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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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der Glanz zurück und die Schatten wurden heller. Sein linker Mundwinkel zuckte und verzog sich zu diesem leisen Lächeln, das ich so an ihm liebte.
    Ich holte tief Luft. »Ich will eine zweite Chance, Lucian! Ich will eine Chance mit dir!«
    Lucian legte sich zurück und starrte an die Decke.
    »Gut«, sagte er, ohne mich anzusehen. Er setzte sich auf. »Lass uns fahren.«

ACHTUNDDREISSIG
    Wir kamen nachmittags in Los Angeles an. Die Luft war schwer und drückend, der Himmel ein schmutziges Grau und das Meer eine bleierne Masse, kaum von dem Asphalt der Straßen zu unterscheiden. Lucian und ich hatten auf der gesamten Rückfahrt geschwiegen und auch jetzt, als wir in die Straße zu Dads Haus einbogen, sprachen wir nicht. Ich zeigte nur stumm auf die Toreinfahrt.
    Lucian zögerte. Dann trat er auf die Bremse, legte den Rückwärtsgang ein und wendete.
    »Ich schätze, wir sollten nicht in einem geklauten Auto vorfahren«, sagte er. »Und schon gar nicht in so einem.« Er grinste schief. »Es passt nicht wirklich in diese Gegend.«
    Er parkte das Auto in einem geschützten Winkel des schmalen Wanderpfades, der in die Berge führte. Dann stiegen wir aus und gingen Hand in Hand zum Haus. Meine Beine waren schwer wie Blei.
    Dads Auto stand vor der Toreinfahrt. In der offenen Garage sah ich Michelles Sportwagen, davor parkte Fayes Bentley.
    Lucian schaute mich an. »Bist du bereit?«, fragte er.
    Ich dachte, nein, aber dann holte ich tief Luft und nickte. Vor der Haustür krallte ich mich an Lucians Arm und klingelte. Das Geräusch war so hässlich wie das Telefonklingeln, das uns im Morgengrauen am See aufgeschreckt hatte. Wir machten beide einen Satz zurück, als im nächsten Augenblick die Tür aufgerissen wurde.
    Michelle stand vor uns, das Gesicht blass und ungeschminkt, die schmalenLippen zusammengepresst. Während ihr Blick Lucian nur kurz streifte, sah sie mich an, als ob sie mir am liebsten die Tür vor der Nase zuschlagen würde, damit ich auf Nimmerwiedersehen verschwand, aber vielleicht war es auch nur das, was ich mir wünschte. Im nächsten Moment öffnete sie die Tür ganz und ich wollte mich plötzlich nur noch umdrehen und wegrennen.
    Aber Lucian zog mich vorwärts und mit einem Mal fühlte ich mich wie eine entlaufene Gefangene, die sich freiwillig der Polizei stellt.
    Dad saß in der Küche, in der es nach Schweiß und kaltem Zigarettenrauch stank. Auf dem Tisch stand eine halb leere Flasche Wodka, davor ein Unterteller mit einem Dutzend ausgedrückter Kippen. Dad hatte vor sieben Jahren mit dem Rauchen aufgehört. Ich selbst war es gewesen, die ihm das Versprechen dazu abgerungen hatte.
    Neben dem Kühlschrank, am anderen Ende der Küche, stand Faye. Ihr rotes Haar war zerzaust, das blassblaue Kleid zerknittert. Sie sah aus, als wäre sie gerade aus dem Bett gezerrt worden. Hinter ihr hockte Val. Meine kleine Schwester hielt sich mit ihren Händen an Fayes Waden fest und ihr rundes Gesicht lugte zwischen Fayes Beinen hindurch wie zwischen Gitterstäben.
    All das nahm ich in Bruchteilen von Sekunden wahr.
    Es war wie in einem Theaterstück, in dem ein Regisseur den Schauspielern auf der Bühne befohlen hatte, die Szene einfrieren zu lassen.
    Das Einzige, was sich bewegte, war die Simpson Family im Fernseher an der Wand, die zähneklappernd in ihrem offensichtlich kalten Wohnzimmer saß.
    »Dad I’m freezing«, quiekte Bart Simpson mit seiner Comicstimme.
    »Don’t worry, kid«, erwiderte sein Vater Homer und hielt ein paar Wollsocken und Parkas in die Höhe. »These wool socks and parcas will keep you warm.«
    Das Gemecker von Homers Ehefrau wurde von der hohen Stimme meiner kleinen Schwester übertönt.
    »Ist das der Mörder, Dad?«, fragte Val und zeigte mit ihrem Finger durch Fayes Beine hindurch auf Lucian.
    Aus dem Fernseher erwiderte Homer Simpson: »I thought Global Warming would take care of it. Al Gore can’t do anything right now.«
    »Faye, bitte!«, hörte ich Michelle mit schriller Stimme rufen. »Bring Val nach oben, hörst du?«
    Sofort drehte Faye sich um, nahm Val, die sich zappelnd und kreischend wehrte, auf den Arm und verschwand mit ihr aus der Küche.
    Hilflos sah ich ihr nach.
    Mein Vater schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher aus. Die Simpson Family verschwand. Die Stille war überwältigend.
    »Dad, ich muss mit dir reden.« Mein Flüstern hallte mir in den Ohren.
    Mein Vater stand auf, so langsam, dass es mir vorkam, als würde er überhaupt nicht mehr damit

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