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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Savage trat hinaus, und Carter folgte ihm.
    »Es war nicht Ihre Schuld.«
    Savage schüttelte den Kopf. »Das
genügt nicht, Sir. Falsche Einschätzung meinerseits. Glaubte,
daß ich ihn kenne.«
      Carter gab ihm eine Zigarette, und
Savage drehte sich um und schaute durch die Tür nach Rosa, die am
Feuer kauerte.
      »Das Mädchen – wie alt ist sie?«
      »Rosa? Sechzehn oder siebzehn. Sie ist Barberas Nichte.«
    »Ziemlich jung, um bei dieser Art Spiel mitzumachen.«
      »Im Gegenteil, sie ist
großartig. Kein Wunder, schon mit dreizehn mußte sie sich
allein durchschlagen. Als Vito sie auf spürte, hatte sie schon
drei Jahre lang in Palermo das Pflaster getreten.«
      Savage, das Produkt einer
erzkonventionellen Erziehung, war schockiert. »Heißt das,
sie war ein Straßenmädchen?«
      »Scheint so.«
      Savage ging hinein, setzte sich in
die Nähe des Feuers und beobachtete Rosa. Sie wußte genau,
daß er da war, tat jedoch, als bemerkte sie nichts, und kratzte
sich ungeniert den Rücken. Als sie nach einem
Schöpflöffel griff, der über dem Herd hing, sah Savage,
daß ihr Kleid unter dem Arm einen Riß hatte, aus dem ein
dunkles Haarbüschel hervorlugte.
      »Hungrig?« sagte sie, ohne ihn anzusehen.
      »Ich könnte ein Pferd aufessen.«
      »Es gefällt mir, wie Sie
sprechen.« Sie drehte sich um. »Römisches Italienisch,
wie ein richtiger Gentleman.«
      »Ich habe vor dem Krieg ein paar Jahre lang in Rom ge wohnt.«
      »Aber Sie sind Amerikaner? Ein
echter Amerikaner?« Sie schöpfte Suppe in einen Napf und gab
sie ihm.
      »Ja, ich glaube, das kann man sagen.«
    »Aus New York?«
    »Boston.«
    Sie zog enttäuscht die Nase kraus.
»Schade. New York muß toll sein. Die Freiheitsstatue, das
Empire State Building. Onkel Vito hat mir alles erzählt. Eines
Tages wandere ich dorthin aus.«
      »Wirklich?«
      »Vielleicht nach dem Krieg.«
      Die Suppe war ausgezeichnet, aber sehr heiß, und er ver brannte sich ein bißchen den Mund.
      »Gut?« sagte sie.
      »Sehr gut.«
      »Essen Sie mehr.«
      Sie füllte den Napf nochmals
auf, dann ging sie zum Tisch, um die anderen zu bedienen. Beim Gehen
bewegte sich ihr ganzer Körper, was Savage verwirrte. Das schwarze
Baum wollkleid war um eine Nummer zu eng, und als sie sich über
den Tisch beugte, zeichnete ihr Popo sich deutlich ab. Savage bemerkte,
daß Luciano ihn ironisch beobachtete, und widmete sich eiligst
wieder seiner Suppe.
      Die drei anderen Männer setzten sich, und Maria brachte ih nen Kaffee.
      Barbera sagte: »Und jetzt zum
Geschäft. Die paar Tage, bis ich von Padre Giovanni höre,
sind Sie hier sicher. Wie ich schon sagte, kann ich nur über ihn
Nachricht von Don Antonio bekommen.«
      »Die Zeit drängt, Vito«, sagte Carter. »Wie lange werden wir warten müssen?«
      »Ich weiß es nicht,
Harry, das hängt ganz von Luca ab. Ich verspreche Ihnen, daß
ich mich voll einsetzen werde, und ich lasse Rosa hier, damit sie
für Sie sorgt.«
    »Ein paar Tage«, sagte Carter. »Mehr Zeit haben wir gar nicht.«
      Maria beugte den Kopf und sprach
leise ein Gebet, ehe sie zu essen anfing. Als sie aufblickte, sagte
Barbera verlegen: »Schwester, Harry hat mir alles erzählt.
Verzeihen Sie, ich ha be es nicht gewußt.«
      »Hat nichts zu sagen, Signor Barbera.«
      Rosa fragte: »Stimmt das, was er gesagt hat? Sind Sie wirk
    lich Nonne?«
      »Ja, Rosa«, erwiderte Maria. »Ich bin Pflegerin in einem Krankenhaus.«
      »Ah, so eine Nonne. Wie im
städtischen Krankenhaus von Palermo. Da war ich einmal. Alle
Pflegerinnen waren Non nen.«
      »Sie waren im Krankenhaus?«
      »Ja, als ich mein Baby verlor«, sagte Rosa und fuhr fort, rings um den Tisch die Suppe auszuteilen.

      In Maison Blanche hatte sich der
Nebel verzogen, und es regnete nicht mehr. Air Marshal Sloane saß
am Schreibtisch in der Flugleitung und arbeitete an den Papieren, die
er in seiner Aktenmappe mitgebracht hatte. Schreibtischarbeit der
stumpfsinnigsten Art, wie man sie sich bis zuletzt aufhebt in der
Hoffnung, sie werde sich von selbst erledigen.
      Die Tür ging auf, und der
diensthabende Offizier trat ein. »Er hat's geschafft, Sir. Ist
schon im Landeanflug.«
      Sloane ging hinaus, über das
Flugfeld zum Kontrollturm und stieg die Treppe hinauf. Er schnalzte mit
den Fingern, und ein Sergeant reichte ihm ein Zeiss-Nachtglas. Im
bleichen Mond licht konnte er die noch etwa drei Kilometer entfernte
Junkers

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