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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und sein Mund öff nete sich vor Staunen. »Mann,
Sie kenne ich doch.«
      Der Captain rief: »Detweiler, bleiben Sie, wo Sie sind! Das ist ein Befehl!«
    Und dann war Carter im Laufschritt aus dem Wald aufge taucht. »Was geht hier vor?«
      »Colonel Carter?«
      »Bin ich.«
      Der Captain salutierte und fischte
einen braunen Umschlag aus seinem Trenchcoat. »Captain Jack
Savage, Ranger Divisi on, und das ist Sergeant Detweiler. Ich habe
Befehl, mich baldmöglichst hier bei Ihnen zu melden.« Er
warf einen Blick auf Luciano. »Tut mir leid, wenn es ein
Mißverständnis gab, aber dieser Soldat –«
      »Ist Captain Orsini vom Office of Strategie Services, OSS«, sagte Carter.
      Als Luciano grinste, sagte Detweiler
wütend: »Orsini – ich lach' mich kaputt, Sir. Ich bin
aus New York, in der Tenth Street großgeworden, und den Burschen
da hab' ich schon hundertmal oder öfter gesehen. Der ist ein
Gangster und heißt Lucky Luciano.«

      Jack Savage war vierundzwanzig, der
jüngere Sohn eines Karriere-Diplomaten, der seine Dienstzeit in
Städten wie Paris und Rom zugebracht hatte. Folglich sprach er
schon als Junge fließend Französisch und Italienisch. Die
Familie Savage ge hörte zu den reichsten Leuten von Boston und zu
den größeren Aktionären im Öl- und
Stahlgeschäft, beides Branchen, für die Savage junior sich
nicht im geringsten interessierte.
      Hingegen hatte er schon sehr
früh ein ganz außerordentliches Zeichentalent erkennen
lassen. Den Eltern zuliebe hatte er an der Universität Yale
Volkswirtschaft studiert und das Examen abgelegt, aber das reichte ihm.
Er war nach London gegangen, um an der Slade-Akademie Malerei zu
studieren.
      Als die Deutschen Paris einnahmen,
wohnte er im Künstler viertel auf dem Montmatre und blieb dort
noch ein halbes Jahr, ehe er nach Madrid übersiedelte.
Schließlich war er nach Hause zurückgekehrt, um seinen
Dienst bei der Army abzuleisten, kurz bevor die Vereinigten Staaten in
den Krieg eintraten.
      Die Amerikaner verfügten
zunächst nicht über eine Organi sation wie das britische SOE.
Erst im Juni 1942 rief Wild Bill Donovan, der die britischen Methoden
aus erster Hand kannte, das Office of Strategie Services, kurz OSS, ins
Leben. Jack Savage, der es inzwischen zum tödlich gelangweilten
Leutnant des Intelligence Service im Pentagon gebracht hatte, wurde
einer der ersten Mitarbeiter.

      Jack Savage machte eine
vorzügliche Figur, als er nun in der Abbey vor Carters
Schreibtisch stand. Hochgewachsen, gutaus sehend, im olivfarbenen
Kampfanzug, die Hosenbeine in die Sprungstiefel gestopft. Am rechten
Ärmel trug er das Fall schirmspringerabzeichen in doppelter
Ausfertigung, eine selte ne Qualifikation für die Handvoll
Männer der amerikanischen Sondereinheit, die bei den Briten ihre
Ausbildung vervollstän digt hatten.
      Detweiler machte seinen Gefühlen
noch immer lautstark Luft. »Von wegen Orsini, Captain. Der Kerl
ist Luciano!«
      Harry Carter hielt die Papiere hoch,
die Savage ihm gebracht hatte. »Sie haben diese Anordnungen
gelesen, Captain. Ist Ih nen klar, daß Sie und der Sergeant
hiermit ausschließlich unter meinem Befehl stehen?«
      »Selbstverständlich, Sir.«
      »Gut, ich dachte, es
könnte sich ein Mißverständnis einge schlichen
haben.« Er wandte sich an Detweiler und sagte schneidend:
»Was bedeutet, daß ich Sie in Zukunft, falls ich Ihre
Meinung hören möchte, danach fragen werde.«
      Detweiler war tief betroffen, man sah
es ihm an. Wie hilfe suchend wandte er sich an Savage. »Herrgott,
Captain –«
    Carter fiel ihm ins Wort: »Nehmen Sie Haltung an und blei ben Sie so, bis auf weiteres. Los Mann! Wird's bald?«
      Detweiler gehorchte, feuerrot im
Gesicht. Carter zog einen Umschlag aus der Innentasche seines
Waffenrocks und ent nahm ihm die beiden Vollmachten: die eine, die
General Ei senhower ihm in Algerien ausgehändigt hatte, und die
andere, die von Präsident Roosevelt ausgestellt war.
      »Lesen Sie.«
      Savage las und blickte entgeistert auf. »Gütiger Himmel!« flüsterte er.
      »Genau«, sagte Carter.
»Und jetzt will ich Fraktur reden. Das Benehmen Ihres Sergeant
paßt mir nicht. Wenn ich Zeit hätte, ihm die
Flötentöne beizubringen, würde ich's tun, aber ich habe
keine.«
      »Colonel, Sergeant Detweiler
ist ein guter Soldat. Wir haben gemeinsam eine Menge hinter uns
gebracht. Ich weiß es.«
       »Gut, dann zeigen Sie ihm
diese Papiere und sehen Sie zu, ob Sie ihm

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