Luciano
»Aber Luciano, den soll der Teufel holen.«
»Und Don Antonio Lucas Enkelin? Soll sie auch der Teufel holen?«
Nachdem dieser Name gefallen war,
trat Schweigen ein. Mo ri warf einen Seitenblick auf Russo und zwang
sich zu einem Lächeln.
»Aber, aber, Vito, alter Freund, keinem von uns würde es einfallen, Don Antonio zu beleidigen.«
»Nein, das dachte ich
mir.« Barbera sah auf die Uhr und stand auf. »Meine Freunde
werden in ungefähr drei Stunden per Fallschirm landen, ihr
müßt mich also entschuldigen. Ich weiß natürlich,
daß keiner von euch etwas verlauten läßt. Es wäre
nur zu klar, wo man suchen müßte, falls etwas schiefgin
ge.« Lächelnd zuckte er die Achseln. »Aber was rede
ich da.«
Sie traten hinaus in die Dunkelheit
des Seitengäßchens, und jeder ging allein seines Wegs, nur
Mori und Russo schritten noch ein Stück nebeneinanderher.
Mori sagte: »Ich weiß, wir sind nicht
immer einer Ansicht, aber in dieser Sache da scheint doch fast
allgemeine Überein stimmung zu herrschen.«
»Wenn du meinst, wir
müßten etwas wegen Luciano unter nehmen, dann bin ich
dabei«, erwiderte Russo.
Mori legte ihm einen Arm um die
Schultern. »Komm zum Abendessen zu mir nach Hause. Dann
können wir in Ruhe alles besprechen, und außerdem habe ich
eine Flasche vorzüglichen Chianti.«
In Maison Blanche rollte ein schwerer
feuchter Nebel vom Mittelmeer landeinwärts, und die Sicht betrug
kaum zweihun dert Meter. Die Junkers, jetzt wieder mit den
Hoheitszeichen der deutschen Luftwaffe, befand sich schon seit etwa
einer hal ben Stunde auf der Startpiste. Carter und seine Gruppe
dräng ten sich im engen Rumpf zusammen, unförmige Gestalten
mit Fallschirmen und voller Sprungausrüstung.
Fliegerleutnant Collinson, der
Co-Pilot, war ebenfalls bereits an Bord, damit seine Augen sich an den
»Lichtensteiner« ge wöhnen konnten, das
Radargerät, das der Junkers ermöglichte, im Dunkeln zu sehen.
Draußen, vor dem Cockpit,
standen Harvey Grant und Air Marshai Sloane, der eigens
herübergekommen war, um sich von der Gruppe zu verabschieden.
»Sieht nicht gut aus,
Harvey«, sagte er. »Könnte kaum mul miger sein. Selbst
wenn der Rückflug gelingen sollte, ist es fraglich, ob ihr landen
könnt.«
Ein junger Fluglotse erschien und händigte Grant die neueste Wettermeldung aus.
»Regen und Gewitter in
Aussicht«, sagte Grant vergnügt. »Ist ja
prächtig. In ein paar Stunden bin ich wieder da, Sir. In
zwischen ist diese Erbsensuppe weggewaschen.«
Er salutierte und ging auf die Junkers zu.
Unterwegs setzte er den Pilotenhelm auf. Sloane sah ihm nach, wie er
die Leiter hinaufstieg und sie hinter sich hochzog. Kurz danach
brüllen die bereits warmgelaufenen Motoren auf.
Als Grant Gas gab, setzte sich die
Junkers in Bewegung und rollte immer schneller zwischen den
Pistenfeuern dahin. Bald verschluckte sie der Nebel, und Sloane und die
anderen standen vor dem Flugplatzgebäude und warteten mit
angehaltenem Atem.
Was nicht nötig gewesen
wäre, denn genau im richtigen Au genblick riß Grant die
Steuersäule zurück, und die Junkers hob vom Boden ab und
stieg aus dem Nebel hoch in die klare Luft. Grant gab Druck auf das
rechte Ruder und kurvte hinaus über das Meer.
Nach einer Weile fragte er Carter
über das eigens installierte Bordmikrophon: »Wie geht's dort
hinten?«
»Alles in Ordnung«, sagte Carter.
»Gut. Geschätzte Flugdauer
bis zum Zielgebiet fünfzig Mi nuten. Das Wetter dort ist nicht
besonders gut. Es regnet, aber die Sicht sollte ausreichen. Gewitter
vorhergesagt, es kann also ein bißchen wackeln.«
Er brachte die Junkers bei genau
tausend Fuß auf Horizontal flug, lehnte sich zurück und
bediente lässig die Steuerung. In vollen Zügen genoß er
das Gefühl, über dem Nebel dahinzu gleiten.
Zwanzig Minuten vom Ziel entfernt und
neunzig Kilometer südlich von Kap Granitola auf Sizilien
stieß Collinson, der über den »Lichtensteiner«
gebeugt saß, plötzlich einen Schrei aus.
»Ich hab was, Sir, vermutlich einen Nachtjäger.«
Grant sagte ins Bordmikrophon: »Alarm, Harry. Wir haben
Gesellschaft gekriegt.«
Carter, Luciano und die anderen, die im Rumpf der
Junkers zusammengepfercht waren, konnten nichts sehen. Carter sagte:
»Sind Sie sicher?«
»Und ob«, erwiderte
Grant, als eine Junkers, das Zwillings modell seiner eigenen,
steuerbords aus dem Nebel brach und mit ihm gleichzog. Grant hob die
Hand und
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