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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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»Sonst bin ich es immer, die ausflippt, während du mich runterholst. Und jetzt ist es umgekehrt.« Sie wischte sich übers Gesicht. »Es tut einfach nur so weh. Nicht nur das mit ihm, sondern diese Angst, ob ich überhaupt . . . jemals . . .«
    »Suse. Hey. Suse!« Ich lief auf meine Freundin zu und hielt sie anbeiden Schultern fest. »Ich kann verstehen, was du denkst. Aber ich schwöre dir, dass Dimo ein Ausnahmearschloch sondergleichen ist. So sind nicht alle. So sind ganz bestimmt nicht alle! Das musst du mir glauben. Okay?«
    Suse zog wieder die Nase hoch. »Nö«, sagte sie. »Aber was ihn betrifft, hattest du recht. Du hattest von Anfang an kein gutes Gefühl. Und trotzdem hast du hinter mir gestanden. Das hätte ich bei dir auch machen sollen. Tut mir leid, Becky.«
    Ich schüttelte Suse sanft.
    »Red jetzt bloß keinen Quatsch! Das konntest du doch gar nicht. Ich hab dir ja kaum was erzählt.«
    »Eben.« Suse wischte sich mit dem Handrücken den Rotz von der Nase. Ihre Handfläche war voll von meinen Haaren, die jetzt wie ein kleiner Schnauzbart unter ihrer Nase klebten.
    »Hey Adolf, darf ich mal kurz?« Ich rieb die Haare mit meinem Zeigefinger weg. Suse musste lachen. Doch gleich darauf wurde sie wieder ernst.
    »Erzähl mir von ihm. Bitte. Ich will dich verstehen, wirklich.«
    Hilflos schüttelte ich den Kopf. Zum einen war dies wirklich nicht der Augenblick, um Suse mit meinen Problemen vollzutexten, zum anderen wusste ich nicht, wie ich damit fertig werden sollte, wenn sich meine Schleusen öffneten. Meine gestrige Aktion hatte zumindest eines bewirkt: dass ich all das verdrängt hatte, was ich in Jannes Praxis erfahren hatte – genau wie die anschließende Begegnung mit Lucian. Jetzt spürte ich, wie sich alles in mir zusammenkrampfte. Ich stieß ein Keuchen aus und ging in die Knie, als ob mir jemand in den Bauch getreten hätte.
    Suse kam auf mich zu, kniete sich vor mich und packte mich an den Armen. Ihre Augen waren noch immer völlig verquollen, aber ihre Stimme war energisch und ihr Tonfall duldete keine Widerrede.
    »Schieß los«, sagte sie. »Wer hat dich bei Janne verpetzt? Doch nicht etwa Sebastian?«
    »Nein«, flüsterte ich und fühlte, wie es losging, wie mich meine angestauten Gedanken, die unterdrückte Wut und die Angst überrollten. »Es war nicht Sebastian. Es war Lucian.«
    »Lucian?« Suse ließ meine Arme los. »So heißt er? Lucian? Er . . .« Sie lächelte. »Er sah cool aus mit seiner Vogelmaske. Unheimlich, aber auch sexy. Ich glaube, ich verstehe, was du an ihm findest.«
    »Nein!« Ich blickte sie an. »Ich glaube, du verstehst gar nichts. Aber das kannst du auch nicht.«
    »Dann erklär es mir.«
    Ich starrte an Suse vorbei auf die Hollywoodschaukel.
    »Lucian ist bei meiner Mutter in Therapie«, sagte ich völlig zusammenhangslos.
    Suse klappte den Mund auf. Aber sie stellte mir keine Fragen. Sie starrte mich nur an – und ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte. Jetzt stürzte alles auf mich ein.
    »Ich wusste es nicht«, platzte ich heraus, »ich habe es mir Stück für Stück zusammengereimt, nachdem ich ein Gespräch zwischen Janne und Spatz aufgeschnappt hatte. Janne schien von dem Maskenball zu wissen und da dachte ich, einer von euch beiden hätte mich verraten. Aber es war umgekehrt. Lucian hat meiner Mutter in der letzten Sitzung von dem Abend erzählt, und davor von alldem anderen, von seinen Träumen und . . . und . . . als ich mich dann gestern aus ihrer Praxis geschlichen habe, bin ich im Hausflur in Lucian hineingerannt. Er hat keine Ahnung, dass Janne meine Mutter ist, er dachte wahrscheinlich, ich hätte ihn . . . Oh Gott, Suse! Er sah unglaublich wütend aus und jetzt . . .«
    Ich presste die Hände vors Gesicht. » . . . was, wenn er nie wieder etwas von mir wissen will?«
    »Hey, halt mal.« Suse rüttelte mich an den Schultern. »Sorry, Becky, aber ich komme nicht mit. Könntest du irgendwie versuchen . . . vorne anzufangen?«
    Sie überlegte. »Vielleicht bei der U-Bahn? Das ist nämlich das Letzte, was ich weiß. Du hast ihn in der Bahn gesehen. Und ich denke mal, zwischen diesem Tag und gestern ist noch eine ganze Menge passiert. Zum Beispiel, dass du am Falkensteiner Ufer nicht nur einen einsamen Strandspaziergang gemacht hast, richtig?«
    Ich nickte und konnte plötzlich nicht glauben, dass ich Suse von alldem ausgeschlossen hatte. Ich holte tief Luft und fing an zu erzählen.
    Suses Augen wurden mit jeder Minute größer, manchmal

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