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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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fühlten uns alle wohl und gaben unser Bestes. Darum klappte es wohl auch so gut.
    Zumindest schlief ich diese Nacht besser...
     
    Tag vier:
     
    Gnocchi mit grünem Pfeffer und Ziegenkäse, Seezunge mit dreierlei Bohnen und Pesto, Lammragù auf Paprikaschoten und zum Schluss Amaretti-Creme.
     
    Besonders anspruchsvoll waren die Gerichte nicht, aber sie ließen sich ohne Probleme nachkochen, hatten Tradition und waren - was ja das Wichtigste war - wirklich lecker. Der Seezunge zu Ehren wählte ich das blaue Auge.
    Es war der vorletzte Tag der ersten Runde, was bedeutete, dass ich mir so langsam Gedanken machen musste, wie es in Genova weitergehen sollte. Ein Gespräch mit Shiro konnte ich nicht weiter hinauszögern und mittlerweile wollte ich das auch gar nicht mehr. Ich kam mir zusehends albern vor.
    Er hatte ja versucht, es mir zu erklären.
    Nun war es an mir, ihm begreiflich zu machen, dass ich in diesem Punkt grundsätzlich anders dachte als er, anders fühlte. Wenn er etwas als bedeutungslos einstufte, musste das ja noch lange nicht bedeuten, dass es für mich auch so war. Darin sah ich nach wie vor ein Problem.
    Ich war einfach anders als er. Aber das verstand er scheinbar nicht. Nur, wieso nicht? Er kannte mich doch.
    Dennoch: Ich vermisste ihn. Sehr sogar. Ich wünschte mir, dass es wieder so werden könnte wie früher. Nichts wollte ich lieber als das.
    Also rief ich ihn am Abend nach Drehschluss an, um eine Versöhnung einzuleiten.
    Doch sein Handy war ausgeschaltet.
    Ach...
    Warum?
    Wieso sollte er sein Handy ausgeschaltet haben?
    Ich versuchte es im L’amo und hatte Pius in der Leitung. Glück ...
    Nein, Shiro, sei für heute nicht eingeteilt, und - nein - er wisse auch nicht mehr, aber er - Shiro - sei in den letzten Tagen ziemlich fertig gewesen, und, ja, er habe wohl gehofft, dass ich - Luca - mich mal melden würde. Er werde es ausrichten und überhaupt , wie es denn so sei, beim Film und so...
    Nachdenklich legte ich auf.
    Was war das jetzt schon wieder?
    Durch die laue Nacht drang das ausgelassenes Lachen der Crew zu mir herauf. Ich war jedoch nicht in der Stimmung, mich dazuzusetzen.
    Ein Druck auf die Wiederwahltaste - mit demselben Ergebnis: Der Teilnehmer war vorübergehend nicht gesprächsbereit.
    Ich aber war es! Ich wollte mit ihm reden. Jetzt! Und zwar sofort!
    Wenn ich mein Handy ausschaltete, dann hatte ich einen Grund.
    Shiro wollte also nicht gestört werden...
    Doch wobei?
    Er konnte mich mal...
     
    Tag fünf:
     
    Kartoffeln mit Pancetta in Käsecreme, Seebarsch unter Tomatenkruste, Kalbsleber an Balsamico und Schokoladenparfait.
     
    Balsamico und Schokolade - das sprach für das maronenfarbene Auge...
    Üble Stunden lagen hinter mir. Ähnlich wie in der allerersten Nacht auf Santa Maria war meine Fantasie mit mir durchgegangen. Unzählige Anrufversuche waren ohne Resultat geblieben, sah man vom inflationären Ausdünnen meines nervlichen Zustands einmal ab. Das schaffte mich.
    Shiro hatte die Konsequenzen aus meiner Haltung gezogen - ganz klar. Und einem wie ihm fiel es mit Sicherheit nicht schwer auszuloten, welche Alternativen sich nun boten - da machte ich mir nichts vor. So musste es sein.
    Drei doppelte Caffè und die Maske brachten mich am kommenden Morgen wieder einigermaßen in Form. 'Ich sähe frisch und ausgeruht aus', versicherte man mir, als ich mich den Scheinwerfern hinter meinem Tresen stellte.
    Aussehen ist das eine...
    Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. Zu wenig Schlaf und mein internes Sorgenkarussell ließen mich einfach nicht klar denken. Ich war nicht richtig bei der Sache, verpatzte immer wieder einzelne Szenen, hielt mich nur vage an die Regieanweisungen und reagierte auf kritische Äußerungen ungehalten. Im Nachhinein konnte ich froh sein, dass mich das Team die vier Tage zuvor kennen gelernt hatte. So würde dieser Freitag von ihnen als Ausrutscher verbucht, das hoffte ich zumindest.
    Immerhin: die Gerichte, die ich für diesen Tag ausgewählt hatte, waren ausgesprochen simpel und rasch zubereitet. Mit ein Grund, weshalb gegen halb fünf, trotz dieser Umstände, alles im Kasten war.
    Ich war erleichtert, die Crew war es auch, und so setzten wir uns nach dem Aufräumen noch für ein paar Zigaretten und einen eisgekühlten Martini nach draußen, einfach um Abschied zu feiern.
    Ausgerechnet Martini...
     

16.
     
    »...Dieses Rot, unfassbar... rattenscharf... Diese Tiiefe ...«  
    »Ich danke dir. War wirklich eine super Idee...«
    » Nicht

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