Luca's Rezepte
war wie betäubt. »Welche Einzelheiten...?«
» Na, der Aufbau der Show. Wir möchten das gerne mit dir gemeinsam besprechen. Wir haben da eine ganze Menge Ideen, die wir dir unterbreiten möchten. Und dann muss ein Titel gefunden werden. Das Kind braucht einen Namen... Wo soll gedreht werden, Ausstattung der Küche, das alles...«
Es rauschte nur in meinem Kopf.
»...Hallo... Luca...?«
»...Ja. Ja, ja okay... ein Treffen...«
» Genau! Passt es dir übermorgen?«
»Wo muss ich hinkommen?«, fragte ich mechanisch.
» Milano. Zu Canale 5. Die genauen Daten maile ich dir noch. Passt es...?«
»In Ordnung...!«
» Freue mich auf die Zusammenarbeit, Luca!«
»Ja, danke...«
Klick.
Oh Mann. Und nun?
Irgendwie hatte dieser Gianni eine Art, die es einem unmöglich machte, irgendetwas einzuwenden. Zigmal hatte ich das Gespräch im Falle einer Zusage vor meinem Inneren Auge durchgespielt.
Begriffe wie Bedenkzeit oder sorgfältige Überlegungen kamen darin ebenso vor wie ein klares, eindeutiges Nein!
Nur dieses In Ordnung, das war kein einziges Mal aufgetaucht.
Ich sah in den Spiegel neben der Küchentür, dem ich gegenüber saß und bemerkte mein schmales, sorgenvolles Gesicht.
Doch irgendwann, nach einer eingehenden Betrachtung, lächelte ich mir zaghaft zu und nickte leicht. Vielleicht, vielleicht würde es ja auch ganz spannend.
Mal sehen.
Und – Nein sagen konnte ich auch immer noch...
Jack war wie elektrisiert.
»Stufe eins können wir abhaken...«, verkündete er enthusiastisch. »Was jetzt folgt, ist Stufe zwei ...«
Wieder saßen wir in der Hafenbar, und wieder tranken wir auf Jacks Geheiß hin Gin Tonic.
»...Ich bin übrigens gar nicht so ein Fan von... Gin Tonic...«, versuchte ich es.
»Wiie? Du magst kein Gin Tonic ?«
Ich nickte.
»Wie kann man keinen Gin Tonic mögen...? Egal, Stufe zwei...!«
Ich hatte es zumindest versucht.
»Du hast also am Nachmittag das Meeting , und dein Bruder fährt dich dort hin?«
»Die Besprechung, ja...«, bestätigte ich. »...Aber vorher hole ich noch mein neues Auge ab... Das passt ganz gut...«
Jack sah mich an, als säßen Schnecken in meinem Gesicht. »...Du holst dein... neues... Auge ab?«
Stimmt! Er wusste ja nichts davon. Innerlich freute ich mich, dass er es nicht bemerkt hatte.
»Ich habe ein Glasauge...«, erklärte ich ihm und tippte an meine linke Schläfe.
Er beugte sich vor, bis dicht an mein Gesicht heran und musterte meine beiden Gesichtshälften. » Fan-tas-tisch. Ein Glasauge...« Sein Atem roch nach Zitrone und seine Augen, die mich intensiv betrachteten, hatten ein frisches Grün.
»Stimmt! Jetzt, wo du’s sagst. Faszinierend. Tut das weh ?«
Ich verneinte lachend.
»Das macht dich einzigartig«, sagte Jack ernst.
»Träum weiter...«
»Nein! Nein, wirklich... Das hat Potential! Luca , der einäugige Koch...« Er zeichnete mit einer fließenden Handbewegung einen Streifen ans Firmament. »Was sieht er, was sieht er nicht? Verstehst du? Dass ist interessant. Welches Schicksal steht dahinter? Ist es beim Kochen einfach in die Suppe gefallen, oder rutschte dem Lehrling beim Entschuppen das Messer vom Fisch...?«
Ich lachte. »Ein Stein...«
»Ein Stein also, aha. Ja, tja, nun gut, ein Stein... So was wollen die Leute halt wissen, da kannst du hundertpro sicher sein.«
»Aber es interessiert mich nicht...«
»Sollte es aber, Herzbube, sollte es...! Denn die werden dich bezahlen. Nicht direkt natürlich, aber im übertragenen Sinne. Und wenn du es schaffst, sie neugierig zu machen, belohnen sie dich dafür mit ganz wunderbaren Einschaltquoten. So läuft das nämlich, mein Hase...«
Ich sah in die grasgrünen Augen von Jack und bemerkte erstmals, wie ernst er das Ganze nahm. Er wollte wirklich, dass ich es schaffte. Und er wollte dabei sein - unbedingt.
»Schritt zwei also...«, versuchte ich zum Ausgangspunkt zurückzukommen.
»Schritt zwei, genau! Die Verhandlungen. Luca, da hängt es ganz stark davon ab, inwieweit du dich einbringen wirst. Hör dir alles an, was sie zu sagen haben, aber wäge alles sorgfältig ab. Gib acht, auf was du dich einlässt. Überstürze nichts und halte immer Rücksprache mit jemandem, der sich auskennt...«
Nun war ich verblüfft. Das waren so gar nicht die Töne, die ich von Jack erwartet hatte. Seine Begeisterung war einer Sachlichkeit gewichen, die gar nicht zu dem passen wollte, was ich bislang von ihm kannte.
»...Luis zum
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