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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Innentasche seines Waffenrocks und knöpfte ihn
sorgfältig zu. »O ja, Sir.«
      »Gut.« Eisenhower nickte.
»Noch etwas. Ich habe Ihre Be förderung zum Colonel
veranlaßt. Nur vorübergehend, natür lich, aber es
könnte doch einigen Dampf dahintersetzen.«
      Ehe Carter antworten konnte, hatte er
sich umgedreht und eine Lampe angeknipst, deren Schein auf die Karte
von Sizilien fiel. Eine Weile stand er stumm davor, dann sagte er, ohne
sich umzudrehen: »Überrascht es Sie, daß ich mich auf
Verhand lungen mit Leuten wie Luciano einlasse?«
      »Ehrlich gesagt, Sir, ich
glaube nicht, daß mich überhaupt noch etwas überraschen
kann.«
      »Die Nazis haben Europa
ausgeplündert und verheert, Mil lionen Menschen ermordet. Die
Berichte, die jetzt über ihr Vorgehen gegen die Juden
durchsickern, sind unfaßbar, und ich bin selber deutscher
Herkunft. Können Sie sich auch nur ent fernt vorstellen, wie einem
da zumute ist?«
      »Ich glaube schon, Sir.«
      »O nein, Sie können es nicht.« Eisenhower schüttelte ener
    gisch den Kopf. »Um diese Leute zu
besiegen, Major, sie ein für allemal fix und fertig zu machen,
würde ich notfalls mit dem Teufel persönlich
paktieren.«

    5

    Bei seiner zwanzigsten Runde um den
Gefängnishof von Great Meadows beschleunigte Luciano das Tempo, er
lief schnell und frei durch diese schönste Zeit des Tages, die so
unendliche Möglichkeiten zu bieten schien. Dann setzte ihm, wie
üblich, die Nordmauer eine Grenze, und er mußte verlang
samen.

      Zwischen den Grüppchen anderer
Gefangener schlenderte er zurück, erwiderte hier und dort einen
Gruß und steuerte seinen Stammplatz in einer Ecke nahe der Treppe
an, wo Franco mit einem Handtuch wartete.
      »Sie werden mit jedem Tag besser, Mister Luciano«, sagte Franco.
      Er hatte das Aussehen und den
Körperbau eines Berufsrin gers, dieser New Yorker aus Sizilien,
der im Auftrag der Mafia viele Menschen getötet hatte und nun
zweimal lebenslänglich wegen Mordes absaß.
      Luciano fing das Handtuch auf, das
Franco ihm zuwarf. »In meinem Alter muß man sich in Form
halten. Hast du mir das Buch aus der Gefängnisbibliothek
besorgt?«
      »Klar, hab' ich, Mister Luciano.«
      Er reichte Luciano das Buch, eine englische Übersetzung von De civitate Dei des heiligen Augustinus. Luciano setzte sich auf die Treppe und blätterte mit sichtlichem Interesse dar in.
      Er war sechsundvierzig, ein dunkler,
gutaussehender, ver schlossener Mann mittlerer Größe. Das
linke Augenlid hing leicht herab, als Andenken an eine alte Verletzung.
Sogar in der tristen Gefängnistracht wirkte er beachtenswert, und
nicht nur wegen der Autorität und Sicherheit, die aus seinen
Zügen sprachen. Da war auch noch dieses ständige, leicht
verächtliche Lächeln, das der Welt im allgemeinen galt.

      Franco sagte: »Entschuldigung,
Mister Luciano, aber da ist ein Junge namens Walton aus Block D.
Hätte eine Bitte.«
      Luciano blickte auf. Walton war ein
hochgewachsener, schlaksiger junger Mensch von ein- oder zweiundzwanzig
Jah ren mit glattem braunen Haar und so langen Armen, daß sie ein
ganzes Stück aus der Jacke guckten.
      »Wofür sitzt er hier ein?« fragte Luciano leise.
      »Überfall auf Schnapsladen. Ein bis drei Jahre. Keine Vor
    strafen.«
      »Okay, mal hören, was er will.«
      Franco nickte dem jungen Mann zu, gab Luciano eine Ziga
    rette und zündete sie ihm an. »Los, sag deinen Spruch auf.«
      Walton stand da und drehte
nervös die Mütze in den Händen. »Mister Luciano,
es heißt, Sie bringen rein alles fertig.«
      »Außer Flügel zu kriegen und von hier wegzufliegen.« Lu
    ciano lächelte leicht. »Was gibt's, Junge?«
      »Also, das ist so, Mister
Luciano. Ich bin erst zwei Monate hier und meine Frau, die Carrie
… also, sie ist jetzt ganz allein und praktisch noch ein Kind.
Ganze achtzehn.«
      »Und?«
      »Im achten Revier haben sie
einen Polizisten namens O'Hara. Einer von denen, die mich geschnappt
haben. Er weiß, daß sie ganz allein ist, und er setzt ihr
dauernd zu. Sie wissen, was ich meine?«
      Luciano musterte ihn ruhig und
ausgiebig, dann nickte er. »Okay. Polizist O'Hara, achtes Revier.
Geht in Ordnung.« Er wandte sich wieder seinem Buch zu.
    Der junge Mann sagte: »Vielleicht kann ich Ihnen auch mal einen Gefallen tun, Mister Luciano.«

      Franco sagte: »Dazu sind Freunde da, Junge. Und jetzt ab mit dir.«
      Als der Junge weggehen wollte,
blickte Luciano auf.

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