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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Schultern. »Was ich dir anbieten kann ist, dass ich mich für dich umhöre...«
    Ich nickte enttäuscht und dankte ihr für das Angebot.
    »...Aber vielleicht bist du ja bereit, in der kommenden Woche ein, zwei Abende einzuspringen. Da haben wir größere Gesellschaften. Dann kann ich sehen, wie du arbeitest...«
    »Das wäre... großartig.«
    Und so hatte ich zumindest einen Fuß in der Tür.
     
    Bei Shiro lief es nicht so erfolgreich. Wohnungen gab es praktisch gar nicht, und wenn, waren sie einfach nicht zu bezahlen. Blieb also noch die Wohngemeinschaft, auch wenn wir beide darauf überhaupt keine Lust hatten. Aber die suchten in der Regel nur einen Einzelnen. Dazu kam, dass wir es satt hatten, uns zu verstellen. Also mussten die jeweiligen Mitbewohner damit klar kommen, dass wir zusammen gehörten.
    Alles nicht so einfach.
    »Aber ich habe einen Job...«, eröffnete er schließlich verhalten und hielt mir einen Zettel unter die Nase. »Übermorgen fange ich an!«
    Küchenhilfe für Uni-Mensa gesucht - stand darauf. Ich legte das Papier skeptisch zur Seite.
    »Wie zahlen sie?«
    »Nicht besonders - aber sie zahlen. Und immerhin hab ich was. Und die Arbeit ist nicht schwer. Ist doch besser als nichts, oder?«
    Das stimmte natürlich. Trotzdem. Wofür hatten wir all die Monate geschuftet? Um in irgendeiner Großküche zwischen Pulversuppe, Dosengemüse und Soßenbinder zu landen? Ich war dazu nicht bereit. Das konnte ich einfach nicht, und das sagte ich ihm auch so.
    »Musst du doch auch gar nicht. Aber mir macht das erstmal nichts aus.« Seine Augen lächelten, »Außerdem kommt so Geld in die Kasse.«
    Ich dachte an unser Zimmer, und ich dachte an die Aussicht, zumindest zeitweise im Carciofi arbeiten zu können. Also nickte ich zustimmend. »Wenn es für dich so okay ist...«
    »Mach dir da keine Gedanken. Und wer weiß, wofür es gut ist...«
    Da hatte er nun auch wieder Recht.
     
    An unsere Unterkunft hatten wir uns beinahe gewöhnt, was ich schon bedenklich fand. Und seit Shiro in der Mensa arbeitete, aßen wir dort auch ab und zu.
    Es ging also bergab mit uns.
    Einen Lichtblick bildete das Probearbeiten im Carciofi. Und eine Herausforderung.
    Die Rezepte und Gerichte, die Luisa Marone anbot, waren federleicht. Ganz anders, als ich es gewohnt war. Ich kam aus einer bodenständigen, an Wald und Meer orientierten Küche. Luisa holte ihre Ideen eher von Feld, Wiese und Bach, was angesichts der Lage Genovas gar nicht so abwegig war, wie man vielleicht zunächst dachte. Aber vor allem war es clever.
    Beinahe jedes Restaurant bot beispielsweise Brassen an - dank der Hafenlage auch kein Wunder - aber zarten, fangfrischen Saibling, den bekam man nur im Carciofi.
    Dabei gab es herrliche Süßwasser-Angelgebiete im Apennin.
    Zubereitet wurde in einer Küche, deren Größe eine Choreografie erforderte.
    Da die Häuser in der Altstadt nun mal extrem schmal waren, spiegelte sich das eben auch in den Räumen wider.
    Isolde hieß die zweite Köchin, die für Luisa arbeitete, Marco der dritte.
    Und die Stimmung war angenehm.
    Eher still, kollegial.
    Anders als im D’Agosta wurde hier mehr Hand in Hand gearbeitet. Natürlich zeichnete sich auch hier jeder für einen bestimmten Bereich verantwortlich, aber man unterstützte sich gegenseitig, was auf Grund der Enge auch gar nicht anders möglich war.
    Und das machte es mir leichter, in die Arbeit einzusteigen.
    Luisa beschrieb, was sie von mir erwartete, und nach einer kurzen Orientierung setzte ich das auch um. Am Anfang musste ich zwar noch nachfragen, aber schon bald begriff ich die Logik, die die Küche in sich hatte und konnte so weitgehend selbstständig arbeiten.
    »Es macht Freude, dir zuzusehen«, lobte sie später, als sie mir den Lohn für den Abend aushändigte. »Du weißt, was du tust, und du machst es mit Seele.«
    Ich nahm das Geld und sah, dass es zu viel war, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Das ist schon okay so. Die Küche wird bei uns am Trinkgeld beteiligt.«
    »Das ist ungewöhnlich!«
    »Aber fair. Kann ich übermorgen auf dich zählen?«
    Das konnte sie.
     
    Am kommenden Tag rief Rebecca an. Sie war aus Madrid zurück und von den Entwicklungen der letzten Wochen völlig überrascht worden.
    » Ich hatte befürchtet, dass so etwas irgendwann passieren würde...« Ich hörte ihre Betroffenheit heraus. » ...Kommt ihr klar?«  
    »Gut sogar...«, log ich. Die Geldreserve schmolz langsam dahin und unsere Jobs reichten noch nicht aus, um eine Wohnung

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