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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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    »Hey, nicht so dramatisch.« Ich drückte Suses Arm. »Ehrenwort, keine Sorge.«
    Ich wollte mich wieder zu ihr setzen, aber dann fiel mein Blick auf die Uhr. »Hey Suse, schwörst du mir auch was?«, fragte ich.
    Suse runzelte die Stirn. »Und was?«
    »Dass wir von jetzt an keine Sekunde mehr mit meinen Problemen vertrödeln«, erwiderte ich streng. »In fünf Minuten kommt dein Date.«
    »Oh Shit!« Suse sprang jetzt ebenfalls aus der Hollywoodschaukel auf und stürzte sich auf ihre Einkaufstüte. Zum Glück verspätete Dimo sich um ein paar Minuten. Er roch nach Rasierwasser und hatte die schulterlangen Locken zu einem Zopf gebunden.
    »Krasses Teil«, kommentierte er Suses Krawatte.
    Zusammen verließen wir das Haus. »Sollen wir dich ein Stück mitnehmen?«, fragte er mich, als wir auf dem Gehweg standen.
    »Nein. Lass mal. Ich fahr mit der Bahn. Also, viel Spaß.«
    Ich drückte Suse, die so aussah, als würde sie vor Nervosität gleich vom Boden abheben, machte mich auf den Heimweg und fragte mich, wie es möglich war, dass Suse mich so missverstand. Auf ihre Art und Weise hatte mir meine beste Freundin stets helfen können, wenn ich in Schwierigkeiten steckte. Warum nicht jetzt? Warum konnte ich ihr nicht begreiflich machen, was ich fühlte?
    Als ich nach Hause kam, war Janne offensichtlich wieder mal dabei, sich von einem ihrer schweren Fälle abzulenken. Unzählige Gewürze breiteten sich auf der Arbeitsplatte unserer Küche aus, ein halber Becher Sahne stand neben einer fast ausgetrunkenen Flasche Rotwein und einem leeren Glas. Neben der Spüle türmte sich ein kleiner Mount Everest aus Kartoffelschalen, auf dem Herd brodelte es aus verschiedenen Töpfen und im Backofen garte ein Braten. Der Boden war voller Mehlstaub und Semmelbröseln. Und meine Mutter schien das Chaos noch nicht einmal zu bemerken.
    Spatz saß am Küchentisch und spielte mit einer Rosine Tischfußball.Auch sie hatte ein Glas Wein vor sich. »Hi Rebecca«, sagte sie.
    Ich hoffe, du hast Hunger, sagte ihr Blick.
    Ich sah von ihr zu meiner Mutter, die mit aufgekrempelten Ärmeln vor dem Küchentisch stand und einen Berg geriebener Kartoffeln mit Eiern und Mehl zu einem Teig verknetete. Auf ihren Wangen war Mehlstaub und in ihren Haaren hatten sich Kartoffelstückchen verfangen.
    »Wo warst du so lange?«, fragte sie nervös.
    »Bei Suse.« Ich runzelte die Stirn. »Alles klar bei dir?«
    Janne nickte und hieb wieder auf die Kartoffeln ein.
    »Sieht sie nicht zum Anbeißen aus?«, fragte Spatz.
    Ich schaute in den Ofen. Ein köstlicher Duft strömte aus dem Bräter.
    »Mhmmm«, sagte ich.
    »Rheinischer Sauerbraten mit selbst gemachten Klößen.« Spatz leckte sich über die Lippen und ich spürte, wie mein Magen anfing zu knurren.
    »Deine Mutter hat sogar den Lebkuchenteig für die Bratenbrösel selbst gebacken. Wenn wir die Adresse ihres Patienten hätten, könnten wir ihm einen Dankesbrief schreiben – oder ihn bitten, noch ein bisschen mehr durchzuknallen. Schließlich profitieren wir von seinen Problemen. Wenn wir fette Wachteln sind, sollte er allerdings Gnade walten lassen.«
    »Themenwechsel, Mädels!« Janne rieb sich mit dem Ellenbogen den Schweiß von der Stirn. Sie hatte das leichthin gesagt, aber ich spürte, dass es ihr ernst war. Während sie die Klöße rollte, tat ich ihr also den Gefallen und erzählte von unserer Odyssee durch die Läden und Suses Date. Nur die Begegnung in der U-Bahn und unser Gespräch danach ließ ich aus.
    »Apropos Date«, sagte Spatz. »Sebastian hat vorhin angerufen undwollte wissen, ob du heute Abend Zeit hast. Ich hab gesagt, du meldest dich bei ihm.«
    Ich spürte, wie mich mein Mut verließ. Ich war mir nicht sicher, ob ich ein Gespräch mit Sebastian jetzt durchstehen würde.
    Aber ich hatte keine Wahl. Janne bekam gerade einen Tobsuchtsanfall, weil sie eine Sekunde nicht aufgepasst hatte und ihre Klöße im kochenden Wasser zerfallen waren, als mein Handy klingelte. Ich verzog mich in mein Zimmer.
    »Hey Stranger, wo steckst du? Ich hab’s schon auf dem Festnetz probiert.«
    »Zu Hause.« Ich ließ mich auf mein Bett fallen. »Bin grad von Suse gekommen.«
    »Hast du Lust auf eine Tauchtour durch den endlosen Ozean?«
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    Sebastian lachte. »Aaron hat heute Nachmittag angerufen. Bei ihm ist sturmfrei und er hat doch diese wahnsinnige Kinoleinwand. Wir können mein neues Wii-Spiel ausprobieren. Endless Ocean .«
    »Nee, lass mal«, sagte ich hastig und eine

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