Luca's Rezepte
wahr?«
Die Verabredung mit Jack stand schon seit ein paar Tagen. Er hatte sich angeboten, mich vom Zug abzuholen. Und so saßen wir diesmal nicht in einer seiner geliebten Hafen-Bars, sondern in einer, die sich in Bahnhofsnähe befand. Ich wollte einfach noch nicht nach Hause...
»Bin ja so gespannt, wie's wirken wird, via Television. Wann ist noch mal Sendetermin?«
»Die Werbung läuft kommenden Dienstag an. Und in vier Wochen starten sie. Immer Montags, 19 Uhr...«
» Mist ! Yoga...«
»Dann lässt du’s halt mal ausfallen...«
»Herzelchen, ich nehme nicht, ich gebe ...«
»Ach...?«
Jack wiederzusehen tat gut. Er war so leicht, so mitreißend. Wenn ich rückblickend genauer überlege, war er zu dieser Zeit mein allerbester Freund - mit Abstand.
Mit Jack war alles anders, irgendwie neu.
»Und wie geht’s unserer Lotusblüte...?«
»Falsche Frage.«
»Oje... dann doch noch so schlimm?«
Ich horchte auf. Was wusste er? Dass er was wusste, stand außer Frage. Ich sah es ihm an. Also hakte ich nach.
»Nun ja...« Seine Lippen versuchten, einen nachdenklichen Strich zu formen.
»War wohl nicht so ganz artig, der Kleine...«
»Wie meinst du das? Und woher weißt du?«, fragte ich, eine Oktave zu hoch, den gestrigen Abend im Hinterkopf.
»Na, ich hab ihn getroffen, was denkst du denn... Am Dienstag glaube ich. Komplett durch den Wind, unser Lampion, ein Häufchen Elend. Nichts mit anzufangen. Und dann hat er mir die ganze Geschichte erzählt. Von Japan, seinem Pingpong-Partner und dass du gar nicht begeistert darüber warst, nicht wahr?«
Er nahm einen Schluck seines Gin Tonic und lächelte breit. »Tja. Hätte ich ihm auch sagen können. Da bist du nicht der Typ für.«
»Für was?«
»Für das ! Mensch, Luca-Maus, was ist denn schon passiert? Monatelang war der Knabe da auf sich gestellt, einsam, tiefunglücklich, zwischen diesem ganzen Feng Shui und Toyota-Trara. Ein Fremder in einem fremden Land. Und dann gönnt er sich mal was und ist auch noch so hirnrissig süß, dir das zu beichten, und du ?« Er betrachtete mich kopfschüttelnd »...Du nuckelst an der Inquisitions-Keule und haust ihm damit auch noch eins drüber. Ja, geht’s denn noch?«
Ich konnte es nicht fassen.
»So siehst du das?«, fragte ich so kühl, wie ich mich plötzlich fühlte.
»Na, wie denn sonst?«
»Du findest das okay, was er gemacht hat?«
»Bin ich der Papst?« Er lachte trocken. »Ja, sicher ist das okay. Und du, du Pflaumenschnaps, du hättest dir ruhig auch mal was gönnen können. So seh ich das. Und jetzt?« Er beobachtete mich abschätzend. »Was machen wir jetzt? Hüpfst du jetzt auf und ab und machst mir den Zampano oder greifen wir gleich zur Bibel...?«
»Hör mal, ich...«
»Nee, Luca. Du hältst jetzt einfach mal die Klappe!« Er beugte sich weit über den Tisch, so dass unsere Nasen sich fast berührten. »...Wenn in deinem Hirn noch etwas Restverstand seine Kreise zieht, Kleiner...« Ein beringter Zeigefinger tippte gegen meine Stirn, »...dann nutze ihn!«
Knappes Nicken, kurzes Lächeln - Audienz beendet.
Jack erhob sich und verließ, ohne mir noch weitere Beachtung zu schenken, die Bar.
Ich war fassungslos.
Und fing an nachzudenken...
Shiro lag auf dem Bett und schlief.
Ich hatte in der Küche eine Flasche Wein entkorkt, zwei Gläser geschnappt und leise die Türe geöffnet.
Vermutlich rechnete er erst morgen mit meiner Rückkehr, denn so war es eigentlich geplant gewesen.
Er lag auf dem Rücken, den Kopf zur Seite gedreht. Seine bloße Brust hob und senkte sich ruhig.
Ich setzte mich lautlos auf den Futon neben ihn, schenkte mir ein Glas ein und betrachtete aufmerksam sein Gesicht. Einige Haare klebten auf seiner Stirn. Sein Mundwinkel zuckte ab und zu leicht, so, als erzähle er sich selbst eine Geschichte in seinem Traum. Ein Schweißtropfen rann über sein Gesicht. Sein wunderschönes, sanftes Gesicht...
Es war eine heiße, stickige Nacht. Ich trank einen Schluck.
Es tat mir so Leid...
Behutsam strich ich durch sein nasses Haar.
Dann begann ich mich ganz leise auszuziehen und legte mich vorsichtig neben ihn...
Danke, Jack.
Es war schön, wieder Zuhause zu sein.
Bei Shiro...
»Signor Lauro...? «
»Signora Alberici...?«
»Sagen Sie...« Sie legte verschwörerisch ihre Hand auf meinen Arm. »Das gestern, auf Canale 5, das waren doch Sie, oder...«
Ich musste lächeln. Signora Alberici war so etwas wie das Faktotum unseres Hauses. Ihr entging
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