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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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nichts, doch sie war in der Lage, ihre beispiellose Neugier auf so liebenswerte Weise zu stillen, dass man ihr die zwangsläufige Penetranz dabei vergab.
    »Stimmt! Das war ich...«
    Sie strahlte.
    »So was. Als ich Sie da sah... Ich dachte, den kenn ich doch - der Lauro aus dem Vierten...? Aber Ihre Augen. Die haben da irgend was komisches mit Ihren Augen gemacht...«
    »Das ist schon richtig so...« Ich tätschelte die Hand auf meinem Arm. »Aber das erzähle ich Ihnen mal in Ruhe...«
     
    Die Zeit bis zu diesem Tag war wie im Fluge vergangen. Und rückblickend war es eine gute, sogar eine sehr gute Zeit gewesen. Die Versöhnung mit Shiro machte da den entscheidenden Anfang.
    Ich war Jack endlos dankbar dafür, dass er es fertig gebracht hatte, mir einen Spiegel vorzuhalten.
    Es ist schon eigenartig.
    Ich mochte eigentlich immer das, was ich tat, nie jedoch den, der ich war .  
    Im Grunde mochte ich mich meist gar nicht besonders - so war das.
    Ich kam zwar irgendwie mit mir aus, ja, gut, aber ich würde jemanden wie mich beispielsweise nie zum Essen einladen.
    Doch Andere, die mochten mich. Die luden mich ein, verbrachten gerne Zeit mit mir, fanden mich interessant oder liebenswert.
    Und einige, ganz wenige, die liebten mich sogar. Die liebten mich wirklich.
    Und was tat ich?
    Ich verletzte sie... Irgendwann. Tat ihnen weh...
    Garantiert.
    Irgendwann begann ich, ihnen weh zu tun. Antonio, Valentina, Matteo, Renzo - er würde es wohl noch erfahren - ja, und nun Shiro.
    Ach Jack, wie kann jemand, der so hirnrissig oberflächlich rüber kommt wie du, so tief in die Seele eines Menschen blicken?
     
    »Fahr mal zur Piazza de Ferrari...«, schlug er mir ein paar Tage später in einer seiner Mails vor. Da ich angefangen hatte, Jacks Ratschläge ernst zu nehmen, tat ich wie er empfahl.
    Aber mit dem, was mich da erwartete, hatte ich dann doch nicht gerechnet.
    Auf gut 10 mal 4 Metern sah mein Konterfei mit stechend rot-braunäugigem Blick und breitem Grinsen auf mich herab. Dabei hielt ich ein Kochmesser so vor mein Gesicht, dass es optisch in zwei Hälften geteilt wurde.
    Ich erinnerte mich an die Aufnahmen, hatte mir aber weiter nichts dabei gedacht.
    'Lucas Rezepte' stand darunter 'Ein einschneidendes Erlebnis'. 'Montags 19 Uhr'. In der rechten oberen Ecke: das Logo von Canale 5.
    Dieses Banner verdeckte ein Baugerüst an wirklich exponierter Stelle und mit einem Schlag wurde mir klar: jetzt wirst du berühmt. Verdammt, du wirst tatsächlich berühmt...
    Dass dem so sein könnte, zeigten die kommenden Tage.  
    Zum einen nahmen die Buchungswünsche schlagartig zu, zum anderen erhielt ich diverse Presseanfragen.
    Beiden Anliegen erteilte ich Absagen. Was die Buchungen anging, da wollte ich in Zukunft einfach mehr Zeit für mich haben. Leisten konnte ich mir das nun.
    Die Presse bekam von mir Giannis Kontaktdaten - so war es abgesprochen - und ich war froh darüber. Mit dem ganzen Rummel wollte ich eigentlich nichts zu tun haben, und so müsste es doch klappen!
    Naiv gedacht - zugegeben - aber naiv war ich eben noch, zu dieser Zeit. Mir war nicht im Ansatz klar, wie sehr die kommenden Wochen und Monate Einfluss auf mein Leben nehmen sollten.
    Die Reaktionen auf die Plakate bildeten da nur den Anfang.
     

17.
     
    »Schön, dass du es einrichten konntest...« Gianni musterte mich abweisend, während er mir mit schrägem Grinsen ein Glas Prosecco reichte.
    »...Deine Freunde...?«
    Ich nickte verwirrt. Mit einer solchen Begrüßung hatte ich nicht gerechnet.
    »Jack kennst du ja noch vom Abend auf der Isabella...«, erklärte ich verunsichert, »...Und das sind Shiro und Pius - meine Mit... bewohner.«
    Die drei nickten synchron, während Giovanni ihnen mechanisch die Hände schüttelte.  
    »Kann ich dich einen Moment sprechen, Luca?« Er machte es dringend, legte seine Hand auf meine Schulter und schob mich ein Stück zur Seite, vorbei an unzähligen geladenen Gästen, die mittlerweile das Foyer von Canale 5 bevölkerten.
    »...Was hast du dir denn dabei gedacht?« Er sprach leise, klang aber aufgebracht und sah sich hektisch um.
    »Was denn...?« Ich verstand immer noch nicht, worum es ging.
    »Wir haben heute Erstausstrahlung, Luca. Unsere wichtigsten Werbepartner sind anwesend. Das muss dir doch klar sein. Diese ganze Angelegenheit hier ist dermaßen hochsensibel...« Ich nickte verständig, aber ratlos.
    »...Wie kannst du dann hier so... so ... erscheinen...?«  
    Ich sah an mir herab und hob dann die

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