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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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hat mir gesagt, der Grund, dass meine Schmerzen plötzlich aufhörten, seist du. Sie sagte, du wärst mir gefolgt.«
    »Moment.« Lucian schüttelte den Kopf. »Woher will dieses Mädchen wissen, was ich getan habe? Wer ist sie? Woher kennt sie mich?«
    »Sie kennt dich nicht«, entgegnete ich. »Aber sie wusste es, weil sie genau wie du ein . . .«
    Ich zögerte. »Sie hat genau wie du keine Handlinien. Sie kann sich unsichtbar machen, sie kann nicht sterben und sie war einst ein Mensch ohne Vergangenheit. Und erinnerst du dich an deinen Gastgeber aus Hamburg?«
    Lucian nickte und runzelte verwirrt die Stirn.
    »Auch er ist wie du. Deshalb hat er dich in Hamburg gefunden. Das war kein Zufall, Lucian. Morton Tyger hat dich bei sich aufgenommen, weil du anders bist. Er hat das erkannt.«
    Lucian zuckte zusammen. Er blinzelte mit den Augen.
    »Woher weißt du das?«, fragte er misstrauisch. »Und woher kennst du auf einmal seinen Namen?«
    »Nicht auf einmal.« Ich seufzte. »Ich kannte Tyger schon lange vor dir. Er war mein Englischlehrer in Hamburg. Allerdings wusste ich damals nicht, dass er dich bei sich wohnen ließ.«
    »Was?« Lucian war jetzt völlig fassungslos. Er rückte kaum merklich von mir ab. »Aber warum . . . wieso hat er mir nichts von alldem erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Tygers Beweggründe gehörten nicht hierher, zumindest wollte ich jetzt nicht daran erinnert werden.
    »Als du in jener Nacht nach deinem Gespräch mit Janne verschwunden bist, war es zu spät«, fuhr ich fort. »Er hat dich überall gesucht und schließlich über Faye erfahren, dass du in meiner Nähe sein musst. Also ist er nach Los Angeles geflogen. Alles, was ich über uns weiß, habe ich von ihm und Faye erfahren.«
    Lucian hob die Hand. »Sorry«, sagte er. »Aber jetzt komme ich wirklich nicht mehr mit.« Er fixierte mich und seine Stimme klang inzwischen extrem misstrauisch.
    Ich biss mir auf die Lippen. Ich wusste nicht, ob ich richtig angefangen hatte, aber jetzt war ich drin. Und langsam musste ich zur Sache kommen. Aber wie?
    Ich kniete mich auf die Treppenstufe vor Lucian, sodass wir Auge in Auge waren. Sein blasses Gesicht leuchtete im Schein des Windlichts.
    »Was wäre, wenn wir nicht allein zur Welt kämen?«, flüsterte ich.
    »Was wäre, wenn mit jedem Menschen ein Engel geboren würde, der uns begleitet, von der Geburt bis zum Tod? Und was . . .« Ich legte meine Hand auf Lucians Hand. ». . . was wäre, wenn ein Engel liebt?«
    Lucian fuhr jäh zusammen. Er schien noch immer nicht zu begreifen. Genauso hatte ich reagiert, als Tyger es mir erklärt hatte. Lucianpresste die Lippen aufeinander. Er schüttelte den Kopf. Aber er widersprach mir nicht. Er sah mich nur an und sein Blick wurde leer.
    »All deine Träume, die du in den letzten Monaten von mir hattest«, flüsterte ich. »Kein Kontakt, hast du gesagt. Du hattest nie Kontakt zu mir. Außer einem einzigen Mal. Damals im Krankenhaus, als ich ein kleines Mädchen war. Ich war von der Schaukel gefallen, ich lag auf der Intensivstation. Fast wäre ich gestorben. Ich habe dich gesehen, Lucian. Du hattest Kontakt zu mir, weil ich dich in diesem Moment zum ersten Mal gesehen habe. Du warst Lu, aber dann haben die Ärzte mein Leben gerettet und du wurdest wieder unsichtbar.«
    Ich strich mit meinen Fingern über Lucians Handfläche. »Was wäre, wenn?«, fragte ich. »Was wäre, wenn ich in den kurzen Sekunden in diesem Raum mit dem grünen Teppich wieder gespürt hätte, dass du da warst? Wenn ich dich gesucht hätte? Wenn dein Wunsch, mir nah zu sein, plötzlich auch mein Wunsch gewesen wäre?«
    Lucians dunkle Brauen zogen sich zusammen. Er öffnete den Mund, aber ich legte ihm den Finger auf die Lippen. »Was auch immer von deinem Wunsch, mich zu berühren, zu meinem Tod geführt hat, muss ein schrecklicher Zufall gewesen sein«, sagte ich. »Aber es war nicht deine Schuld. Ich habe um mein Leben gebettelt und du wolltest mich retten. Aber das konntest du nicht. Weil du ein Engel warst und Engel können nichts tun. Sie können nur begleiten.«
    Ich rückte näher an Lucian heran und sprach weiter.
    »Vielleicht hast du dir in diesem Moment gewünscht, ein Mensch zu werden, und dein Wunsch ist erfüllt worden«, fuhr ich leise fort. »Und dann standest du als Mensch vor meinem Fenster, ohne Handlinien, ohne Erinnerung an dein früheres Dasein, mit nichts als deinen Träumen. Kannst du dir das vorstellen?«
    Lucian schwieg.
    Sein schmaler Körper warf

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