Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
dabei in die schwarz-weißen Augen Lorenzos.
    Sein Blick, den er hier eingefangen hatte, transportierte so etwas wie einen Gedanken, da war ich mir ganz sicher. Ich kannte diesen Blick, wusste ihn nur nicht einzuordnen.
    »Ich stehe oft davor, wenn ich hier bin...« Francesca lächelte entrückt. »...Sehr oft. Und dann schauen wir uns an... und schauen uns an... und schauen... und halten Zwiesprache...« Sie nickte dem Porträt zu, hob ihr Glas, stieß mit mir an und leerte es in einem Zug. »...Darum mag ich das Bild.«
    »Und was erzählt ihr euch, wenn ihr euch so ...anschaut, bei der Zwiesprache? Was geht dir durch den Kopf bei dem Bild? Was redet ihr?«  
    »Oh...« Sie nickte. »...Kommt drauf an... Nette Dinge... Vielerlei... Jedoch nichts, was dich angehen sollte, Luca Lauro, Bruder von Lorenzo dem Tiefen - Freund von Shiro dem Klaren.«
    Sie grinste mich an, stupste mit ihrem Glas gegen meine Nase, verschwand zielstrebig Richtung Prosecco-Quelle und ließ mich verwirrt zurück.
    »Spricht sie in Rätseln?« Das war Ricardo. Seine Stimme kam aus dem Off, hinter mir. Ich nickte.
    »Ein gewisses Maß an Alkohol löst scheinbar immer denselben unbändigen Wunsch in ihr aus, die geheimnisvolle Diva zu mimen.«
    Ich hörte ihm nur mit halbem Ohr zu, denn mich beschäftigte immer noch das Bild. Ich würde Lorenzo danach fragen, wenn ich ihn wieder sah. - Lorenzo der Tiefe - auch das wollte ich verstehen.
    Und jetzt - jetzt wollte ich einfach nur weg von diesem Ort.
    Das Auseinanderbrechen meiner Familie ließ mich nicht los. Ich fühlte mich verantwortlich. Und auch, wenn es mir dank Matteos Hilfe geglückt war, mich gegen meinen Vater durchzusetzen, so hatte er doch keinen Zweifel daran gelassen, was er von meiner Verbindung zu Shiro hielt.
    »Es ist nicht leicht auszuhalten, was ihr zwei anstellt, glaub mir, Luca«, hatte er mit einem enttäuschten Lächeln gesagt, bevor ich mich auf die Rückreise nach Ravenna gemacht hatte. »Ich freu mich wirklich nicht über Euch beide, aber nun gut...« Er hatte mit den Schultern gezuckt und traurig den Kopf gehoben. »...Wenn ich eines gelernt habe in all den Jahren, dann doch sicher, dass man Menschen nicht nach irgendeinem Ideal in Form pressen kann. Das geht nicht, es macht sie kaputt...«
    Nun wusste ich also, wie er zu uns stand...
    Und dieses Wissen war in jedem Fall mitverantwortlich dafür, dass ich jetzt eigentlich lieber alleine sein wollte statt auf einer lärmigen Party, deren Anlass eigentlich eher ein Grund zur Trauer denn zur Feier war. So sah ich das zumindest...
     
    Es war so gegen zwei Uhr in der Nacht, als ich hörte, wie sich das Tor öffnete.
    Ich lag, die Hände hinter dem Kopf, auf dem Rücken, starrte, wie schon die Nächte zuvor, auf das dunkle Schattenspiel an der Wand und dachte nach.
    »Alles okay mit dir ...?«, fragte Shiro leise über das Sofa hinweg. Das Weiß seiner Augen funkelte im Dunkeln. Dann beugte er sich über mich und gab mir einen Kuss. Er roch nach Alkohol und frischer Winterluft, die er von draußen mitgebracht hatte. Aber er schmeckte gut.
    »Ja und Nein. Meine ganze alte Welt bricht gerade auseinander...«
    »...Ich weiß...«, flüsterte er sanft und strich mir durch mein Haar.
    »Aber komischerweise bin ich auch glücklich. Und bei dir?«, fragte ich. »Wie war der Abend für dich?«
    »Schön...« Er lachte, streckte seine Arme und gähnte herzhaft. »...Hab ein bisschen viel getrunken... viel gelacht, habe geflirtet...« Er grinste mich breit an und begann sich auszuziehen.
    »Geflirtet?«
    Sein Shirt landete auf dem zweiten Sofa, ein Kuss auf meiner Stirn.
    »Ja, geflirtet...«
    »Mit wem?«
    Eine Socke folgte mit Schwung dem Shirt.
    »...Mit... einem... der... Kellner...«, sagte er lachend, im Kampf mit seiner Hose. »Der, mit dem... Tattoo im Nacken... mach mal Platz ... Ist doch egal. Hab mich auf dich gefreut...« Er streckte sich neben mir aus, lächelte und fuhr mit seinem linken Zeigefinger meine Brust entlang.  
    »Luca...«, sagte er leise.
    »Ja?«
    »...Ich liebe dich...«
    Es war genau der richtige Moment, das gesagt zu bekommen...
     
    Der Sex in dieser Nacht war der erste außerhalb Fanos, sprich: Es war der erste, der nicht im Geheimen stattfand. Und das hatte Auswirkungen.
    Wir waren laut, was verdammt viel Spaß machte. Der Beginn einer neuen Ära sozusagen.
    Von Ricardo wussten wir, dass er erst am nächsten Tag wieder auftauchen würde, und so hatten wir die Wohnung ganz für uns. Das kosteten wir

Weitere Kostenlose Bücher