Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
Schultern. »Die Order lautete: lässig und möglichst authentisch - eben wie auf Santa Maria...«, verteidigte ich mich. »Das ist übrigens japanische Designerware...«
    »Welcher hirnverbrannte... Wer gibt solch eine Order raus?«
    Ich sagte nichts dazu, wollte Barbara nicht in Schwierigkeiten bringen. Aber ich verstand auf einmal Giannis Sorge. Wohin ich sah, gab man sich hochfein. Abendgarderobe, so weit das Auge reichte. Feinster Zwirn traf auf schimmernde Seide. Etwas überzogen für die Präsentation einer Kochshow, fand ich, aber nichtsdestotrotz fühlte ich mich nun, nach Giannis Zurechtweisung, deplatziert.
    Schuldbewusst sah ich an mir herunter, Designerklamotten hin oder her - ich musste ihm recht geben - passend war ich im Vergleich zu den anderen hier nicht gekleidet.
    Auf Jacks Anraten hin trug ich ein Longleeve-Shirt, welches über und über mit Pasta-Fotografie bedruckt war. Es gab keinen Kragen oder Nähte, die vom Motiv ablenken konnten - einfach nur überall Pasta. Shayoshi-Design, laut Etikett. Shiro hatte es mir aus Kumamoto mitgebracht und sie beide waren der Ansicht gewesen, dass es eines Kochs würdig sei, dies zu tragen. Allein schon darum hatte ich es passend gefunden für den Anlass.
    Und nun das!
    Gut - die hellblauen Jeans, die hätte es auch in schwarz gegeben, aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Ebenso wenig wie an den Sneakers.
»Dann muss dies ja wohl unser M
aître
des Abends sein!« , klang es von der Seite, und ich löste meinen Blick aus dem zornigen Giannis, hinein in den amüsierten eines drahtigen Mittfünfzigers im auberginefarbenen Zweireiher, der mit offenen Armen auf mich zusteuerte.  
    » Saragat! «, raunte Gianni mir noch zu, dann trat er demütig zur Seite und machte umständlich den Weg für die Begrüßung frei.  
    Oscar Saragat, Direktor und Vorstand von Canale 5 - Duzfreund des Ministerpräsidenten, daher nicht ganz unumstritten - ratterte es durch meinen Kopf, während ich mir bereitwillig die Hand schütteln ließ. »Unverkennbar...«, wiederholte Saragat immer wieder, wobei er sich dabei weniger auf meine Kleidung, als vielmehr auf mein Auge bezog. Zumindest war es dies, was er mit unverhohlener Faszination fixierte. Ich konnte ihn gut verstehen. Ich trug das Goldene. Eine Premiere an diesem Abend. Tatsächlich hatte ich es extra zu diesem Anlass anfertigen lassen. Gold in Glas - ein Traum! Und es passte im übrigen hervorragend zu der weizenfarbenen Pasta auf meinem Shirt.
    »Da gibt es einige hier im Saal, die darauf brennen, endlich die Bekanntschaft mit Luca und seinen Rezepten zu machen.« Ein strahlendes Lächeln unterstrich seine Aufforderung, ihm zu folgen. Nachdrücklich umfasste er meine Schulter, so als seien wir seit jeher alte Freunde und lenkte mich zielsicher zu einem Stehtisch, von dem erwartungsvoll in unsere Richtung geblickt wurde.
    Was folgen sollte, war das, was ich am meisten befürchtet hatte. Ich stand uneingeschränkt im Mittelpunkt. Schlimmer! Mir wurde nun auch noch die Aufgabe zuteil, das anwesende Publikum zu unterhalten, eine Rolle, die ich einfach nicht ausfüllen konnte, selbst wenn ich es gewollt hätte. Doch, wie es schien, störte sich niemand daran. Zumindest hörte mir kaum jemand zu, denn das Interesse an meiner Person galt weniger dem, was ich zu sagen hatte, als vielmehr meiner Präsenz. Und die wurde seit meiner Ankunft in Bild und Ton festgehalten. Man reichte mich herum an diesem Abend, als sei ich ein Wanderpokal. Irgendwann dann hatte ich endlich begriffen, welche Rolle mir zuteil geworden war. Ich bewegte mich einfach von Gruppe zu Gruppe, gesellte mich medienwirksam dazu, warf mein Lächeln in die Runde, erntete Schulterklopfen oder Händeschütteln, um schließlich huldvoll in die Obhut der noch nicht von mir beglückten, geduldig bereitstehenden Anwartschaft übergeben zu werden.
    »Du hast uns wohl völlig vergessen«, beschwerte sich Pius, als ich endlich auch ihren Tisch ansteuerte, den vierten Prosecco im Glas und dementsprechend gelöst. Jack und Shiro quittierten sein Genörgel mit Augenverdrehen. Er musste ihnen inzwischen ziemlich auf die Nerven gegangen sein.
    Mit einem Wink orderte ich bei einem der unzähligen Kellner eine frische Flasche und deutete dabei auf unsere Runde. Ich betrachtete mich nun als angekommen, für den Rest des Abends.
    Die Show konnte beginnen.
     
    Eine sonnengereifte Tomate auf weißem Grund. So fing es an!
    Sie füllte den ganzen Bildschirm aus, prall, tiefrot,

Weitere Kostenlose Bücher