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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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»Schläft.«
    Jamie schubste mich auf die Hecke zu. »Los, weiter.«
    Ich sah ihn an.
    »
Beweg
dich«, zischte er.
    Ich kletterte durch die Lücke. Brendell hielt meinen Arm fest und zog mich auf die andere Seite. Dominic lag mit gegen die Brust gezogenen Knien auf der anderen Seite amWegrand. Blut tropfte ihm aus dem Mund und eine hässliche Beule verfärbte bereits die eine Gesichtshälfte. Ich zog in seine Richtung, aber Brendell zuckte nur kurz mit dem Handgelenk und zerrte mich zurück. Die Kraft in seinem Arm war unbeschreiblich.
    »Was hast du mit ihm gemacht?«
    Brendell überhörte mich.
    »Was hast du
getan

    Er packte noch fester zu und ein Höllenschmerz schoss mir durch den Arm. Als ich aufschrie, sah er mich an. Seine Augen waren leer.
    »Er atmet«, sagte er mit einem Blick auf Dom.
    So einfach.
    Inzwischen hatte sich Jamie durch das Tor gezwängt und nahm einen kräftigen Zug aus der Whiskeyflasche. Brendell beobachtete ihn nur. Als Jamie mit dem Trinken fertig war, holte er tief Luft und schaute sich um. Seine Füße standen fest auf dem Boden, aber sein Oberkörper wankte.
    »Wie viel Uhr is?«, fragte er.
    Brendell schaute auf seine Armbanduhr. »Gerade sechs vorbei.«
    Jamie rülpste und spuckte auf den Boden. Dann schaute er den Weg hoch. »Verflucht noch mal, wo is er?«
    »Wird schon kommen«, sagte Brendell ruhig.
    Jamie wandte den Blick mir zu. Ich konnte die Art, wie er mich anschaute, nicht ertragen und musste die Augen senken. Einen Moment war es still. Ich schaute hinüber zu Dominic. Das Blut lief ihm nicht mehr aus dem Mund. Er bewegte sich zwar noch nicht, aber immerhin sah ich, wie sichseine Brust hob, und glaubte auch eine leichte flatternde Bewegung seiner Lippen zu erkennen. Jamie seufzte und trat auf mich zu.
    »Hilft nichts, Lee«, sagte er. »Hab jetzt grade mit der hier ins Schwarze getroffen. Du musst dich allein um den Zigeuner kümmern.«
    Ich hörte, wie Brendell etwas vor sich hin murmelte. Dann sagte er: »Jetzt nicht, Jamie. Spar’s dir auf.«
    »Kann nicht«, antwortete der.
    Ich schaute noch immer zu Boden, als ich plötzlich Jamies Hand an meinem Hals spürte. Ich zuckte zurück und duckte mich weg. Er packte mich an den Haaren und zog mich zu sich heran. Brendell ließ meinen Arm los. Jamie zerrte meinen Kopf rum und zwang mich ihn anzusehen. Sein Kiefer war angespannt und sein Blick außer Kontrolle.
    »Zeit für ’n Spaziergang im Wald«, sagte er, ließ meine Haare los und packte meine Hand. Dann zog er mich zum Tor. Ich stemmte meine Füße gegen den Boden und leistete Widerstand. Er blieb stehen und sah mich an.
    »Du könntst dir’s auch ’n bisschen leichter machen«, meinte er.
    »Mein Dad macht dich fertig«, sagte ich leise.
    Er lächelte. »Kann sein – aber das hilft dir jetzt auch nicht, hm?«
    Die kalte Wahrheit seiner Worte untergrub für einen Moment meine Kraft, und als er meinen Arm noch fester packte und mich zum Tor zerrte, sank ich förmlich in mich zusammen. Weiterzukämpfen war zwecklos, die reine Energieverschwendung. Physische Kraft würde mich nicht vorwärtsbringen, dafür war er viel zu stark. Ich musste meinen Kopf benutzen, klar denken, die Dinge verzögern, auf den richtigen Zeitpunkt warten, auf die Gelegenheit, ihn zu überraschen.
    Als er wieder an meinem Arm riss, um mich weiterzuziehen, sah ich mich kurz um. In der Ferne breitete sich der Wald wie eine über den Boden geworfene schwarze, schmutzige Decke aus. Mir schauderte bei dem Gedanken an die spirreligen Bäume, die karge Erde und das kalte, vergessene Licht . . .
    Du darfst nicht aufgeben, dachte ich.
    Niemals.
    Wir waren jetzt fast am Tor. Jamie zog mich mit großer Eile hinter sich her, zerrte an meinem Arm und schwang ihn, als wäre ich ein Hund an der Leine. Er atmete schwer. Ich schaute über die Schulter zurück zu Brendell und hoffte verzweifelt, er würde vielleicht Mitleid mit mir bekommen. Aber er guckte nicht mal, sondern pinkelte in die Hecke.
    Jamie riss noch einmal an meinem Arm und schwang mich vor dem Tor herum. Ich schaute in den Wald. Jetzt oder nie, dachte ich. Deine letzte Chance. Wenn du da landest, hat es keinen Wert mehr, wieder zurückzukommen.
    Während Jamie einen Schluck aus der Flasche nahm, betrachtete ich das Tor. Es war ein altes hölzernes Teil, ungefähr schulterhoch. Ich war mir nicht sicher, aber ich vermutete, dass er meinen Arm loslassen musste, wenn er hinüberstieg. Und sei es auch nur für eine Sekunde, das reichte schon. Es

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