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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Versorgungssack los, den er mit beiden
Hän den festgehalten hatte, und seine Finger zerrten am
Überzug des Notfallschirms, der um seinen Bauch geschnallt war,
fan den den Griff des Verschlusses und zogen.
      Ein jäher Ruck, das Klatschen
des Fallschirms, der sich höchstens dreißig bis vierzig
Meter über dem Boden öffnete, und dann schwang er unter
diesem dunkelkhakifarbenen Pilz in der Luft, und der Versorgungssack
baumelte am Ende einer Leine, die an seinem Gurt befestigt war.
      Und er würde genau im Ziel
ankommen, denn als die Wiese zwischen den beiden Leuchtfeuern rasch
näher kam, sah er, daß Carter und Maria bereits gelandet
waren.
      Er blickte hoch, aber von Detweilers
Fallschirm war nichts zu sehen. Er selber schwebte über Savage,
der soeben im Gras aufsetzte, und dann schienen die Feuer ihm
entgegenzusausen, und er sah, daß jemand dort stand und zu ihm
hinaufschaute, ein Junge mit einem alten Regenmantel und einer
Stoffmütze.
      Der Versorgungssack plumpste mit
einem dumpfen Knall zu Boden, das Signal, daß er sich
bereithalten müsse. Den Bruch teil einer Sekunde später war
er selber unten, schlug aufs nasse Gras, daß ihm der Atem
wegblieb. Dann kam der Junge in Re genmantel und Stoffmütze ihm zu
Hilfe und bändigte die schwellenden Wogen aus Seidenstoff, und
Luciano sah, daß der Junge ein Mädchen war.
      Er rappelte sich auf, schnallte sich
von den Gurten los, und das Mädchen stand dabei und musterte ihn
im Feuerschein.
      »Sind Sie Luciano?«
      »Stimmt. Und Sie?«
      »Rosa Barbera – Vitos Nichte.«
      Sie begann, den Fallschirm zusammenzulegen, und Harry Carter kam angerannt und nicht weit hinter ihm Savage.
      »Wo ist Detweiler? Vito sagt,
Sie seien als letzter gesprun gen, dann war das Flugzeug schon
über dem nächsten Tal.«
    Luciano entledigte sich des Hauptfallschirms, der
sich nicht geöffnet hatte, und hielt die Reißleine hoch, so
daß alle die Schnittstelle sehen konnten. »Ich hab
gewußt, daß ich dem Kerl unsympathisch bin. Bloß war
mir nicht klar, wie sehr.«
      Detweiler trieb auf das nächste
Tal zu, landete in einem Kie fernwald, und sein Fallschirm verfing sich
in den Ästen, so daß er drei Meter über dem Boden
schwebte. Er ließ die Halterung des Fallschirms aufschnappen,
fiel auf den Waldboden und blieb eine Weile liegen.
      Was, zum Teufel, sollte er jetzt tun?
Er hatte es nicht mit Absicht getan, ganz und gar nicht. Ein Augenblick
schieren Wahnsinns hatte ihn auf die falsche Seite des Gebirges, kilo
meterweit vom Ziel entfernt, verschlagen, wo er nun allein und allen
Gefahren hilflos ausgesetzt war.
      Eines war sicher. Er mußte sich
schleunigst auf den Weg machen und versuchen, Bellona zu erreichen. Er
schlüpfte aus der Fliegerkombination, in der er abgesprungen war.
Darunter trug er einen flickenbesetzten Anzug aus grobem Stoff und ein
kragenloses Hemd. In einer Jackentasche steckte eine Mütze. Er zog
sie über, dann kauerte er nieder und öffnete den Versor
gungssack. Er holte einen automatischen Colt vom Kaliber 45 und einen
Karabiner heraus, steckte den Colt ein und schlang sich den
Gewehrriemen über die Schulter.
      Dann warf er den Versorgungssack ins
Gestrüpp und zerrte an dem hängengebliebenen Fallschirm, um
ihn herunterzuho len. Der Fallschirm rührte sich nicht. Also
ließ er ihn hängen und begann den mühsamen Abstieg
durch den Wald. Im Mo ment regnete es gerade nicht, und ein bleicher
Mond schien durch einen Wolkenspalt. In seinem Licht sah er jenseits
einer niedrigen Steinmauer einen Waldweg. Er kletterte über die
Mauer und sah weiter unten ein Bauernhaus, roch ein Holzfeu
    er, sah ein Licht im Fenster.
    Er blieb stehen und tastete mit der Hand unter
die Jacke, um sich zu vergewissern, daß die Brieftasche mit den
falschen Pa pieren, die Carter ihm in Maison Blanche gegeben hatte,
darin nen war. Beruhigt marschierte er den Weg entlang und schwenkte
zum Bauernhaus ein. Das Gewehr ließ er umge hängt, aber mit
einer Hand umklammerte er den Kolben des Colt in seiner Tasche.
      Im Haus fing ein Hund wie rasend zu
bellen an, als Detwei ler durch den Schmutz des Hofes zur Tür
stapfte. Er klopfte. Drinnen entstand Bewegung, und dann öffnete
sich die obere Hälfte der Tür.
      Rauch wehte durch die kalte Luft, und
im trüben Licht einer Petroleumlampe sah Detweiler einen Mann mit
einer Flinte hinter der Tür stehen. Er war vielleicht sechzig
Jahre alt, hatte ein hohlwangiges unrasiertes Gesicht und trug

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