Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
ernährten wir uns von Panini, oder wir gingen aus, was zwar eine willkommene Abwechslung, aber teuer und auf Dauer keine Lösung war.
    »Wir brauchen Jobs und eine Wohnung...«, sagte ich dünnhäutig an Tag 4, als wir in einem kleinen Restaurant in Uni-Nähe Pasta zu uns nahmen. Dies war zwar nicht neu, aber in dieser Entschiedenheit von mir noch nicht vorgebracht worden.
    Shiro nickte kauend.
    »Ich suche die Wohnung, du den Job!«, schlug er vor, was Sinn machte, da Ayumis Vollmacht noch nicht in Ravenna eingetroffen war.
    Wir hatten eine lange Liste mit Tipps von Ricardo mit auf den Weg bekommen. Lebenswerte Stadtteile waren da ebenso aufgelistet wie lohnende Restaurants, interessante Bars, die besten Einkaufsmöglichkeiten und ein paar unverzichtbare Kontakte.
    »Bereust du’s?«, fragte er beim Caffè, lauter werdend, um einen Lastwagen zu übertönen, der gerade dabei war einzuparken.
    »Nicht, wenn du die richtige Wohnung findest. Dann nicht«, sagte ich und grinste etwas genervt in sein besorgtes Gesicht.
    »Schon klar...« Er legte einen Geldschein unter den Zuckerstreuer, »Aber dann müssen wir jetzt auch Kohle ranschaffen...«
    Da hatte er Recht.
     
    Ein gutes Restaurant lässt sich an vielerlei festmachen, nicht nur an der Küche. Ein wichtiger Punkt ist zum Beispiel der 'Ton'.
    Wie wird mit dem Personal umgegangen, wie mit den Kellnern, den Küchenjungen, den Köchen, dem Reinigungspersonal?
    Da gibt es zum Teil große Unterschiede, und ich kann nur jedem raten, nicht bei einem Schinder essen zu gehen. Jemand, der seine Leute schlecht behandelt, hat Gäste nicht verdient.
    Da hatte ich bisher Glück gehabt. Antonio war vielleicht launisch oder cholerisch, aber er hat uns nie gequält. Und ich kannte die Geschichten. Die von Köchen, die ihre Lehrlinge vor Wut mit kochendem Wasser übergossen, die mit Messern nach ihnen geworfen hatten oder sie zwangen, die ganze Nacht hindurch den Küchenboden mit der Gemüsebürste zu schrubben. Eine andere Methode: Zwei bis drei Stunden im Kühlhaus ausharren zu müssen, weil einem eine Mayonnaise geronnen war. Schläge gab es nicht selten in dem Gewerbe, nur - es wurde nicht offen darüber gesprochen.
    Es lag nun also an mir, einen Arbeitgeber zu finden, der mich oder bestenfalls uns beide einstellte und der auch zu uns passte.
    Also verwendete ich viel Zeit darauf, durch die Stadt zu streifen und mögliche Restaurants auszugucken.
    Es sollte schon eine Küche sein, die forderte, wo gekocht wurde und nicht nur erhitzt.
    Fünf kamen am Ende in die engere Wahl.
    Die Speisekarten gefielen mir, das Personal war aufmerksam, hatte ein Lächeln für uns und das, was auf den Tellern angerichtet wurde, überzeugte nicht nur von der Optik.
    Bei vieren handelte es sich um Familienrestaurants, wie dem D’Agosta, das fünfte war verpachtet und wurde von einer Köchin geführt. Eine, von der man sprach.
    Es gab nicht viele Frauen in unserem Gewerbe.
    Der Job ist schon sehr hart, verlangt körperlich eine Menge Ausdauer und einen starken Rücken. Ja, und dann noch die Arbeitszeiten...
    Luisa Marone hieß die Betreiberin des 'Carciofi', bei dem es sich um ein kleines, aber wirklich feines Restaurant in der Altstadt handelte. Sie hatte sich auf eine leichte, überwiegend vegetarische Küche spezialisiert, bei der sie ausschließlich biologische Produkte verwendete. Und das Konzept schien aufzugehen. Ihre Menüs kamen gut an.
    Ricardo hatte mir von ihr erzählt.
    Die eine oder andere seiner Vernissagen war wohl von ihren kulinarischen Ideen begleitet worden - daher kannte er sie. Er musste wirklich gut dastehen, denn das Carciofi gehörte schon zu den hochpreisigen Restaurants.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie mich freundlich bei unserem ersten Zusammentreffen. Wir tranken einen Caffè an ihrer Bar. Ich mochte sie auf Anhieb.
    »Ziemlich gut, glaube ich...«
    »Du suchst also eine Stelle als Koch? «
    Ich rührte den Zucker in meiner Tasse. »Als Koch oder als Lehrling«, und dann erzählte ich ihr von meinem Werdegang, beschrieb ihr meine Küche, meine Vorlieben, meine Erwartungen, schilderte meine ureigene Idee von Gastronomie, und sie hörte mir vom Anfang bis zum Ende aufmerksam zu.
    »Zur Zeit kann ich kaum etwas für dich tun«, sagte sie schließlich. Ich hörte heraus, dass es ihr Leid tat. »Das, was du erzählst, klingt wirklich gut, und Ricardo ist mit Sicherheit eine ausgezeichnete Referenz, aber ich habe nicht genug zu tun für dich.« Sie hob bedauernd die

Weitere Kostenlose Bücher