Lucas

an die Terrasse hinter dem Pub im Stadtzentrum . . . an den donnernden Verkehr von der mehrspurigen Straße . . . an Trevor und Malcolm in ihren Plastikstühlen im Schatten unter einem Plastikschirm . . .
    »Du denkst bestimmt, ich war eine kleine dämliche Kuh, was?«, sagte Bill.
    Ich sah sie an und wusste nicht, was ich antworten sollte.
    Sie seufzte. »Wahrscheinlich hast du ja Recht. Ich war’s. Aber ich entschuldige mich trotzdem nicht dafür.«
    »Deine Sache, was du tust oder nicht tust«, sagte ich.
    »Du hast doch keine Ahnung, was ich tue.«
    Ich zuckte die Schultern.
    »Ich bin kein Flittchen, Cait. Ich will nur ab und zu mal ein bisschen Spaß.«
    »Ich weiß.«
    »Das ist alles – nur ein bisschen Spaß. Es begegnen einem so viele Leute, ich will einfach sehen, wie sie sind. Ich will wissen, was sie machen. Ich will mich ganz einfach amüsieren, sonst nichts.«
    »Und amüsierst du dich?«
    Sie wischte sich eine Mücke aus dem Gesicht und starrte in die Ferne. Ich trank kalte Cola und beobachtete eine Libelle,deren Körper in einem metallischen Blau aufblitzte, als sie über den Teich flog. Einen Moment stand sie auf unsichtbaren Flügeln still in der Luft, dann senkte sie den Kopf und schoss leise über den Teich davon wie ein fremdes, schönes Raumschiff.
    Ich wandte mich wieder Bill zu. »Hab gehört, du warst bei Lee Brendell auf einer Party?«
    Sie zuckte die Schultern. »Es war keine richtige Party, einfach ein paar Leute und jede Menge Alkohol. Dominic hab ich auch da getroffen . . .«
    »Ich weiß.« Dann sah ich ihr in die Augen. »Bist du mit ihm . . .?«
    »Was?«
    »Du weißt schon . . .«
    »Was – ich und
Dominic
? Machst du Witze?«
    »Ich dachte   –«
    »Tja, falsch gedacht.« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Gott, Cait, wann wirst du endlich erwachsen? Da liegen doch Welten zwischen flirten oder toll finden und mich wirklich auf was einlassen. Nur weil ich einen nett finde, heißt das noch lange nicht, dass ich sofort die Unterhose fallen lasse, wenn ich ihn sehe.«
    »Nein?«
    Plötzlich grinste sie. »Na ja . . . jedenfalls nur, wenn ich ihn
wirklich
mag.«
    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Bill schüttelte wieder den Kopf. Sie grinste weiter und wir tauschten Blicke, obwohl keiner recht wusste, ob es richtig war, Witze zu machen oder nicht. Mir kam es nicht richtig vor, aber falsch fandich es auch nicht. Um meine Verwirrung zu überspielen, griff ich nach meiner Cola und nahm einen Schluck. Bill tat das Gleiche.
    »Hm«, sagte ich und stellte das Glas wieder ab. »Und diese Party auf Brendells Boot – war die wenigstens gut?«
    Sie lachte. »Nicht wirklich. Vergiss die Typen, die sind doch alle gleich. Wenn der erste Kick vorbei ist, wird es ziemlich langweilig. Drogen und Alkohol . . . mehr Drogen und mehr Alkohol . . .«
    »Nur wer dabei ist, kann mitreden«, sagte ich sarkastisch.
    Ein wütender Blick flog über ihr Gesicht. »Wenigstens
tu
ich was, um erwachsen zu werden. Man kann nicht
alles
aus Büchern lernen, Cait. Du kannst dich nicht in Watte packen und so tun, als wär immer noch alles wie früher. Wir sind keine kleinen Mädchen mehr. Die Dinge ändern sich. Manchmal muss man einfach raus und was für sich tun.«
    »Ach so – mit Jamie Tait und Lee Brendell rumhängen, in Jeeps und Rennbooten durch die Gegend donnern, Koks schniefen und sich voll laufen lassen . . . das ist erwachsen werden, ja?«
    »
Was?
«
    »Hast du
irgendeine
Ahnung, wie Jamie Tait wirklich ist?«
    »Ja, ich hab’s dir doch gesagt. Er ist langweilig. Er ist ein arrogantes kleines Arschloch.«
    »Und was ist mit dem Rest? Was ist mit Angel?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    Ich zögerte. »Glaubst du immer noch, dass sie okay ist? Findest du immer noch,
sie ist lustig
?«
    Bill schniefte. »Das ist nicht fair.«
    »Wieso nicht?«
    »Jetzt hör mir mal zu, sie ist vielleicht ein bisschen
oberflächlich
und manchmal zieht sie zu sehr ihre Show ab, aber im Kern ist sie ganz genauso wie du oder ich.«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Okay, dann ist sie eben nicht
ganz
so. Ja, ab und zu treibt sie’s ein bisschen auf die Spitze. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie verdient, was ihr passiert ist. Niemand hat das verdient.«
    »Das hab ich auch nie gesagt. Was ich meine, ist nur: Es kommt nichts Gutes dabei raus, wenn man sich auf miese Dinge einlässt, wenn man den Spaß zu weit treibt.«
    »Ach, hör doch auf, Cait. Wie kannst du denn ihr die Schuld geben? Was Angel