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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Kumamoto, sondern nur ein paar Kilometer entfernt.
    »Catering war bis vor ein paar Monaten auch unvorstellbar für dich, und jetzt?«
    »Ja schon - aber eine Kochshow?«
    »Warum denn nicht? Dann machst du sie eben so, dass sie dir gefällt.«
    »Ich glaube kaum, dass ich da so viel Einfluss drauf habe...«
    »Wieso das denn nicht? Natürlich hast du den. Mach es zur Bedingung.«
    »Ich... Du fehlst mir...«
    Ich hatte einfach keine Lust, unsere wertvolle Zeit mit Gerede über diese doofe Kochshow zu vergeuden.
    »...Dieses... Thema wollten wir ausklammern...«
    Er hatte Recht. Eine unserer Absprachen war, dass wir am Telefon nicht über unsere Trennung sprachen.
    »Ich bin ja bald wieder zurück... Oh Mann...« Seine Stimme klang belegt und etwas traurig.  
    »...Luca?«
    »Ja...?«
    »...Mach das mit der Show.«
    Okay, ein Casting also...
     
    »Wichtig ist, dass du jeden Schritt, den du machst - egal, ob du Teig knetest, Tomaten die Haut abziehst oder Salat wäschst - dass du jeden deiner Schritte beschreibst. Der Zuschauer will dich nicht nur sehen, er will das Gefühl haben, dass du bei ihm zuhause am Herd stehst, klar? Darum geht es hier...«
    Ich stand hinter dem albernen Küchentresen und nickte.
    »Erzähl ruhig was. Gib dein Wissen weiter. Wo bekommt man zum Beispiel die besten Kartoffeln für Gnocchi, wie heißt die Sorte - so was in der Art. Oder warum heißt Frisee-Salat so, wie er heißt... Welche Messer sind die richtigen.«
    Die von Carfagna aus Urbino schoss es mir durch den Kopf. Ich verstand, was er meinte.  
    »Und das allerwichtigste! Sieh in die Kamera!«
    Vor mir lagen Beinscheiben vom Kalb - es sollte Ossobuco geben.
    »Können wir starten?«
    »Wir können...«
    Also begann ich Sellerie und Karotten zu würfeln, das Fleisch zu säubern, wobei ich immer brav erzählte, warum ich was tat:  
    Das Fleisch immer gründlich säubern, um mögliche Knochensplitter zu entfernen - anstelle von Staudensellerie kann man auch die Knolle verwenden - das Gemüse in nicht zu kleine Würfel schneiden. So sind die Aromen einzeln herauszuschmecken - Zum Braten entweder Öl oder, auch schön, Butterschmalz verwenden. Und so weiter, und so weiter...  
    Dabei versuchte ich immer, in die Kamera zu schauen und dazu ein möglichst freundliches, kluges Gesicht zu machen. Das war, glaube ich, der Part, der mir am schwersten fiel.
    Nach anderthalb Stunden war es dann überstanden und ich heilfroh.
    »...Und? Wie war es...?«
    Pietro streckte mir aus der Regie einen nach oben gerichteten Daumen entgegen. Er lachte.
    Das Casting hatte ich also hinter mir. Und es war wohl ganz gut gelaufen.
     
    »Wie war's, wie war's?«
    Jack hatte mir das Versprechen abgerungen, ihn gleich nach den Probeaufnahmen anzurufen. Nun saß ich im Zug und löste es ein.
    »...Es gab Ossobuco«, antwortete ich einsilbig, mir sicher, ihn damit auf die Palme zu bringen.
    »Wen interessiert’s...? Was haben sie gesagt...?«
    »Sie haben gesagt, dass es gut war...«
    »Jaa! Ich wusste es, ich wusste es... Und? Weiter?«
    »Nichts weiter...«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Sie schneiden das Zeug zusammen, präsentieren es den Verantwortlichen und dann wird entschieden...«
    »Fantastisch! Klingt gut! Ja! Sehr schön...«
    Ich musste lächeln. Jack war mit Vollgas in mein Leben gerast - und ich mochte es. Erstaunlich. Eigentlich war ich nie auf der Suche nach Menschen. Aber die Menschen fanden mich. Und dann brauchte es meist eine ganze Zeit, bis ich mich auf sie einlassen konnte.
    Bei Jack war das anders. Er ließ auch gar nichts anderes zu. Herzbube – einer von vielen Spitznahmen, den er mir gegeben hatte. Ich mochte ihn. Der Teil eines Kartenspiels zu sein, das gefiel mir irgendwie...
    Ich beendete das Gespräch, und noch im Zug, schlief ich ein...
     
    Das zweite Telefonat an diesem Abend führte ich mit Japan.
    Wieder klang Shiro so voller Energie, voller Leben, ich hingegen erschöpft und schwer vom Wein.
    Ich erzählte ihm vom Casting, beschrieb ihm das Studio und was dort meine Aufgabe gewesen war. Ich erzählte von Jack und natürlich von Lorenzos Wohnung. Das hatte ich beim letzten Gespräch ganz vergessen. Mir war klar, dass er sich über dessen Auszug freuen würde.
    »Und du...?«, fragte ich schließlich.
    »...Alles bestens. Ich hab mittlerweile sogar Freunde gefunden...«
    »...Das freut mich...«
    »... Ich komme bald zurück. So wie es aussieht, läuft der Kurs hier noch fünf Wochen... dann bin ich wieder bei

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