du verstehst...«, wieder Antonia. Und sie klang professionell begeistert.
»Nach allem, was wir bisher über dich gehört und was ich von dir gesehen habe, bist du genau der Richtige für dieses Projekt...«
»Wir alle hier haben dein Casting gesehen. Wieder und wieder...« Das kam von einem kräftigen Typ, den sie Carlos nannten. »...Und - klar - muss da noch geschliffen und geschult werden. Aber glaub mir, wir wissen, wann was klappen kann und wann nicht. Und bei dir waren wir einstimmig der Meinung, dass es gut gehen wird.«
»...Wir wissen natürlich auch, dass du kein Schauspieler bist, keine Angst. Das ist unser Job, dich da hinzubekommen, wo wir dich haben wollen. Aber wir suchen eben auch keinen Schauspieler, sondern einen Koch...«
»...Und haben ihn in dir gefunden. Ist deine Frage damit beantwortet?«
Ich nickte zögernd.
»...Und wir beabsichtigen, so eng wie möglich mit dir zusammenzuarbeiten. Denn wir sind sicher, dass nur so ein perfektes Ergebnis zustande kommen kann.«
»Das Kloster...«, begann Antonia zu schwärmen, »...Deine Jugend... das alles zusammen hat so etwas Klares...«
»...Reines...«, unterstützte Gianni.
»...Genau, Reines ... Dazu natürliche, gesunde Gerichte, traditionell zubereitet... Die Zuschauer werden es lieben...«
»...Was im übrigen alle Marktanalysen bestätigen.«
Alle fünf nickten und sahen mich erwartungsvoll an.
»Und...?«, fragte Gianni. »...Bist du dabei...?«
Ich sah auf die Fotos vor mir, blickte in die gespannten Gesichter, und schließlich war es an mir zu nicken.
Ich hatte Blut
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